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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Priscylla ihre Beschwörung fort. Die düsteren Worte klangen wie bitterer Hohn in meinen Ohren.
    »Hör auf!«, schrie ich und fuhr herum. Der Ausdruck des Wahnsinns war aus ihrem Gesicht gewichen. Es zeigte wieder das engelhaft schöne Antlitz, das ich so liebte, aber gerade dadurch schienen die Beschwörungsformeln in der Sprache der GROSSEN ALTEN noch grausamer zu klingen.
    »Hör auf!«, schrie ich noch einmal und taumelte auf sie zu.
    Im gleichen Moment hörte ich hinter mir ein Geräusch. Mit letzter Kraft hatte Howard noch einmal den Revolver gehoben und diesmal hatte ich keine Chance mehr ihn rechtzeitig zu erreichen. Der Knall des Schusses hallte wie eine abgefeuerte Kanone in dem engen Raum und wurde von einem noch gewaltigeren Bersten übertönt. Geistesgegenwärtig riss Priscylla das aus den SIEGELN gebildete Ding hoch. In einer gewaltigen Explosion barst es auseinander, als es von der Kugel getroffen wurde. Eine Feuerlohe fauchte mir entgegen und raste brüllend über mich hinweg. Ich spürte die Flammen wie die Berührung einer glühenden Hand auf meiner Haut.
    Und im gleichen Moment zersplitterte die Welt!
     
    Das Wesen schien aus Gestalt gewordenem Nichts zu bestehen. Es war von absoluter Finsternis, aber weit mehr als nur Schatten und Dunkelheit. Wo es sich befand, klaffte ein Riss in der Wirklichkeit, ein in seiner Form unbeständig wallendes Etwas, in dem es nachtschwarz zuckte und waberte.
    Der-der-hinter-den-Schatten-wandelt.
    Nicht der Tod, denn Engel sind unsterblich, sondern ein tausend Mal schlimmeres Wesen. Nicht einmal ein Geschöpf der Hölle, sondern eine absolut fremdartige Lebensform aus dem Abgrund jenseits der Sterne. Etwas, das sich am ehesten mit einem lebenden Tor vergleichen ließe, das jeden, den es verschlang, aus diesem Universum tilgte und ins absolute Nichts verbannte, eine Hölle ewig währender Pein, von wo es keine Rückkehr mehr geben konnte. Es gab Schicksale, die schrecklicher waren als der Tod.
    Shadow begann zu laufen und wusste doch, dass sie dem Wesen nicht entkommen konnte. Der-der-hinter-den-Schatten-wandelt gab niemals auf, wenn er sich einmal auf der Spur eines Opfers gesetzt hatte, und es gab keine Chance ihn abzuschütteln. Er würde sie ewig hetzen, so lange, bis sie nicht mehr fliehen konnte. Aber sie musste versuchen Zeit zu gewinnen, bis die Gefahr durch die SIEGEL gebannt war.
    So hastete sie durch die tote Wüstenlandschaft Kadaths und wenn sie sich auch nicht umwandte, wusste sie doch, dass ihr Verfolger dicht hinter ihr war. In ihrer Verzweiflung wagte sie es, den anzurufen, dessen Namen verboten war und den Tod brachte.
    »Hastur, hilf!«
    Wieder und wieder schrie sie es. Ihr Ruf hallte durch die Einöde der toten Welt und über ihre Grenzen hinaus.
    Sie spürte, wie sie den Kontakt zu ihrem irdischen Diener verlor und ihr die Kontrolle über den Traum Robert Cravens entglitt. Auch dieser Versuch war fehlgeschlagen und das Schicksal würde seinen Lauf nehmen, weil sie nicht mehr die Kraft besaß, noch einmal auf die Ereignisse einzuwirken. In diesem Augenblick spürte sie, wie etwas sie packte und mit sich fortriss. Raum und Zeit wurden bedeutungslos, ein Kaleidoskop durcheinander wirbelnder Farben und Formen. Um sie herum pulsierte die Ewigkeit.
    Aber sie begriff, dass sie gerettet war, zumindest für eine kurze Zeit.
    DU HAST DEN VERBOTENEN NAMEN GENANNT!, donnerte eine Stimme direkt in ihren Gedanken. UND DU HAST MICH VERRATEN. ABER ICH WILL DIR EINE LETZTE CHANCE GEBEN, DEINEN FEHLER AUSZUMERZEN. DIR BLEIBT GENUG ZEIT, BIS DER VOLLSTRECKER DEINE SPUR WIEDER FINDET: TÖTE ROBERT CRAVEN, BEVOR ER DIE SIEGEL BRICHT!
    Die Stimme verstummte und wieder fühlte Shadow, wie sie durch die Ewigkeit geschleudert wurde. Sie wusste, wo ihre Reise enden würde.
    TÖTE ROBERT CRAVEN!, hallte noch einmal der Befehl des GROSSEN ALTEN in ihr wider.
     
    Die Feuerlohe, der Raum um mich herum, Howard, Pri … alles löste sich ins Nichts auf.
    Ich befand mich in der Eingangshalle. Rowlf und Mary standen mit schreckensbleichen Gesichtern neben mir. Auch Priscylla befand sich bei ihnen.
    Und Howard.
    Howard!
    Der stinkende Zigarrenrauch, den er mir entgegenblies, überzeugte mich, dass es sich um kein Trugbild handelte.
    Aber ich hatte ihn doch erschossen! Deutlich sah ich seinen toten Körper ein paar Schritte entfernt liegen und …
    »Was …?«, murmelte ich und schaute genauer hin.
    Es war nicht Howards Körper. Der Mann hier war kleiner und nicht ganz so hager.

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