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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stufen, konnte den Sturz gerade noch mit den Händen mildern und rutschte in grotesken Bewegungen die Treppe in ihrer gesamten Länge wieder hinunter.
    Als ich fluchend an ihrem Ende anlangte, wurde eine Tür neben mir aufgerissen, und Howard stürzte aus der Bibliothek.
    »Was ist -« Er blieb überrascht stehen; ein rasches Grinsen huschte über sein Gesicht. Dann trat er mit einem raschen Schritt auf mich und half mir wieder auf die Beine. »Wie hast du das fertig gebracht?«, fragte er und deutete auf den Teppich, der die Treppe nun straff überspannte und fast wie eine Rutsche vom Erdgeschoss herabführte.
    Ich versuchte es noch einmal. »Howard, irgendetwas will mir nicht aus dem Kopf gehen: Warum habe ich heute nur so viel Pech?« Es war hoffnungslos. Ich konnte nicht über den geheimnisvollen Bann sprechen, der mich auch jetzt wieder überfallen und aus meiner Warnung eine Farce gemacht hatte.
    »Du bist wahrscheinlich übermüdet«, gab Howard zurück und klopfte mir väterlich auf die Schulter. »Nun lege dich erst einmal für ein paar Stunden aufs Ohr. Heute Abend muss deine Pechsträhne zu Ende sein, sonst …«
    Er ließ die letzten Worte offen, aber mich durchzuckte allein bei dem Gedanken an die Folgen ein eisiger Schrecken. Die Pechsträhne, wie Howard es genannt hatte, würde heute Abend nicht zu Ende sein, das fühlte ich mit jeder Faser meines Körpers. Ganz im Gegenteil!
    »Bestimmt hast du Recht«, hörte ich meine Stimme sagen. Meine Füße setzten sich gegen meinen Willen in Bewegung und stiegen auf einem der schmalen Treppenstücke, die beiderseits des Teppichs freigelassen worden waren, die Stufen wieder hinauf. Und kaum war Howard in der Bibliothek verschwunden, fiel der unheimliche Bann von mir ab.
    Für einen Moment blieb ich stehen und suchte zum tausendsten Male nach einem Ausweg aus meiner misslichen Lage. Es gab keinen. So ballte ich nur die Fäuste in ohnmächtiger Wut und ging weiter.
    Ich schlug die Tür meines Schlafgemachs mit lautem Knall ins Schloss und ließ mich auf das Bett sinken. Viel hätte ich dafür gegeben, jetzt sofort einschlafen zu können, aber die Geschehnisse der letzten Nacht standen noch zu deutlich vor meinem inneren Auge. Wann hatte es begonnen, dass ich das Pech anzog wie ein Magnet? Alles war glatt gegangen – mehr oder weniger – bis ich in dieses dunkle Kellerloch herabgestiegen war. Und von da ab begann sich meine Erinnerung zu verwischen, legte sich ein trüber, undurchdringlicher Nebel über meine Gedanken. Was war geschehen? Wie hatte dieser fremde, böse Geist Gewalt über mich erlangt?
    »Fremder böser Geist – pah!«, sagte eine Stimme.
    Ich fuhr zu Tode erschrocken hoch und herum. Das Zimmer war leer!
    »Immer dasselbe mit euch Menschen«, fuhr die Stimme fort. Sie klang rau und hoch, aber nicht unangenehm. Fast wie die einer uralten Frau. »Kaum geht was schief, schon sind die bösen Geister an allem schuld!«
    Ich ließ mich auf die Knie fallen und sah unter Bett und Schränke. Nichts.
    »Suchst du was Bestimmtes?«, fragte die Stimme. »Wenn du mir verrätst, was es ist, helfe ich dir gern suchen.«
    Langsam erhob ich mich wieder und drehte mich zweimal im Kreis. »Ich suche … dich«, sagte ich zögernd. Die ganze Situation war so irreal und aberwitzig, dass ich Mühe hatte, die Worte überhaupt auszusprechen und damit eine Stimme zu akzeptieren, die eigentlich nur meinem verwirrten Geist entsprungen sein konnte.
    Ein helles, abgehacktes Lachen erklang. »Oh, ich würde dir wirklich gern weiterhelfen«, kicherte die Stimme, »aber leider weiß ich im Moment selbst nicht so genau, wo ich bin. Warte mal – züchtest du Riesenorchideen?«
    Riesenorchideen? Das konnte ich doch nur träumen! Ich ging ein paar Schritte durch den Raum, in die Richtung, aus der ich die Stimme zu hören glaubte.
    Dann fiel mein Blick in den großen Wandspiegel.
    Und ich fiel aus allen Wolken.
    Im ersten Moment glaubte ich tatsächlich, meinen Verstand verloren zu haben. Mein Spiegelbild war verschwunden und hatte einem anderen Platz gemacht! Unter dem Glas wippte eine riesenhafte blaue, mit winzigen Stacheln gespickte Pflanze wie in einer leichten Brise hin und her. Ihre Blütenblätter wanden sich in kreisenden Bewegungen, tasteten, lebenden Wesen gleich, nach der Oberfläche des Spiegels, ohne sie jedoch zu durchdringen.
    Und inmitten ihrer schwarz glänzenden Blütenpollen hockte ein Wesen, das nur einem Fiebertraum entsprungen sein konnte. Handtellergroße

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