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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in denen Laub raschelte und die mit dürren Spinnenfingern nach ihm zu greifen schienen.
    »Was soll der Blödsinn?« Smiley stieß ärgerlich eine Rauchwolke aus. »Hast du etwa Schiss vor’n paar toten Leichen?« Er schüttelte grinsend den Kopf. Schon mehr als einmal hatte er die Nacht in irgendeiner aufgebrochenen Gruft verbracht, in Ermangelung eines Pennys für das Obdachlosenasyl. Was war heute nur los mit ihm?
    Klar, die Aufregung. Wenn die Greifer sie hier erwischten, hatten sie eine Unterkunft; für die nächsten fünf Jahre sogar. Allerdings reichlich eng und ohne besonderen Service.
    Smiley ließ sich auf eine Grabumfassung sinken und streckte die Beine von sich. Die Kippe war verbraucht; wenn er jetzt noch einen Zug tat, verbrannte er sich nur die Lippen. Er warf sie in hohem Bogen über die Schulter.
    Ein leises, fast unhörbares Geräusch klang hinter ihm auf. Ein Rascheln, das nicht von dem Stummel herrühren konnte, der in trockenes Laub fiel!
    Smiley fuhr herum.
    Aber da war nichts. Verdammt, spielte er jetzt schon verrückt? Sein Blick streifte den verwitterten Grabstein. »Donald Ashley Robinson, 1734 bis 1765«, las er. »Hast du mich erschreckt, alter Knabe?« Ein Grinsen huschte über sein schmales, spitzes Gesicht.
    Das Grab war verrottet und ungepflegt. Wenn es noch Angehörige der Robinsonsippe gab, so scherten sie sich nicht sonderlich um ihren Ahnherrn. Wildes Unkraut und Löwenzahn überwucherten den eingefallenen Erdhügel. Und – Smiley erstarrte. Hatte sich da nicht eben etwas bewegt? Da – schon wieder! In der Mitte des Hügels lösten sich einige Erdkrumen und rollten auf Smiley zu.
    Mit einem unterdrückten Schrei fuhr der Rattengesichtige in die Höhe und starrte fassungslos auf einen kreisförmigen Trichter, der sich auf dem Grab gebildet hatte und in dem weitere Erdklumpen verschwanden. Etwas, das wie ein fetter weißer Wurm aussah, krümmte sich aus der Öffnung. Dann folgte ein zweiter, ein dritter …
    Das war eine Hand! Knochenfinger!
    Smiley taumelte zurück. Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu.
    Ein zweiter Trichter entstand, wurde größer und größer und auch hier tastete sich eine bleiche Knochenhand ins Freie. Schließlich brach der ganze Erdhügel ein und gab den Blick auf fleckige, von Moder überzogene Rippen frei. Ein grinsender Totenschädel richtete sich auf und stierte Smiley aus leeren Augenhöhlen an.
    Smiley Johnsen wirbelte herum. In seinem Gehirn war nur noch Platz für wilde, unbändige Panik. Er handelte rein instinktiv, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Ratten sind feige, Smiley. Ratten rennen, wenn es an ihr Leben geht. Weg von hier, nur weg!
    Er stolperte über eine Grabeinfassung und schlug schwer zu Boden, mit dem Oberkörper auf das Bett eines weiteren Grabes. Vor seinen Augen wuchs eine verzerrte Klaue aus dem Erdreich. Eine Hand, an der noch Hautfetzen klebten!
    Smiley walzte sich mit einem irren Schrei zur Seite. Etwas in ihm schien zu zerbrechen; er begann schrill zu lachen und kroch auf allen vieren weiter, spürte nicht einmal, wie der Stoff seiner Leinenhose aufriss und die blanken Knie über den groben Kiesweg schürften. Endlich kam er wieder auf die Beine und wankte den Pfad entlang. Ein einzelnes Wort brach über seine Lippen: »J-a-c-k … JACK!!!«
    Dann erreichte er das Grab, an dem sein Kumpan gearbeitet hatte. Jack war noch dort. Er hatte den Sarg freigelegt und den schweren Eichendeckel geöffnet. Seine gebrochenen Augen starrten zu Smiley hinauf. Ein Ausdruck von Wahnsinn und Entsetzen stand in seinen erstarrten Zügen.
    Und um seinen Hals gekrampft lagen die Hände der toten Baroness. Ein böses Lächeln kerbte sich um ihre Mundwinkel, als sie Smiley Johnson erblickte, wie er den Kopf auf die Seite legte und ängstlich fiepste. Langsam ließ sie Jack zur Seite fallen, erhob sich aus ihrem Sarg und streckte die Arme nach Smiley aus …
     
    Ich lag bäuchlings auf dem Boden ausgestreckt, als ich wieder zu mir kam. Das Atmen fiel mir schwer und mein Gesicht schmerzte, als hätte ich mit einem Pferdehuf Bekanntschaft gemacht. Mit jedem Atemzug wallte Staub auf und stach mir in die Augen.
    Aber ich lebte.
    Langsam nur kehrten die Erinnerungen zurück, tauchten aus dem Dunkel auf, in das sich mein Geist geflüchtet hatte. Die Verfolgungsjagd durch die finsteren Gassen, das stickige Kellerloch … die Flammen!
    Mit einem Schrei fuhr ich hoch und tastete über meine Kleidung. Alles war unversehrt. Aber das war doch

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