Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
wieder zu Boden fiel und mich benommen auf den Rücken wälzte. Rings um mich herum regneten Steintrümmer und Staub nieder. Die Erde bebte und wie durch einen dichten Nebel sah ich, dass etwas Gigantisches keinen halben Yard über mir durch die Luft flog und mit ungeheuerlicher Wucht gegen das Felsentor krachte: der Schwanz der Bestie, die halb wahnsinnig vor Schmerz und Wut geworden war und sich immer mehr und mehr in ihre Raserei steigerte.
Ich wollte mich hochstemmen, aber der Boden bockte wie ein störrisches Pferd. Ich stürzte wieder, sah, wie sich Lance mit einem verzweifelten Satz vor dem Ungeheuer in Sicherheit brachte und erkannte Sitting Bull, der im Zickzack auf uns zurannte.
Ich erwachte erst aus meiner Erstarrung, als mich Cody grob am Arm packte und in die Höhe riss. Seine freie Hand deutete immer wieder auf den Berg und seine Lippen formten Worte, die im Brüllen des Drachens verklangen, ehe ich sie verstand. Schließlich packte er mich grob bei den Schultern, drehte mich herum und stieß mich vor sich her.
Hinter uns steigerte sich das Toben des Drachens noch weiter. Und er kam näher; langsam, aber so unaufhaltsam wie eine Lawine aus Muskeln und Panzerplatten. Wir waren verloren!
Sitting Bull und Annie erreichten den Berg fast im gleichen Moment wie wir und als ich mich aus Codys Griff löste, kam auch Postlethwaite herbeigekeucht.
»Wohin jetzt?«, schrie ich. Mein Blick irrte über den Platz. Aber es gab keinen Ausweg. Der einzige Fluchtweg führte durch die Felsen, hinter denen unser Lager lag – und zwischen ihnen und uns tobte der Saurier!
Cody antwortete nicht, aber in diesem Moment drehte sich Sitting Bull herum, hob die Arme und presste beide Hände gegen den Felsen. Seine Augen waren geschlossen und ich sah, wie sich seine Lippen bewegten; lautlos und auf sonderbar fremde, unangenehm aussehende Art, als spräche er Worte, die nicht für menschliche Lippen gedacht waren.
Und dann geschah das Unglaubliche.
Der Fels öffnete sich.
Es ging rasend schnell, aber ich sah jede Einzelheit mit bizarrer Deutlichkeit: Die Linien, die das symbolisierte Tor im Felsen andeuteten, begannen zu glühen, zuerst rot, dann gelb, schließlich in einem grellen, in den Augen schmerzenden Weiß.
Und plötzlich war das Tor nicht mehr nur scheinbar, sondern ganz real ein Tor. Zwei gigantische Flügel öffneten sich vor uns und für einen kurzen Moment sah ich ein Stück einer riesigen, finsteren Höhle, Unrat und Staub, die den Boden bedeckten …
Dann packte mich Cody, stieß mich durch das Tor und sprang mit Lance und Annie, die noch einen Schuss auf den Saurier abgab, hinter mir her. Ich strauchelte, verlor das Gleichgewicht und stieß mir nicht zum ersten Male an diesem Tage den Schädel an, als ich fiel.
Für einen Moment verschwammen die Höhle und die Gestalten der anderen vor meinen Augen.
Aber immerhin sah ich noch, wie sich das Tor im Felsen hinter Buffalo Bill Cody schloss; einen Augenblick, bevor der Drache herankam.
Das zornige Brüllen des Tyrannosaurus verklang im Krachen der tonnenschweren Torflügel, die sich vor ihm schlossen.
Und es hörte sich an, als würde ein riesiger steinerner Sarg geschlossen …
Swen Liefenstahl hatte seine Runde beendet, verharrte einen Moment lang reglos auf der Stelle und ging dann denselben Weg zurück, den er gekommen war. Er war groß, selbst für einen Mann seines Volkes, und seine mächtigen Schultern sprengten beinahe den dunklen Lederharnisch. Sein Gesicht wirkte müde und übernächtigt, aber die dunklen Augen unter dem Helm blickten aufmerksam und wach.
Drei Tage wer es her, dass Erik ihn und die anderen Ratsmitglieder zusammengerufen hatte, um seine düsteren Vorahnungen mit ihnen zu teilen. Seid wachsam, hatte er gemahnt, denn das Ende unserer Herrschaft steht bevor.
Hätte ein anderer Mann als Erik Weltuntergangsstimmung verbreiten wollen, hätte er sich Swens beißenden Spott zugezogen. Nicht so Erik. Seine Ahnungen hatten noch nie getrogen. Und das erfüllte Swen mit einer ungewissen, nagenden Furcht.
Die Dunkelheit war absolut, aber trotzdem spürte ich, wie gigantisch die Höhle sein musste, in der wir uns befanden. Da war nichts von dem Gefühl irgendeiner Begrenzung, nichts von dem eingesperrt oder lebendig begraben sein, das man fühlt, wenn man in kleinen Räumen eingeschlossen ist. Die Atemzüge und kleinen Geräusche, die die anderen verursachten, verklangen ohne das mindeste Echo in der Schwärze und ich hatte
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