Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Ritter sprengte noch zehn, fünfzehn Schritte weiter, verhielt sein Pferd und sah sich unsicher um.
Guillaume de Saint Denis machte eine besänftigende Geste.
»Es hat keinen Sinn, den Helden spielen zu wollen, Bruder Guivac«, sagte er. »Diese Memmen geben doch nur Fersengeld, wenn dir dieser Kerl einen Pfeil durch den Leib schießt.«
De Guivac hielt sein Pferd mit einem grässlichen französischen Fluch an und drohte den Mamelucken mit der gepanzerten Faust. »Verdammte Hunde, wollt ihr jetzt gehorchen? Sonst schlage ich euch eigenhändig die Schädel ein!«
Ich starrte ihn zornig an. Es war nicht einmal die unmittelbare Lebensgefahr, in der ich schwebte. Es war weiß Gott nicht das erste Mal, dass ich mit der Waffe in der Hand oder den bloßen Fäusten um mein Leben kämpfen musste, und – so weit das überhaupt möglich war – hatte mich halbwegs an solch unerfreuliche Zwischenfälle gewöhnt. Was mich schier zur Weißglut brachte, war die unverschämte Art, in der sich die vier Templer über uns unterhielten – als existierten wir gar nicht.
Obwohl ich sein Gesicht wegen des geschlossenen Visiers nicht sehen konnte, merkte ich, dass Saint Denis nervös wurde. Ich kannte die Oberen des Templerordens gut genug, um zu wissen, dass sie für eine Niederlage nur selten eine Entschuldigung gelten ließen. Und de Saint Denis stand nur knapp vor einer solchen. Einer Niederlage, die nicht Sill el Mots Bogen und mein Revolver ihm beibringen würden, sondern seine mangelnde Autorität über die eigenen Leute.
Er starrte fast hilflos zu uns herüber. Sein Gesicht war hinter dem matt glänzenden Eisen seines Helmes verborgen, aber es war wahrhaftig nicht schwer, seine Gedanken zu erraten.
Auch die anderen Templer schienen nicht genau zu wissen, wie sie sich verhalten sollten. Die Herren hatten wohl zu lange ihren Mamelucken die Drecksarbeit überlassen, um sie jetzt so ohne weiteres selbst erledigen zu wollen. Vor allem de Guivac wurde immer nervöser. Immer wieder blickte er wie gebannt auf sein Schwert, dann plötzlich fuhr er hoch und schrie: »He, du elendes Wüstenschwein! Mit dem Bogen kann jedes Kind umgehen. Doch des Kriegers wahre Waffe ist das Schwert! Komm her, wenn du dich traust, und ich werde dich in zwei Teile spalten!«
»Willst du kläffender Hund etwa mit mir kämpfen?«, höhnte Sill el Mot.
De Guivac lachte. »Kämpfen? Ich kämpfe nicht mit Kindern. Aber komm her und hol dir eine Tracht Prügel ab, die einem Großmaul wie dir zusteht!«
Sill ballte zornig die Fäuste – und hängte demonstrativ den Bogen über den Sattelknauf. »Bei Allah, er will es wirklich, Sidi.« Er schüttelte den Kopf und sah mich an. »Er scheint der Einzige dieser Bande räudiger Schakale zu sein, der noch einen Rest von Ehre im Leib hat. Gib auf die Mamelucken Acht, ich traue diesen Schurken nicht über den Weg.«
De Guivac kam mit klirrender Rüstung auf uns zugeritten. Sill el Mot zurrte sich in aller Ruhe das Turbanende zurecht, das sein Gesicht verhüllte, warf mir seinen Haik zu und riss mit einem gellenden »Allahu akbar!« sein Schwert aus der Scheide.
»Ich bin bereit, Christenhund, mit dem Schwert der Rache gegen dich zu kämpfen! Doch ich fordere meinen Preis, wenn ich gewinne!«
De Guivac zügelte sein Pferd und sah zu de Saint Denis zurück. Der Templer nickte fast unmerklich.
»Was willst du?«, fragte de Guivac.
»Dein Anführer und deine Gefährten sollen schwören, dass Craven und ich frei sind und unbehindert reiten können, wenn ich dich besiege.«
De Guivac lachte. »Schwört es ihm ruhig, Brüder«, sagte er, ohne sich auch nur zu den drei anderen Templern herumzudrehen. »Er wird keine Möglichkeit bekommen, diesen Schwur von euch zu fordern.«
Die anderen Templer zögerten. Eine spürbare Nervosität begann sich unter den Männern breit zu machen.
»Was ist, Bruder de Saint Denis, Bruder de Cadoux, Bruder de Mere? Habt ihr kein Vertrauen mehr zu meinem Schwertarm?« De Guivacs Stimme klang gereizt. Es war zu spüren, dass er sich in seiner Ehre gekränkt fühlte. Um ihn nicht noch mehr zu verärgern, nickten de Mere und de Cadoux und baten ihren Anführer, den Kampf zu gestatten.
»Gut, ich verspreche, dass ihr unbehelligt reiten könnt!«, erklärte de Saint Denis mit gepresster Stimme. Ich merkte ihm an, dass er in diesem Kampf einen Wink des Schicksals sah, die verfahrene Situation zu seinen Gunsten zu entscheiden. Anscheinend hatte sich de Guivac bei ähnlichen Begebenheiten
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