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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Safe handeln konnte.
    »Lass es, Pri«, sagte ich und trat an sie heran, um sie zurückzuziehen. Noch bevor ich sie berühren konnte, fuhr sie blitzartig herum.
    Ein eisiger Splitter schien in mein Herz zu fahren.
    Wahnsinn und übermenschlicher Hass hatten Priscyllas Gesicht verzerrt. Ihr Mund war weit aufgerissen; Schaum stand vor ihren Lippen. Ihre Augen waren auf entsetzliche Art verdreht, sodass fast nur noch das Weiße der Augäpfel zu sehen war.
    Ohne auch nur auszuholen, versetzte sie mir mit der Hand einen Schlag, der mich quer durch den Raum schleuderte, bis eines der Regale meinen Sturz reichlich unsanft abbremste. Abermals splitterte Holz.
    Halb ohnmächtig sank ich an der Wand entlang zu Boden.
     
    Binnen weniger Stunden hatte Zimmer siebenunddreißig ein völlig anderes Gesicht angenommen, auch wenn es weniger an den äußerlich sichtbaren Veränderungen lag. Der Raum war geputzt worden, das Bett frisch bezogen und zwei weitere Betten hineingestellt worden. Die Atmosphäre war wieder steril, wie in fast jedem Krankenzimmer, das nicht belegt war, zumindest so lange nicht, bis in wenigen Stunden die neuen Patienten eintreffen würden. Es ist fast, als ob Priscylla gestorben wäre, dachte Denham. Und im Grunde machte es für ihn auch keinen Unterschied, aus welchem Grund sie das Sanatorium verlassen hatte. Für ihn war sie tot, ihm blieben nur die Erinnerungen. Alles, was auf ihre Anwesenheit hingedeutet hatte, war verschwunden. Ihre Sachen hatte sie mitgenommen, den Blumenstrauß, den er ihr vor zwei Tagen geschenkt hatte, hatten die Putzfrauen weggeworfen. Es war, als ob auch ein Teil von ihm selbst gestorben wäre.
    Denham saß auf einem Stuhl und starrte ins Nichts.
    Er begriff nicht, war mit ihm geschah. Die Frau hatte irgendetwas mit ihm gemacht, hatte ihn verzaubert – und er kam nicht dagegen an. Wenn er die Augen schloss, sah er sie immer noch in ihrem Bett liegen, glaubte er ihre Stimme zu hören und den Duft ihres Parfums zu riechen. Er glaubte wieder ihre weichen Lippen auf seinem Mund zu spüren, und seine Hände schienen über ihren vollendeten Körper zu gleiten.
    Er war verwirrt wie nie zuvor, fühlte sich elend und schwach wie nach einer langen, schweren Krankheit. Er hatte Williams erklärt, dass ihm nicht gut wäre, und den Kollegen gebeten, seine Krankenbesuche mit zu übernehmen, um sich nach dem Abzug der Putzfrauen und Krankenschwestern in diesem Zimmer zu verkriechen. Er musste Ruhe in seine aufgewühlte Gefühlswelt bringen. Wenn es ihm nicht gelang seine Empfindungen in den Griff zu bekommen und sich über sich selbst klar zu werden, würde er die Trennung nie überwinden.
    Denham schluckte und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Es lag lange zurück, dass er zuletzt geweint hatte, so lange, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte.
    Aber jetzt weinte er wie ein kleines Kind.
    Hatte er Priscylla wirklich geliebt? War es überhaupt möglich, sich in so kurzer Zeit derart in einen Menschen zu verlieben, dass die Trennung ihm solchen Schmerz bereitete? Sicher, er hatte sie wegen ihrer Schönheit begehrt, obwohl er gegen dieses Gefühl angekämpft hatte.
    Aber Liebe?
    »Oh, Priscylla«, murmelte er mit brüchiger Stimme. »Priscylla, was hast du mir angetan?«
    Sein Verhalten mochte auf einen unbeteiligten Beobachter lächerlich wirken, aber er besaß nicht mehr die Kraft gegen seine Empfindungen anzukämpfen.
    Vor dem Gespräch am heutigen Morgen hatte er Craven nur ein- oder zweimal kurz gesehen und ein paar flüchtige Worte mit ihm gewechselt. Bisher hatte Denham diesen Craven für einen vernünftigen Menschen gehalten, doch der heutige Auftritt hatte gezeigt, dass er nichts weiter als ein arroganter, eingebildeter Schnösel war. Er würde Priscylla niemals so glücklich machen können, wie Denham es von sich selbst glaubte. Aber sie hatte sich für Craven entschieden und nichts konnte daran etwas ändern.
    Wirklich?
    Eine vage Idee keimte in Denham auf. Obwohl er sich innerlich dagegen sträubte, nahm die Idee in seinem Unterbewusstsein immer mehr die Gestalt eines hinterhältigen Planes an. Sein klares Denken war ausgelöscht, untergegangen in einem wahren Taumel der Sinne, in dem so etwas wie Logik oder Vernunft nichts mehr zu suchen hatte. Er merkte nicht einmal, wie etwas anderes die Gewalt über seinen Willen an sich riss.
    Wenn er Priscylla nicht haben konnte, dann sollte es auch niemand sonst, und schon gar nicht dieser Craven!
    Ruckartig stand Denham auf.

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