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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich mehrere Fingernägel gekostet hatte, war es uns gelungen, eines der Bettgestänge auseinander zu schrauben. Es hatte weitere Stunden gedauert, ein Ende des Rohres ohne Werkzeug flachzuhämmern, aber dafür besaßen wir nun auch eine handliche Brechstange. Das Einzige, was noch fehlte, war ein entsprechender Schädel, auf den wir sie schlagen konnten.
    »Also los«, befahl Howard. Ich nahm unsere Stange zur Hand, ging zum Schott und trieb sie mit Hilfe eines anderen, kürzeren Bettpfostens in den schmalen Spalt zwischen Schott und Wand. Überflüssig zu erwähnen, dass ich bereits mit dem dritten Schlag meine Finger traf und daraufhin einen Veitstanz auf dem Gang aufführte.
    Schließlich gelang es mir die Stange gut eine Fingerbreite tief in den Spalt zu rammen. Mit aller Kraft stemmten wir uns gemeinsam gegen den Hebel. Ich bedauerte, dass wir Rowlf nicht bei uns hatten. Für seine Bärenkräfte wäre es ein Leichtes gewesen, den Ausgang aufzusprengen.
    Wir schafften es auch so. Ein paar Mal rutschte die Stange ab, weil sie nicht genügend Halt fand. Dann glitt das Schott knirschend ein Stück zur Seite.
    »Noch einmal«, keuchte ich und setzte die Brechstange neu an. Diesmal stemmten wir das Schott weit genug auf, dass wir uns durch die Öffnung zwängen konnten.
    Schwer atmend verschnauften wir einige Sekunden lang.
    Im Schiff war es totenstill. Man hatte unseren Ausbruch nicht bemerkt – oder kümmerte sich zumindest nicht darum – und so machten wir uns auf den Weg.
    Die NAUTILUS schien ausgestorben zu sein. Jetzt, nachdem das Grollen der Maschinen verstummt war, das unsere Reise sechs Tage lang begleitet hatte, bis ich es bewusst gar nicht mehr wahrnahm, schienen unsere Schritte unheimliche, hallende Echos auf dem metallenen Boden zu verursachen; Echos, die überall im Schiff deutlich zu hören sein mussten, wie ich mir einbildete. Trotzdem erfolgte keinerlei Reaktion, obwohl wir bei unserem Ausbruch alles andere als leise gewesen waren. Erst als wir auf dem untersten Deck des Unterseebootes angelangt waren und uns der Tauchkammer näherten, hörte ich Stimmen.
    Hastig blieb ich stehen, gebot Howard mit einer Handbewegung zurückzubleiben und schlich auf Zehenspitzen weiter.
    Die Männer waren in der Tauchkammer versammelt, alle, und als wäre das allein noch nicht ausreichend, uns jede Chance auf einen Erfolg unserer Flucht zu vermasseln, wandte van der Croft mir das Gesicht zu, als ich vorsichtig durch die Tür lugte. Ich fuhr zusammen und hätte um ein Haar erschrocken aufgeschrien. Van der Croft musste mich einfach gesehen haben.
    Aber er reagierte nicht. Seine Augen waren weit geöffnet und ein wenig glasig und ihr Blick schien geradewegs durch mich hindurchzugehen.
    Hastig wich ich zurück, gestikulierte Howard zu, sich bereit zu machen – und sprang mit einem entschlossenen Satz in die Tauchkammer hinein. Van der Croft schien wie aus einem tiefen Schlaf zu erwachen und hob mühsam die Hände – und viel zu langsam, meinem Hieb auszuweichen, der ihn vor die Brust traf und gegen die stählerne Wand der Kabine schleuderte. Ich fuhr herum, tauchte unter dem ungeschickten Faustschlag eines Matrosen hindurch und versetzte dem Burschen einen Stoß, der ihn neben van der Croft auf den Boden beförderte. Dann hob ich meinen Stockdegen und schlug zu, nicht heftig genug, einen der Männer wirklich zu verletzen, aber auf die magische Wirkung des Shoggotensternes in seinem Knauf vertrauend.
    Den Mann, der hinter der Tür gestanden hatte, hatte ich nicht einmal gesehen.
    Aber er mich.
    Eine halbe Sekunde später lag ich am Boden, rang keuchend nach Atem und versuchte die Sterne wegzublinzeln, die vor meinen Augen tanzten. Schatten bewegten sich über mir; ich hörte dumpfe Schläge, dann einen keuchenden, halb erstickten Schrei und den dumpfen Aufprall eines Körpers.
    Als sich der Sternendschungel vor meinen Augen wieder lichtete, waren auch die letzten Männer verschwunden, zusammen mit van der Croft und dem anderen Matrosen, den ich niedergeschlagen hatte. Sonderbarerweise hatten sie darauf verzichtet, mich vollends kampfunfähig zu machen oder gar umzubringen; ebenso wie Howard, der sich stöhnend neben mir auf Hände und Knie hochkämpfte, die Hand gegen die Schläfe presste und dann vorwurfsvoll auf die zerknautschte Zigarre herabblickte, die aus seinem Mundwinkel hing.
    Mit Howards Hilfe richtete ich mich vorsichtig auf. Der stechende Schmerz in meiner Brust raubte mir schier den Atem und ich musste

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