Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Wahl war nicht gerade zu seinen Gunsten ausgefallen.
Zudem vermisste ER zum ersten Mal, seit ER das Yighhurat erzeugt hatte, die Kräfte, die ER in diese magische Manifestation eingeschlossen hatte. Mit ihrer Hilfe wäre es IHM ein leichtes gewesen, sich dieser aufdringlichen Fliegen zu entledigen. Doch ER musste im Gegenteil damit rechnen, dass die Kräfte des Yighhurat schon bald gegen IHN eingesetzt wurden.
Es war bereits in die Hände der Templer gefallen. Und wenn der Mann, der es gerade trug, auch nichts mit seinen magischen Möglichkeiten anzufangen wusste, der Desert-Master wusste dies gewiss.
Wenn es soweit war, sanken SEINE Chancen, sich in dieser Zeitebene zu halten, auf den Nullpunkt. Schon jetzt lieferte ER den eindringenden Templern nur noch hinhaltenden Widerstand, denn ER hatte erkannt, dass SEINE Kräfte in den Außenregionen der Burg nicht stark genug waren, um den Desert-Master zu besiegen.
ER würde sich mit fortdauernden, heftigen Kämpfen nur sinnlos erschöpfen. ER brauchte Zeit, bis ER die Templer in den Teil der Festung gelockt hatte, in dem SEINE Kräfte stark genug waren, um sich mit dem Master messen zu können. Doch gerade Zeit war das Wenigste, was ER besaß. Schon in wenigen Stunden würde der Abgesandte des Desert-Masters mit dem Yighhurat eintreffen.
ER überlegte schon, ob er sich ganz aus dieser Zeit zurückziehen sollte, selbst auf die Gefahr hin, sie niemals wiederzufinden. Doch zu fliehen hieß, Den Dreizehn diese Zeitepoche zu überlassen. Und ER hatte geschworen, sie zu bekämpfen, wo immer sie zu finden waren.
Hendrik van Retten spaltete dem Felstroll mit einem schnellen Schlag den Rumpf mittendurch. So entsetzlich die Wesen aussehen mochten – zwei Meter hohe Giganten aus scharfkantigem Fels, mit grob gehauenen Gesichtern und Händen, die stark genug erschienen, einen Mann mit einer spielerischen Bewegung zu zermalmen, so verwundbar waren sie. Schon ein kräftiger Tritt ließ sie zerbrechen. Unter den gewaltigen Schwertern der Tempelritter zerbarsten sie zu Dutzenden.
»Bravo, Bruder van Retten! Du verstehst zu kämpfen wie ein Franzose!«, lachte de Saint Vire, der Sekretär des Desert-Masters, der für diese Schlacht seinen Federkiel mit dem Schwert vertauscht hatte.
»Vorsicht!«, schrie Hendrik und führte einen pfeifenden Hieb gegen einen Felstroll, der hinter de Saint Vire auftauchte. Der kleine Franzose wirbelte herum und riss das Schwert hoch. Doch dann krachte Hendriks Klinge zum zweiten Mal auf den Troll nieder und beendete seine Existenz.
»Merci bien, Bruder!«
»Nicht schwätzen, kämpfen«, fauchte Hendrik und stürmte weiter, um wieder an de Valois’ Seite zu gelangen. Er hatte jeden Zweifel, jede Verwirrung und jede Furcht verloren.
Sie waren seit mehr als einer Stunde in dieser entsetzlichen Festung des Wahnsinns und van Retten vermochte die verschiedenen Schrecken, die auf sie eingestürmt waren, schon gar nicht mehr zu zählen. Der Weg hierher war nicht nur mit den zerborstenen Überresten ihrer Feinde, sondern auch den Leichen der Mamelucken und schmerzhaft vieler Tempelritter markiert.
Aber an all dies dachte Hendrik van Retten nicht einmal. Jetzt fühlte er sich in seinem Element. Hier war das Schwert eines Mannes und der Arm, der es schwang, wichtiger als sein Rang und sein Name. Er schalt sich beinahe wegen seiner Kleinmütigkeit, die er während der Vorbereitungen zu dieser Schlacht gezeigt hatte, und bat den Desert-Master in Gedanken um Vergebung. Er empfand es beinahe als Gnade, diesen Tag erleben zu dürfen.
Hendrik van Retten war nicht mehr der Mann, als der er hergekommen war. Aber das merkte er nicht einmal.
»Gott will es!«, hallte sein Schlachtruf von den Wänden wider.
»So ist es, Bruder van Retten«, hörte er de Valois’ Stimme durch das Kampfgetöse hindurch. »Gott will es!« Unter diesem Ruf kämpften sich die Templer Schritt für Schritt voran, geleitet von dem schier unerschöpflichen Willen des Desert-Masters, der für sie jene leuchtende Feuersäule darstellte, die schon Moses aus Ägypten in das gelobte Land geführt hatte.
Eine weitere Felsmauer tauchte vor ihnen auf, funkelnd wie tausend Edelsteine. De Valois schritt durch sie hindurch, ohne sie überhaupt zu beachten. Hendrik und de Saint Vire wollten ihm folgen, da hörten sie die überraschten Schreie einiger Kameraden.
»Diamanten und Rubine, welch ein Reichtum!«
»Schnell, last uns einige Steine herausbrechen!«
»Es wäre eine Schande, diese
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