Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Enttäuschung heulend von ihren Pferden sprangen.
Guillaume de Saint Denis blieb still auf seinem Streitross sitzen, als seine Leute über Sill herfielen. Sill konnte nicht einmal das Schwert des toten Templers benutzen, so eng hingen die Mamelucken an ihm. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schüttelte er zwei oder drei der Kerle von sich ab, trat einem die Beine unter dem Leib weg und stieß einem anderen den Dolch in den Arm.
Dann traf ihn de Mere mit einem brutalen Schlag seines Speerschaftes am Handgelenk und prellte ihm die Waffe aus der Hand.
De Saint Denis deutete auf mich. »Packt ihn!«
Ich feuerte den Revolver in rascher Folge leer und schleuderte die nutzlos gewordene Waffe dem nächstbesten Mamelucken ins Gesicht. Drei, vier Männer wichen schreiend zurück, aber sofort füllte ein halbes Dutzend anderer die Lücke.
Zu meinem Glück war das Knäuel um mich so dicht, dass sich die Männer gegenseitig behinderten. Trotzdem schrammte eine Speerspitze schmerzhaft über meine Schulter. Ein Mameluck packte mich am Bein und stach mit seinem Dolch nach meiner Wade. Ich trat ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
Einige Kerle kletterten wie Affen an dem Kamel hoch, fassten nach meinen Kleidern und versuchten, mich aus dem Sattel zu ziehen. Einen konnte ich mit dem Stockdegen abwehren. Dann legte sich eine Schlinge von hinten um meinen Hals. Ich griff mit beiden Händen zu. Bevor ich meine Finger unter den Strick zwängen konnte, schlossen sich drei, vier Hände um meine Arme. Ich wurde gepackt, vom Kamel gezerrt und entwaffnet, alles in Bruchteilen von Sekunden. Schläge und Tritte prasselten auf mich herab.
Dann sah ich einen Speerschaft auf mich zurasen und spürte einen harten Schlag.
Und dann nichts mehr.
Als ich wieder zur Besinnung kam, hatten drei Mamelucken mich so kunstgerecht verschnürt, dass ich mich nicht mehr rühren konnte. Sill el Mot lag neben mir im Sand, gefesselt wie ich, aber in verkrümmter Haltung, um den Tritten und Kolbenstößen auszuweichen, mit denen ihn die Mamelucken traktierten. Trotzdem kam nicht der mindeste Schmerzlaut über seine Lippen. Aber seine Augen flammten förmlich vor Zorn, als er Guillaume de Saint Denis erblickte. Mühsam rollte er sich herum und kämpfte sich in eine halb kniende, halb liegende Haltung hoch.
»Du eidbrüchiger Hund!«, keuchte er. »Du Sohn eines Hundes! Du Diener eines räudigen Schweines und Gefährte von quiekenden Ratten! Dafür wird dich die Dschehenna verschlingen! Euer Christengott wird dich in die Hölle schicken, wenn es ihn gibt!«
Guillaume de Saint Denis starrte mit unbewegtem Gesicht auf ihn herab. Dann – noch immer, ohne eine Miene zu verziehen – gab er Sill einen Fußtritt, der ihn abermals hintenüber kippen und sich stöhnend im Sand krümmen ließ.
»Das war für den Pfeil, den du mir in die Hand geschossen hast, du Hund«, sagte er. Er versetzte Sill einen zweiten, noch gemeineren Tritt. »Und das für Bruder Renard.«
»Hör endlich auf«, sagte ich wütend.
Guillaume fuhr herum, starrte mich einen Moment aus kalt glitzernden Augen an und schien zu überlegen, ob er auch mir einen Tritt geben solle. Aber dann lächelte er nur kalt, ließ sich vor mir in die Hocke sinken und brachte sein Gesicht ganz dicht an das meine heran.
»Mein Freund aus England«, sagte er. »Wie schön, dich wiederzusehen, Bruder Robert. Ich hoffe, du hast dich nicht zu sehr gelangweilt während meiner Abwesenheit.« Und damit versetzte er mir einen Fausthieb, der meine kaum geheilte Lippe wieder aufplatzen ließ.
»Hund!«, stöhnte Sill. Guillaume wandte den Kopf und sah ihn mit betont desinteressiertem Gesichtsausdruck an.
»Verdammter feiger Hund«, fuhr Sill fort. »Jetzt, wo wir gefesselt und hilflos sind, fühlst du dich stark, du elender Feigling. Doch den Kampf hast du anderen überlassen. Ist das eure Ritterehre, Christ?«
»Du wirst in der Hölle schmoren, Hund von einem Heiden. Allein schon wegen deiner Dummheit«, antwortete Guillaume lächelnd. Er schüttelte den Kopf. »Oder hast du wirklich geglaubt, dass ein Schwur, den ich dir leiste, vor Gott Gültigkeit besitzt? Du bist ein Ungläubiger.«
»Sie haben diesen Schwur auch mir gegenüber geleistet«, sagte ich, obwohl ich mir der Gefahr bewusst war, mir weitere Schläge einzuhandeln. Trotzdem fügte ich hinzu: »Und ich bin ein Christ! Was sagt Ihr Gewissen dazu?«
Für einen Augenblick merkte ich ihm den Schrecken deutlich an. Seine rechte Hand berührte
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