Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
dass unser wahrer Gott nicht Gott der Herr sei, sondern Baphomet. Aber das stimmt nicht. Wir dienen Gott dem Herren, keinem anderen!«
»Und dieses … dieses Ding?«, keuchte von Schmid.
Balestrano schwieg einen Moment. Sein Blick wurde traurig. »Ich wollte es euch ersparen, Brüder, glaubt mir«, sagte er mit sehr leiser Stimme.
»Was wolltest du uns ersparen?«, brüllte von Schmid. »Die Gotteslästerung, deren Zeuge wir wurden?« Mit einer wütenden Bewegung riss er sein Schwert halb aus dem Gürtel und trat auf Balestrano zu.
Aber so schnell er auch war, Hayworthy war schneller. Mit einem blitzschnellen Schritt vertrat er ihm den Weg, hob die linke Hand und legte die andere auf den Gürtel, einen Zoll neben dem Schwertgriff. Von Schmid erstarrte mitten im Schritt. In seinem Gesicht arbeitete es. Einen kurzen Moment lang sah es so aus, als wolle er sich trotz allem auf den viel kleineren und schmächtigeren Schotten stürzen. Aber dann behielt seine Vernunft die Oberhand; er sah ein, dass er gegen Hayworthy keine Chance haben würde.
»Lass ihn, Bruder«, sagte Balestrano leise. »Er hat ein Recht, zornig zu sein. Ich kann ihn verstehen.«
»Er hat kein Recht, die Waffe gegen dich zu ziehen, Bruder«, sagte Hayworthy schneidend, ohne den Deutschen dabei aus den Augen zu lassen. »Nicht einmal denken darf er so etwas.«
»Und doch verstehe ich ihn nur zu gut«, flüsterte van Velden. Hayworthy sah mit einem wütenden Ruck auf, aber wieder war es Balestrano selbst, der ihn mit einer raschen, aber irgendwie trotzdem müde wirkenden Geste zum Schweigen brachte.
»Haltet ein, Brüder«, sagte er. »Hört mir zu. Was ihr gesehen habt, war nicht der Antichrist, und was er von euch genommen hat, war nicht eure Seele.«
»Der Teufel oder einer seiner Diener«, fauchte von Schmid. »Wo ist der Unterschied.«
»Er ist groß, Bruder«, sagte Balestrano ernst. »Größer, als du glaubst. Der Antichrist ist unser Feind, der nur unser Verderben im Sinne hat.«
»Und Baphomet unser Freund?«, höhnte von Schmid.
Balestrano schüttelte ernst den Kopf. »Nein. Aber er ist auch nicht der Freund Lucifers. Er ist niemandes Freund. Aber er gibt uns Kraft. Eine Kraft, die wir brauchen werden, wollen wir Necron besiegen. Unsere beschränkten menschlichen Kräfte reichen nicht aus, die Sperre aus Wahnsinn zu durchdringen, die er um seine verfluchte Burg errichtet hat.«
»Deshalb also«, sagte de la Croix. Seine Stimme klang noch immer so kalt und gefühllos wie zuvor. »Hast du es deshalb getan?«
Balestrano nickte. »Ja«, gestand er. »Mir blieb keine Wahl, Brüder. Das Leben von fünfhundert der unseren oder ein Pakt mit Baphomet. Ich habe euch ausgewählt, die Träger seiner Kraft zu werden, weil ich hoffte, dass ihr die Stärke und Festigkeit hättet, diese Prüfung zu ertragen. Mit seiner Hilfe könnt ihr Necrons Zauber aufheben. Nur ihr vier, sonst keiner.« Er sah sie der Reihe nach ernst an. »Spürt ihr es nicht? Fühlt ihr nicht die Kraft, die er euch gab? Benutzt sie. Fügt sie euren eigenen Mächten hinzu und ihr könnt Necron besiegen. Allein niemals.«
O ja, Hayworthy fühlte, was Balestrano meinte: ein dumpfes, machtvolles Brodeln und Raunen tief am Grunde seiner Seele, eine ungeheure Ballung schwarzer, destruktiver Energie, die darauf wartete, hervorzubrechen und zu vernichten, zu töten, töten, töten … Er hatte Angst.
»Und … was mussten wir ihm dafür geben?«, fragte er stockend. »Unsere Seligkeit? Die Unberührtheit unserer Seelen?«
Balestrano schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wenn alles vorbei ist, werde ich euch die Beichte abnehmen und euch segnen. Die heiligen Sakramente schützen euch, selbst vor dem Zugriff Baphomets. Euer Seelenheil war niemals in Gefahr.«
»Was dann?«, fragte von Schmid scharf. Er schrie fast. »Was dann, Bruder Balestrano?«
Balestrano atmete hörbar ein. Hayworthy sah, wie schwer es ihm fiel, die Frage zu beantworten.
»Energie«, sagte er leise. »Das Wesen, das ihr Baphomet nannten, gibt euch Kraft, aber es verlangt etwas dafür. Energie. Die Kraft, die euch am Leben erhält. Einen normalen Menschen würde es töten, im Augenblick der Berührung. Ihr habt die geistige Stärke, seine Berührung zu überleben. Doch nicht umsonst. Etwas von eurer Lebenskraft ist fort.«
»Wie viel?«, fragte von Schmid. »Um wie viel werden wir eher sterben, Bruder Jean? Wie viel Zeit hast du uns gestohlen.«
Balestrano sah ihn nicht an, als er antwortete. »Zehn
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