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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Schönen zu verfolgen war. Manche, fügte er in Gedanken spöttisch hinzu, sicher auch geradewegs in die Steinzeit. So wimmelte es nur so von Namen wie de Mere, de Saint Denis, de Banrieux, de Guise, de Navarre und anderen, denen Hendrik zwar eine gewisse Bedeutung für europäische Geschichtsbücher, jedoch nicht für einen christlichen Orden beimaß.
    Ordensbrüder, die nicht aus dem alten Adel Frankreichs stammten, hatten kaum eine Chance, in diesem illustren Kreis akzeptiert zu werden, vor allem dann nicht, wenn es sich um Bürgerliche oder gar um Engländer handelte.
    Anglais war auch ihr liebstes Schimpfwort.
    Hendrik hatte es in den drei Monaten, seit denen er sich bei dieser Sektion befand, schon mehrere dutzend Male zu hören bekommen, obwohl er kein Engländer, sondern ein Holländer war, der zudem eine entfernte Verwandtschaft zum niederländischen Königshaus aufweisen konnte – die ihm im übrigen ebenso egal war wie die Titel seiner Brüder hier.
    Kurz und bündig gesagt, hielt Hendrik die hiesigen Templer für einen Haufen Verrückter, der in seinen Adelshochmut eingesponnen eher ein Relikt aus dem Mittelalter als eine funktionierende Unterabteilung des Ordens darstellte.
    Ja, er hielt sie sogar für gefährlich für den Orden selbst, da sie in ihrem Wahn, sich für die auserwählte Elite des Ordens zu halten, ein verderbliches Eigenleben entwickelt hatten und sich nur noch dann um Anweisungen aus dem Hauptquartier kümmerten, wenn diese mit ihren eigenen Plänen und Absichten harmonierten. Vielleicht war es kein Zufall, dass Balestrano sie im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt hatte, sinnierte er.
    Diesen Charakterzug hatte Hendrik am eigenen Leib erfahren. Er war als Abgesandter des Großmeisters hier erschienen und wurde behandelt wie der letzte Bettler, für den der schlechteste Platz am Mittagstisch gerade gut genug ist. Man hatte ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, welch hohe Ehre es für ihn sei, Seite an Seite mit den edelsten Geschlechtern Frankreichs gegen den Feind zu kämpfen, ohne ihm jedoch zu sagen, um wen es sich bei diesem Feind genau handelte.
    Vielleicht wussten sie es selbst nicht so genau, dachte er spöttisch. Möglicherweise existierte dieser Feind nur in den Köpfen dieser übergeschnappten Fanatiker und diese gigantische Sandrose unter ihm war nichts als ein Wunder der Natur – das natürlich, da es nicht ausdrücklich als von Gott geschaffen gekennzeichnet war, nur Schlechtes bedeuten konnte.
    Hendrik amüsierte sich eine Weile mit der Vorstellung, wie die obersten Spinner dieses Haufens von Verrückten jeden Stein in der Wüste umdrehten, um nach dem Stempel: Made by Heaven, Inc. Ausschau zu halten.
    Auf seine drängenden Fragen waren die Antworten einfach ausgeblieben. Er hatte sie schließlich gefordert und zuletzt gedroht, nach Paris zurückzukehren und den Großmeister zu informieren.
    Die Leute hatten sich nicht darum gekümmert. Sie wussten, dass er vor dem Kampf nicht zurückstehen konnte, ohne als feige zu gelten. Ihm war gar nichts anderes übrig geblieben, als seinen Zorn hinunterzuschlucken, seine Waffen zu nehmen und mit ihnen zu reiten.
    Sie hätten ebenso irgendwelche Beduinenstämme in der Wüste angreifen können oder versuchen, die heiligen Stätten von Jerusalem und Nazareth aus der Hand der Osmanen zu befreien. Hendrik hätte sich auch nicht gewundert, wenn die französischen Ritter aus reinem Nationalegoismus die englischen Truppen, die im Sudan gegen die aufständischen Derwische des Mahdi kämpften, angreifen wollten. Doch stattdessen hatten sie es sich in den Kopf gesetzt, die Welt vom Fürsten der Hölle, dem Antichristen, zu befreien.
    Dieser Gedanke lenkte seinen Blick wieder auf jenes bizarre Kristallgebilde.
    Und plötzlich schien irgendetwas damit zu geschehen.
    Hendrik vermochte die Veränderung nicht in Worte zu fassen, aber er spürte sie, sehr, sehr deutlich. Dort unten bereiteten sich Dinge vor, die jenseits allen menschlichen Denkens waren. Was war das?, dachte er bestürzt. Spürte er dieses … Fremde wirklich oder hatte er einfach zu lange in der Sonne gesessen?
    Hendrik sah sich nach den anderen Templern um, die wie er in der glühenden Wüste warteten. Ihre Gesichter wirkten jetzt weit weniger steif und blasiert als in der Ordensburg. Ihre Hochnäsigkeit schien mit dem Näherrücken des Kampfes zu weichen. Zu seiner Überraschung erwiderten sie seinen Blick und lachten ihm sogar zu.
    »Bald ist es soweit, Bruder

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