Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Sie mir, und wenn, welchen Unterschied macht es, ob wir Christus oder Buddha oder Cthulhu anbeten? Wir werden Diener sein, aber Diener, die gleichzeitig Herrscher sind, denn unter ihrer Herrschaft werden wir nicht nur diesen, sondern auch andere Planeten beherrschen; und schon bald.«
»Hören Sie auf!«, sagte ich. »Das ist Gotteslästerung.«
»Das ist es nicht«, antwortete Necron sehr ernst. »Ich glaube nicht an Ihren Gott, Robert, aber wenn es ihn gibt, dann sind Cthulhu und seine Brüder ebenso seine Geschöpfe wie Sie und ich.«
»Was Sie verlangen, ist unmöglich!«, protestierte ich, sehr viel heftiger, als notwendig gewesen wäre. »Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, aus den Menschen ein Volk von Sklaven zu machen!«
»Dienern«, verbesserte mich Necron. »Und ist der Diener eines Königs nicht mehr zu beneiden als der König eines Volkes von Bettlern?« Er hob die Hand und ließ sie wuchtig auf das kleine Tischchen mit den SIEGELN klatschen. »Muss ich Sie erinnern, was geschah, als Hastur das erste Mal angriff?«, fragte er. »Haben Sie den Krakatau vergessen? Wie viele Unschuldige sind gestorben? Zehntausend? Fünfzehn? Wie viele, Robert?«
»Sechsunddreißigtausend«, murmelte ich. »Aber das war -«
»Eine Naturkatastrophe?« Necron lachte böse. »Sie wissen es besser. Der Krakatau brach nicht aus, weil ich dieses SIEGEL entfernte. Er brach aus, weil Hastur es so wollte. Und es war ihm vollkommen egal, wie viele Menschen dabei ihr Leben verloren. Was glauben Sie, wird geschehen, wenn er wirklich auf einen der GROSSEN ALTEN trifft, oder auf alle? Möglicherweise wird es diesen Planeten dann nicht mehr geben, Robert. Möglicherweise doch noch, aber Sie und ich werden ihn nicht wiedererkennen. Hastur wird sie vernichten und auch Ihre Phantasie wird wohl ausreichen, sich auszumalen, was geschieht, wenn die Götter einander bekämpfen. Möglicherweise wird unsere Welt zu einem glühenden Feuerball. Hastur ist das gleichgültig.«
»Sie … Sie lügen!«, keuchte ich. Aber meine Stimme zitterte dabei und irgendwo, sehr tief in meinem Inneren, spürte ich, dass er Recht hatte. Krakatau … ich hatte diese entsetzliche Katastrophe miterlebt und ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie rücksichtslos Hastur seine Macht eingesetzt hatte. Vor meinem inneren Auge stieg eine entsetzliche Vision auf: Ich sah Länder voller Toter, brennende Städte und kochende Flüsse, Meere, die unter unglaublicher Glut verdampften und Wolken, aus denen Feuer auf ein verbranntes Land herabregnete … »Sie lügen«, murmelte ich noch einmal.
»Nein, Robert, das tue ich nicht«, antwortete Necron leise. Er wandte sich an Shadow. »Sagen Sie ihm, dass ich die Wahrheit spreche.«
Shadow schwieg. Aber sie wich meinem Blick aus, als ich sie anstarrte.
»Mein Angebot gilt auch für Sie«, sagte Necron, immer noch an Shadow gewandt. »Kommen Sie zu uns. Ich werde Sie vor Hasturs Nachtstellungen schützen.«
»Sie … Sie sind verrückt«, murmelte Shadow. »Ich bin sein Geschöpf.«
»Unsinn!« Necron machte eine unwillige Handbewegung. »Sie sind schon viel mehr Mensch, als Sie selbst wahrhaben wollen.« Plötzlich wurde er zornig. »Sagen Sie es ihm Shadow. Sagen Sie Robert, was geschah, als die El-o-hym das letzte Mal hierher kamen und gegen Cthulhu und seine Brüder kämpften.«
Shadow schwieg. Aber irgendetwas veränderte sich in ihrem Gesicht, das mich schaudern ließ. Und es war ein Ausdruck, den ich lange nicht vergessen sollte.
Die Nacht war noch dunkler geworden. Der Mond hatte sich hinter grauschwarzen Wolken verkrochen, wie ein großes, bleiches Gesicht, das sich angstvoll vor dem verborgen hatte, was kommen mochte, und wie um die grausame Hitze des Tages zu verhöhnen, wehte ein eisiger Wind von Osten her und peitschte den Männern Sand und Kälte in die Gesichter.
Das Heer kroch wie eine gewaltige, aus fünfhundert einzelnen weißen Segmenten bestehende Schlange durch die Wüste, den großen Dünen und Felsmassierungen ausweichend, aber immer nach Osten.
Sie waren seit einer Stunde unterwegs; eine Stunde jenseits der unsichtbaren Barriere aus Wahnsinn, die Necron um seine Burg gelegt hatte, und obgleich die Nacht so finster war, dass der Blick nicht einmal von einem Ende der Kolonne zum anderen reichte, spürte Balestrano doch, dass es nicht mehr sehr weit sein konnte. Er konnte die Nähe des Magiers fühlen. Wie einen üblen Geruch, der sich über der in der Nacht schwarz gewordenen Wüste
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