Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Gruppe, die sich um den toten Wachposten geschart hatte, und winkte mich ungeduldig heran. Noch einmal wandte ich mich der verwischten Spur zu, aber es gab nichts, was ich noch hätte tun können. Shadow war und blieb verschwunden – eine Tatsache, mit der ich mich abfinden musste. Ich war hilflos wie selten zuvor. Ich konnte nur hoffen und zu Gott beten, dass sie noch am Leben war.
    So erhob ich mich schließlich von meinem Platz und eilte mit schnellen Schritten zu den anderen hinüber. Mittlerweile hatten sich alle bei dem Toten eingefunden; alle außer Annie, die mit bleichem Gesicht abseits stand und offensichtlich bemüht war, ihren Magen im Zaum zu halten.
    Der Schrecken der letzten Minuten muss mir nur allzu deutlich im Gesicht gestanden haben, denn als sich Bill umwandte, um mich durch die Reihen der Indianer zu dem Leichnam zu ziehen, verharrte er mitten in der Bewegung.
    »Mein Gott … was ist denn geschehen? Und wo ist Miss Shadow?«, fragte er, wie immer viel zu laut.
    Die Köpfe der anderen ruckten herum und sofort sah ich wieder Argwohn in den Augen der Indianer aufblitzen. Ixmal löste sich aus der Gruppe und trat dicht an mich heran. Er reichte mir gerade bis an die Schultern und trotzdem drückte er in diesem Moment solch eine Kraft und Drohung aus, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
    »Sie ist … verschwunden«, antwortete ich lahm und zuckte die Achseln. »Einfach verschwunden.« Wahrscheinlich war es das Falscheste, was ich in diesem Augenblick überhaupt sagen konnte.
    »Was soll das heißen?« Ixmal ballte die Fäuste und trat abermals an mich heran. »Wenn ihr etwas zugestoßen ist -«
    Wieder war es Sitting Bull, der eine Auseinandersetzung im letzten Moment verhinderte. Er tauchte plötzlich hinter Ixmal auf und legte ihm seine sehnige Hand auf die Schulter.
    Für einen kurzen Moment nur traten sich unsere Blicke, dann wusste der alte Häuptling genug. Seine Stimme klang ruhig und bestimmt, als er sich an mich wandte. »Was ist geschehen, Blitzhaar?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, gab ich zurück. »Wir standen dicht beisammen, dort drüben«, ich deutete zu der Felswand hinüber, »und plötzlich war sie verschwunden, noch während ich …«
    Ich sprach nicht weiter. Plötzlich wusste ich, warum der indianische Posten auf so schreckliche Weise gestorben war.
    Er hatte mich ablenken sollen; mehr nicht. Shadow hatte geahnt, was hinter all diesen Albträumen steckte und ihre Vermutungen waren offensichtlich richtig gewesen.
    Wer immer die Träume geschickt und das Netz aus Wahnsinn und Tod gewoben hatte, in das ich mich immer mehr verstrickte – er hatte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
    Zum einen hatte er Shadow mundtot gemacht (und vielleicht nicht nur das, flüsterte eine bösartige Stimme in meinem Gehirn), zum anderen hatte er den Posten beseitigt. Den Mann, der mich in meinem Wachtraum angegriffen hatte und den ich als Einzigen noch hätte befragen können, um Klarheit in diese ganze mysteriöse Angelegenheit zu bringen.
    All dies schoss mir in einem einzigen Augenblick durch den Kopf und diesmal war ich klug genug, mir nichts anmerken zu lassen. Wenn mir die Indianer um Ixmal auch manches glauben mochten, diese Erklärung zu Shadows Verschwinden war einfach zu phantastisch, um glaubhaft zu wirken.
    So räusperte ich mich nur und fuhr fort: »Noch während ich den Posten hier zusammenbrechen sah. Das ist alles, was ich weiß.« Und an Sitting Bull gewandt, fügte ich hinzu: »Ich glaube, dass ein böser Zauber sie entführt hat, Häuptling.«
    Sitting Bull nickte bedächtig. »Es ist gut«, sagte er dann. »Ich glaube dir, Blitzhaar.« Er wandte sich an die Krieger um Ixmal und redete in der Alten Sprache auf sie ein. Nach und nach entspannten sich die wutverzerrten Gesichter. Schließlich trat Ixmal zur Seite und gab den Weg zu dem Leichnam seines Stammesbruders frei. Ich nickte ihm zu und setzte so etwas wie ein versöhnliches Lächeln auf. Es wurde zu einer Grimasse, als ich den Toten erblickte.
    Lancelot Postlethwaite erhob sich eben wieder von den Knien und wischte sich die Hände an einem groben Leinentuch ab. Er hatte den Indianer auf den Rücken gedreht und notdürftig untersucht. »Nichts mehr zu machen«, sagte er überflüssigerweise.
    Mir wurde übel und ich musste für einige Sekunden die Augen schließen, um dem furchtbaren Anblick standzuhalten.
    »Solche Wunden habe ich erst einmal gesehen«, fuhr Postlethwaite mit leiser Stimme fort und

Weitere Kostenlose Bücher