Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
geschauspielertem Unverstehen an, dann nickte er, griff in seinen Beutel und nahm drei Goldmünzen hervor, händigte sie Mahmoud jedoch noch nicht aus.
»Du bist sicher, dass niemand davon erfährt?«, fragte er.
Mahmoud nickte ungeduldig. »Ich werde eine Woche fortbleiben und dann in unser Lager zurückkehren«, sagte er. »Niemand wird es wissen. Wenn ihr euer Wort haltet und ihn wirklich wegschafft, heißt das.«
»Wir halten unser Wort«, sagte Renard. »Er wird an einen Ort gebracht werden, wo seine Zauberkräfte keinen Schaden mehr anrichten können.«
»Ich hoffe, du sagst die Wahrheit«, versetzte Mahmoud. »Die Giaur reden mit gespaltener Zunge, das weiß jeder.«
»Besser eine gespaltene Zunge als ein gespaltener Schädel, nicht?«, sagte Guillaume, während er aus seinem Versteck hervortrat.
Mahmoud fuhr zusammen, wirbelte herum und versuchte seine Waffe zu ziehen, als er den zweiten Tempelritter mit hoch erhobenem Schwert hinter sich stehen sah.
Er schaffte es beinahe.
Kurz bevor die Sonne unterging, wühlte ich mich aus meinem Loch heraus und kämpfte mich ins Freie. Die Gluthitze, die vor dem Zelt herrschte, traf mich wie ein Hammerschlag. Mein Durst erwachte zu jäher Agonie. Ich hatte das Gefühl, klein gehacktes Sandpapier zu atmen. Für einen Moment drohte mich die Verzweiflung zu übermannen. Alles in mir schrie danach, einfach loszustürmen, ganz egal wohin, nur weg.
Aber jetzt blindlings loszurennen, wäre wohl das Dümmste, was ich überhaupt tun konnte. Ich wäre keine hundert Yards weit gekommen in diesem Glutofen.
Ich raffte alles, was ich mitnehmen wollte – unter anderem den leeren Wasserschlauch – zusammen und wickelte zum Schluss eine meiner Schlafdecken zu einem primitiven Turban zusammen, den ich mir über den Kopf stülpte. Auf jeder arabischen Modenschau wäre ich damit durchgefallen, aber ich hoffte, dass ich so wenigstens der schlimmsten Hitze Paroli bieten konnte.
Mit dem letzten Licht des Tages verließ ich das Zelt, wandte mich nach Norden und stieg keuchend die größte Düne hoch, um mich zu orientieren – eine Mühe, die ich mir hätte ersparen können, denn es gab absolut nichts, was der Kletterei wert gewesen wäre. Nichts als Sand, Sand, Sand, so viel ich nur wollte. Und noch eine ganze Menge mehr.
Mein Mut sank, soweit das überhaupt noch möglich war. Aber ich marschierte tapfer los.
Was blieb mir auch anderes übrig?
Die Wüste kühlte merklich ab, nachdem die Sonne jenseits der Dünen untergegangen war. Zunächst fand ich es nach der entsetzlichen Hitze des Tages recht angenehm. Doch die Temperaturen sanken immer weiter, bis sie beinahe den Gefrierpunkt erreichten. Längst hatte ich meine Jacke, die ich um die Hüften getragen hatte, wieder übergezogen, aber auch das nutzte nur wenig. Die Kälte drang mir durch meine Kleidung bis ins Mark. Nach einer Weile begann sie mir ernsthaft zuzusetzen. Und nach einer weiteren Weile begann ich mir fast die Hitze des Tages zurückzuersehnen.
Ich rieb mir mit den Händen über die klammen Arme und den Oberkörper, um mir durch die Reibung zumindest das Gefühl von Wärme zu geben. Doch ich merkte schnell, dass mich jede überflüssige Bewegung Kraft kostete. Und ich hatte keine Kraft zu verschwenden. Meine Beine fühlten sich ohnehin schon an wie hölzerne Stelzen mit weichen Gummigelenken anstelle von Knien und Hüften.
Hinzu kam, dass der Sand in diesem Teil der Wüste zwar immer wieder von kantigen Felsbrocken durchsetzt, aber ansonsten fein wie Wasser war. Immer wieder rutschte ich aus und fiel in den Sand. Er sah zwar weich und nachgiebig aus, doch er war es nicht.
Außerdem hatte er die unangenehme Eigenschaft, in jede Ritze und Falte meiner Kleidung zu dringen. In meinen Schuhen schleppte ich beinahe schon mehr Sand mit mir herum, als es in dieser verdammten Wüste überhaupt gab. Obwohl ich sie immer wieder ausleerte, rieb ich mir dennoch schon auf der ersten Meile die Füße wund. Dazu kratzte mir der Sand den Kragen und andere, edlere Stellen wund. Ich dachte an Mahmoud und warf alles über den Haufen, was ich ihm anzutun mir im Laufe des Tages ausgedacht hatte. Mit jedem Schritt, den ich tat, kamen mir bessere Ideen.
Dann – es musste Mitternacht sein – sah ich die Palmen.
Sie tauchten so plötzlich hinter einer Düne auf, dass ich im ersten Moment fest davon überzeugt war, einer Fata Morgana zum Opfer zu fallen. Aber sie waren real: ein halbes Dutzend dünner, gebogener Schatten, die
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