Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
gesehen, wie sie praktisch durch eine geschlossene Tür hindurch in mein Zimmer gekommen war, und hatte sie mir nicht selbst erzählt, dass sie eine Menge von Necron gelernt hatte, ohne dass er es wusste?
Ich hätte mich ohrfeigen können, nicht mehr daran gedacht zu haben. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
Zitternd vor plötzlicher Aufregung setzte ich mich wieder, lehnte mich abermals gegen die Wand und versuchte mich zu konzentrieren. Ich hatte niemals zuvor versucht, ganz bewusst Kontakt mit dem Bewusstsein eines anderen Menschen aufzunehmen; nicht auf diese Weise. Diesmal musste ich es, wenn ich nicht tatenlos hier herumsitzen und darauf warten wollte, dass Necron mich holen ließ, damit ich entschied, welche der beiden Frauen, die ich liebte, leben durfte.
Und welche sterben sollte.
Es war noch immer nicht vollends hell geworden, wenigstens nicht hier, auf der sonnenabgewandten Seite des zyklopischen Berges, dessen Schatten in die Wüste hinauswies und das Sonnenlicht auffraß. Der Wind, der aus der Wüste herüberwehte und die Männer hinter Laguerre mit einem beständigen Bombardement kleiner harter Sandkörner überschüttete, war noch kalt.
Der Fels, auf dem er lag, war warm.
Es war eine unangenehme Wärme. Nicht die gespeicherte Sonnenhitze des vorangegangenen Tages, die der Stein jetzt allmählich wieder freigab, sondern eine unangenehme, irgendwie schmierige Wärme, als brodele tief unter dem Fuß dieses Höllenberges ein schwarzes Feuer, dessen tödlichen Hauch sie fühlten.
Laguerre versuchte, den Gedanken abzuschütteln und sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, aber es gelang ihm nur zum Teil. Die Männer, auf die sie warteten, waren irgendwo vor ihnen und er spürte, dass sie nicht mehr sehr weit entfernt waren – aber er sah sie nicht. Der Fels war so schwarz wie ein Stück gefrorener Nacht. Necrons Krieger hätten fünf Schritte vor ihnen sein können und er hätte sie nicht gesehen.
Und da war etwas, was Laguerre noch mehr verstörte.
Er konnte die gleichförmig gewellten Sanddünen der Mojave sehen, jenseits des Bergschattens, so klar, wie es nur hier in der Wüste möglich war, und er konnte den schwarzen Lavastein sehen, auf dem er lag – aber dazwischen war nichts.
Es schien, als existiere der Ausschnitt der Welt, in dem sich Necrons Krieger verbergen mussten, einfach nicht.
»Das … das ist Zauberei«, murmelte eine Stimme neben ihm. Laguerre wandte den Blick und erkannte Devereaux, den rothaarigen Bretonen, der ihm bei diesem Angriff als Adjutant zugeteilt worden war. Devereaux hatte das schwarze Gewand eines Novizen erst vor wenigen Wochen gegen das weiße Hemd der Ritterschaft eingetauscht und Laguerre verstand bis jetzt nicht so recht, was der Bretone überhaupt hier suchte. Alle anderen Mitglieder dieser verzweifelten Expedition zum Ende der Welt waren Elitekämpfer, die Besten der Besten, wie auch Laguerre selbst.
Aber er sprach den scharfen Verweis, der ihm auf der Zunge lag, nicht aus. Im Grunde hatte Devereaux nur ausgesprochen, was er insgeheim dachte. Was sie alle insgeheim dachten. Diese Licht fressende Schwärze dort vor ihnen war nur noch mit Zauberei zu bezeichnen.
»Wahrscheinlich ist es nur ein Trick dieser Hunde«, murmelte er, ohne dass es ihm allerdings gelang, seine Stimme überzeugend klingen zu lassen. »Es wird ihnen nichts nutzen. Und jetzt still.« Er machte eine befehlende Geste, um seine Worte zu unterstreichen, lächelte Devereaux aber noch einmal flüchtig zu und wandte sich dann wieder dem Berghang und dem unheimlichen Schatten zu.
Es war beinahe die letzte Bewegung seines Lebens – und tatsächlich die letzte, die Devereaux sah.
Die Gestalt tauchte wie ein Schatten über ihnen auf; ein Dämon, den die Nacht aus gespien hatte und der lautlos und schnell wie der Tod war. Laguerre fand gerade noch Zeit, erschrocken zusammenzufahren und nach seiner Waffe zu greifen, da blitzte es über ihm auf. Der Säbel des schwarz gekleideten Drachenkriegers beschrieb einen engen, unglaublich raschen Halbkreis, trennte Devereaux’ Kopf von den Schultern und hackte noch in der gleichen Bewegung nach Laguerre. Der Templer warf sich verzweifelt herum; trotzdem zerfetzte die rasiermesserscharf geschliffene Klinge sein Wams und das Kettenhemd darunter und hinterließ eine tiefe, schmerzhafte Wunde in seiner Schulter. Der Templer brüllte vor Schmerz und Schrecken, kam endlich auf die Füße und parierte den blitzschnell
Weitere Kostenlose Bücher