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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bisher allenfalls bei Shadow gespürt hatte.
    Für einen Moment gab ich mich einer schier wahnwitzigen Hoffnung hin. War es möglich, dass …
    Ich verscheuchte den Gedanken. Shadow war tot und wir waren hier nicht in Dallas, wo Tote regelmäßig wieder auftauchten, zur Not mit einem neuen Gesicht.
    Und da wusste ich plötzlich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Sie erinnerte wirklich an Pri. Doch nicht an die sanfte Priscylla mit ihrem verwirrten Geist, sondern an die Priscylla, die ich zuerst kennen gelernt hatte – an den Körper, der vom Geist der Hexe Lyssa beherrscht worden war.
    Und diese Ähnlichkeit war so frappierend, dass ich erschrak. Sill besaß die gleiche zeitlose Ausstrahlung wie Lyssa. Doch als ich mich näher an ihren Geist herantastete, erkannte ich die Unterschiede. Sill war zwar hart und sie konnte grausam sein, doch es war keine Grausamkeit um ihrer selbst willen. Ihr fehlte das Böse, das Lyssa besessen hatte. Ich entdeckte in ihr zwar etwas unsäglich Fremdes, doch es stand mir nicht von Grund auf feindlich gegenüber. Es schien mich eher abzuschätzen. Und es strahlte eine eigenartige Ruhe und Zuversicht aus, die mir seltsamerweise half, meine Lage leichter zu ertragen.
    De Saint Denis trieb seine Leute zu größtmöglicher Geschwindigkeit an. Die Sanddünen flogen förmlich an uns vorüber.
    Nach einiger Zeit verließen wir die Dünenlandschaft und bogen in ein tief eingeschnittenes Tal ein. Ich schüttelte die Gedanken, die mich bewegten, ab und konzentrierte mich auf das, was vor uns lag.
    Ich spürte die Ausstrahlung des Dinges lange, bevor ich es sah. Es war, als würde ich in eine Mischung aus Feuer, Wasser und Dunkelheit eintauchen, etwas, das es nicht geben konnte. Die erste Empfindung bestand aus einem Grauen, das mich mit aller Gewalt packte. Das wie eine dunkle, alles verschlingende Wolke über dem Tal lag und mich zu verschlingen drohte.
    Nur jene Orte, an denen sich einer der GROSSEN ALTEN selbst aufgehalten hatte, strahlten dieses Gefühl von Verderben und einem Tod aus, der keiner war, sondern der Beginn eines nie endenden Schreckens. Die dämonenhafte Woge des Bösen bereitete mir derartige geistige Qualen, dass ich aufschrie.
    »Sidi, was ist?«, fragte Sill erschrocken. Ihre Stimme drang nur verzerrt und unendlich leise in mein Unterbewusstsein vor, doch sie half mir, mich aus den mit schwarzem Schrecken erfüllten Tiefen emporzureißen, in denen ich mich zu verlieren drohte. Mein Herz schlug wie rasend, und obwohl meine Lungen so schnell arbeiteten, dass sie schmerzten, hatte ich das Gefühl zu ersticken.
    War es möglich?, dachte ich entsetzt. War dies der Grund, aus dem ich hierher gelockt worden war? War das SIEGEL, das ich gefunden hatte, vielleicht nur ein Köder? Der Köder in einer Falle, in der einer der GROSSEN ALTEN selbst auf mich wartete, um sich endlich des lästigen Sterblichen zu entledigen, der ihnen so viele Schwierigkeiten bereitet hatte?
    Dann spürte ich den Unterschied.
    Nein – es war kein GROSSER ALTER selbst, dessen Nähe ich fühlte. Es schien mir nun eher, als wenn sich dort einer ihrer Handlanger über längere Zeit festgesetzt hatte.
    Mir kamen Gesprächsfetzen in den Sinn, die ich während des Rittes von den Templern und Mamelucken gehört hatte. Einer der legendären Master des Ordens stand im Begriff, mit seinen Leuten irgendeine Festung des Verderbens anzugreifen.
    Hatte der Desert-Master es auf dieses fremde Ding abgesehen, das sich in der Bastion des GROSSEN ALTEN eingenistet hatte?
    Das Nächste, das ich klar vor meinen Augen sah, war die Verbindung, die zwischen dieser unbekannten Kraft und Sill bestand.
    Ich erschrak. Sill war SEIN Geschöpf!
    Doch sie war nicht SEINE Sklavin, wurde mir im gleichen Augenblick klar. Dies überraschte mich. Bis jetzt war ich gewöhnt, dass Wesen wie die GROSSEN ALTEN oder mächtige Magier wie Necron in ihren Dienern nur ein Werkzeug sahen, das man benutzen – und wegwerfen – konnte, wie es ihnen beliebte.
    Doch hier lag die Sache anders. ER gab ihr die Kraft (und vielleicht sogar die Jugend), die Sill für ihren Feldzug gegen die Templer brauchte. Dafür war sie bereit, für IHN zu arbeiten. Es war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, in dem der freie Wille beider Partner entschied.
    Und so ging es weiter. Während ich scheinbar reglos über dem Rücken des Kamels hing, ergoss sich ein Strom von Wissen in mein Bewusstsein, von dem ich nicht wusste, woher es kam, an dem aber kein Zweifel bestand. Es war

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