Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
unwillkürlich das Kreuz auf seiner Brust, auf das er den Schwur geleistet hatte. Doch er hatte sein Gewissen schnell wieder beruhigt.
»Christ?«, wiederholte er fragend. »Du bist kein Christ, Bruder Robert. Wenn du es jemals warst, dann hast du einen Anspruch darauf längst verspielt. Du bist ein Ketzer. Leute wie du sind noch zehn Mal schlimmer als das Heidengesindel, das in dieser Wüste lebt!«
»Warum bringen wir die Kerle nicht endlich um, damit wir ihr Wimmern nicht mehr hören müssen?«, fragte de Cadoux knurrend.
»Warum?«, wiederholte de Saint Denis und nahm den Helm ab, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Warum sollen wir sie hier töten, Bruder? Ich halte es für besser, die beiden de Valois vorzuführen. Der Desert-Master wird zufrieden sein, wenn er dem Schatten des Todes mit eigener Hand ein Ende macht.« Er setzte sich vollends in den Sand, beugte sich vor und zog mir mit einer raschen Geste das Yighhurat aus dem Gürtel. Einen Moment lang drehte er den so harmlos aussehenden Kristall in der Hand, dann zuckte er mit den Achseln, verbarg ihn unter seinem Gewand und sah wieder prüfend auf mich herab. »Du bist ein sonderbarer Mann, Bruder Robert. Ein Ketzer, sicher, aber eigentlich kein Narr. Warum hast du das Auge nicht benutzt, um uns zu vernichten?«
Die Antwort auf diese Frage hätte mich selbst brennend interessiert. Aber ich schwieg verbissen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es nicht einmal gekonnt hätte, hätte ich es gewollt.
Guillaume seufzte erneut, richtete sich wieder auf und beugte sich über Sill. »Nun wollen wir sehen, welches Schurkengesicht sich hinter dieser Maske verbirgt«, knurrte er, streckte die Hand nach Sills Turban aus und riss ihn mit einem heftigen Ruck ab.
Seine Augen weiteten sich. Das höhnische Lachen, das sich auf seinen Zügen ausgebreitet hatte, erstarrte. Ein Ausdruck ungläubiger Überraschung trat in seine Augen.
Und plötzlich wurde es still. Sehr still.
Auch ich schluckte, als ich Sills fein gezeichnetes, ovales Gesicht sah; ihre dünnen, wie mit schwarzen Tuschestrichen gezeichneten Brauen, das lange, bis zu den Hüften fallende, dunkelbraune Haar.
Sill el Mot, der sagenumwobene Templerjäger, war eine Frau!
ER wurde unsicher. Etwas war geschehen, das ER nicht erwartet hatte. ER war sich so sicher gewesen, dass die Angreifer nicht über SEINE erste Verteidigungsstellung hinwegkommen würden.
Einige Augenblicke hatte es auch so ausgesehen. Der von IHM erzeugte Sandstrahl hatte die Feinde und ihre Reittiere in Panik versetzt und wie Blätter im Wind verweht.
Seine aus den Felsen geschaffenen Krieger schienen nur noch die Reste der Angreifer beiseite räumen zu müssen. Doch ER hatte sich von diesem augenscheinlichen Anfangserfolg blenden lassen und den Anführer der Feinde, der noch immer unbeirrt auf seinem Pferd saß, im ersten Moment gar nicht beachtet.
Bis es zu spät gewesen war. Plötzlich hatten andere magische Energien das Spiel SEINER Kraftströme gestört und IHM die Kontrolle über den Sandstrahl entrissen. Fassungslos musste ER miterleben, wie der Mensch die Kraft des Sandstrahles noch verstärkte und ihn dann gegen die Felstrolle einsetzte. Innerhalb von Sekunden war SEINE erste Verteidigungslinie vernichtet.
Die Templer stürmten von diesem Sieg beflügelt weiter und drangen tiefer und tiefer in SEINE Wüstenfestung ein. Zunächst hatte ER sich ihrem Vormarsch mit aller Kraft entgegengestemmt, hatte um jeden Meter Boden gerungen. Was hatte ER ihnen nicht alles in den Weg gelegt: aus dem Nichts geschaffene Barrieren aus Kristallgestein, das so scharfkantig war, dass niemand darüber hinwegklettern konnte. Doch die magische Kraft des Anführers hatte die künstlichen Gebilde in wenigen Augenblicken zerfallen lassen.
Ein Sandsturm war das nächste Hindernis gewesen und zuletzt hatte ER versucht, die Eindringlinge in einem Raum der Wüstenburg einzumauern. Doch jedes Mal war es dem Anführer der Templer gelungen, die Energien zu absorbieren und unwirksam zu machen, er hatte die Kraft sogar gegen IHN selbst gerichtet. IHN schauderte, als ER sich der Schmerzen erinnerte, die IHN während des magischen Kampfes gepeinigt hatten. Und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte ER so etwas ähnliches wie Angst.
Sicher konnten sich die Zauberkräfte des Desert-Masters nicht im geringsten mit SEINEN eigenen Energien messen. Doch ER musste mit den Waffen kämpfen, die IHM sein Gegner aufgezwungen hatte. Und diese
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