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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rückte seine Nickelbrille zurecht, »auf einer Expedition, die mich durch die sibirische Tundra führte. Damals entfernte sich einer unserer Träger leichtsinnigerweise von der Gruppe. Wir fanden ihn erst nach Stunden. Ein Wolfsrudel war über ihn hergefallen … schrecklich.«
    »Wölfe? Hier? Das ist ja lächerlich!« Buffalo Bill war an den Leichnam herangetreten. Er verzog das Gesicht, nahm Postlethwaite den blutigen Lappen aus den Händen und breitete ihn über den Kopf des Toten. »Wir sind hier am Rande der Mojave-Wüste, verehrter Professor«, fuhr er fort, »und ich habe noch nie gehört, dass sich Wölfe -«
    Ein lang gezogener, klagender Laut erklang, als wollte ihn die Wüste selbst Lügen strafen. Ein schauerliches Heulen, das mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Und während wir noch wie erstarrt lauschten, fiel ein zweites Tier in das schreckliche Lied ein, dann ein drittes, ein viertes …
    Das Heulen schwoll an, wurde lauter und lauter und noch immer gesellten sich neue Stimmen hinzu.
    Postlethwaite war bleich geworden und als er sich umwandte und ich in seine Augen sah, erkannte ich nichts als Angst darin; eine tiefe, bodenlose Angst.
    »Gott steh uns bei«, flüsterte er.
     
    Seit Stunden schon hockte Monahseetah zusammengesunken auf dem steinigen Boden der Höhle. In ihren Händen hielt sie eine unförmige, braune Kugel von der Größe eines Kräheneies, wiegte sie sanft hin und her und murmelte dabei Worte, die so fremdartig waren, dass ihre Stimmbänder sie kaum formulieren konnten.
    Es war eine Blumenzwiebel und sie war kalt und hart und leblos gewesen; bis vor wenigen Minuten jedenfalls. Nun spürte Monahseetah, dass etwas tief in der Knolle erwachte und der Außenwelt entgegen drängte. Es war das Leben selbst, das sich regte.
    Mazakootemane saß neben ihr, unbeweglich und stumm. Der alte Schamane zeigte mit keiner Miene die Freude, die er empfand. Deutlich konnte auch er die Veränderung in der Knolle spüren, ja, er sah sogar die mentalen Ströme, die von Monahseetahs Mund aus in die kleine braune Kugel drangen.
    Der Zauber gelang! Und das, obwohl die Squaw erst seit drei Monden bei ihm weilte!
    Ja, es war richtig gewesen, sie zu unterrichten, dachte der Alte. Schon jetzt beherrschte sie den Naturzauber besser als je einer seiner Schüler vor ihr und wenn er ihr die Angst vor den Beschwörungen der Götter und Geister nehmen könnte, würde sie die Ausbildung abschließen können, in zwei Jahren schon.
    Die kleine Zwiebel in Monahseetahs Händen begann zu zittern, zuckte hin und her wie ein lebendiges Wesen. Noch hatte der Keim nicht die Kraft, die letzte Grenze zum Licht zu überschreiten. Ein weiteres Mal sammelte Monahseetah ihre Kräfte, fühlte die Macht die tief in ihr schlummerte, erweckte einen kleinen Teil davon – einen winzigen Teil nur, gerade groß genug, um den Zauber zu vollenden – und sandte ihn in die Knolle.
    Die Kugel zerplatzte.
    Mit einem Male war die Luft voller Staub und Ruß und roch durchdringend nach verbranntem Laub. In Monahseetahs Händen blieb nur ein verkohltes, formloses Etwas zurück, bizarr gewunden wie eine vertrocknete Blüte.
    Mit einem wütenden Schrei schleuderte sie das Ding gegen eine der Felswände, sprang auf und wandte sich ab. Ihre Schultern zuckten.
    Mühsam erhob sich der alte Schamane, trat hinter sie und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. Sie drehte sich halb weg, zog die Nase hoch und blinzelte wütend die verstohlenen Tränen weg, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten.
    »Die Macht in dir ist größer, als ich dachte«, sagte Mazakootemane mit leiser Stimme. »Du wirst lernen müssen, sie besser zu beherrschen.«
    Mit einem Ruck fuhr Monahseetah herum. »Wie soll ich die Magie erlernen, wenn mir schon ein solch einfacher Zauber misslingt?«, fragte sie heiser. »Sie alle hatten Recht – ich bin eben nur eine Squaw -«
    Jetzt blitzte es wütend in den Augen des Schamanen auf. Er trat auf Monahseetah zu und packte ihre beiden Arme mit festem Griff. »Was redest du?«, fragte er ärgerlich. »Das Gegenteil ist der Fall! Deine Kraft ist viel zu groß. Du musst nur lernen, sie zu beherrschen. Los, versuche es noch einmal!«
    Damit drückte er Monahseetah eine zweite Blumenzwiebel in die Hand, lächelte ihr aufmunternd zu und deutete auf die Matte neben dem Feuer.
    »Nur Mut. Ich weiß, dass du es schaffst«, unterstrich er seine Worte, ließ sich selbst auf den Boden nieder und wartete, bis auch Monahseetah Platz

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