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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Grotte, in der sich das Schiff befand, musste unter der Wasserlinie liegen. Normalerweise wurde das Wasser vermutlich aus dem gesamten Dock abgepumpt, nachdem die NAUTILUS eingelaufen und das äußere Tor geschlossen war, sodass man bequem durch das Turmluk ein- und aussteigen konnte, doch das war offensichtlich nicht geschehen. Möglicherweise handelte es sich auch noch gar nicht um das Dock selbst, sondern um eine gigantische Schleusenkammer, in der das Schiff feststeckte. Der Weg, den wir benutzten, diente wohl nur für Notfälle.
    Der Druck auf meine Brust wurde unerträglich. Meine Lunge schien zu platzen. Vor meinen Augen begannen sich rote Kreise zu drehen. Jede Faser meines Körpers schrie nach Luft, als das Schott endlich weit genug auf geglitten war. Ich zwängte mich hindurch. Howard folgte mir sofort. Bei seiner pechschwarzen Raucherlunge grenzte es an ein Wunder, dass er die Strapaze überhaupt aushielt.
    Wir gelangten in eine winzige Kammer, die uns beiden zusammen kaum genug Platz bot. Wie besessen kurbelte ich an dem Handrad, um das Schott wieder zu schließen. Dann wandte ich mich dem zweiten zu, das an der gegenüberliegenden Wand angebracht war und die Innenschleuse öffnete.
    Langsam öffnete sich das Schott. Gurgelnd floss das Wasser durch den Spalt ab, versickerte auf der anderen Seite durch ein Gitter im Boden und endlich konnte ich wieder atmen. Gierig sog ich die frische Luft in meine gepeinigte Lungen. Neben mir schnappte Howard ebenfalls nach Luft.
    Erschöpft sanken wir auf den Boden des Ganges, der sich vor uns erstreckte, rangen keuchend nach Atem und beglückwünschten uns gegenseitig, noch am Leben zu sein. Howard war so erleichtert, dass er sogar vergaß, sich eine Zigarre anzuzünden.
    Nach einer Weile gingen wir weiter. Dunkelheit umgab uns, dazu eine Stille, die mich unangenehm an das tödliche Schweigen erinnerte, das uns auf der NAUTILUS begrüßt hatte. Von van der Croft und seinen Männern war so wenig zu entdecken wie von der Besatzung Vulkanos. Es schien, als wären wir die einzigen Menschen weit und breit. Allmählich begriff ich, warum niemand das Wasser aus dem Dock abgelassen hatte. Es war keiner mehr da, der die Kontrollen hätte bedienen können.
    Wir stiegen mehrere Treppen hinauf und erreichten schließlich einen breiteren Gang. Fahles Sonnenlicht fiel durch mehrere Fenster in der Decke herein, und nach wenigen weiteren Schritten traten wir ins Freie hinaus. Über uns spannte sich ein wolkenloser Mittelmeerhimmel. Obwohl es auch hier winterlich kühl war, lagen die Temperaturen ungleich höher als in England und die Sonne wärmte sogar ein wenig. Trotzdem fror ich in der nassen Kleidung wie der sprichwörtliche Schneider.
    Aber ich vergaß die Kälte fast sofort. Vor und unter uns lag Vulkano, die sagenumwobene Insel Kapitän Nemos, und ich wusste nicht genau, was ich erwartet hatte – aber auf jeden Fall nicht das.
    Der Anblick war beinahe zu normal.
    Nemos Männer wohnten in kleinen Häusern, die ein regelrechtes Dorf bildeten, nicht sehr weit von unserem Standort entfernt. Und es war so leer wie alles, was wir bisher gesehen hatten. Nirgendwo entdeckten wir einen Menschen.
    Im erstbesten Haus zogen wir uns um. Ich hatte mich erst in den letzten Jahren an feine Kleidung gewöhnt und deshalb fiel mir der Wechsel nicht schwer, aber Howard wirkte in Leinenhose, kariertem Hemd und einer schmuddeligen Jacke schlichtweg lächerlich, zumal er sich bemühte, auch jetzt noch seinen aristokratisch stolzen Gesichtsausdruck beizubehalten, und die Kleidungsstücke ihm um einige Nummern zu groß waren.
    »Hör schon auf, so dämlich zu grinsen«, fauchte er mich an und zupfte an seinem Hemd herum. »Jetzt ist wirklich nicht die Zeit, auf solche Nebensächlichkeiten zu achten.«
    Natürlich hatte er Recht, was aber nichts daran änderte, dass sein Anblick überaus erheiternd wirkte. Immer noch von einem Ohr zum anderen feixend verließ ich hinter ihm das Haus.
    Wir brauchten rund eine Stunde, um die Siedlung zu durchsuchen. Trotz des auf den ersten Blick beinahe enttäuschenden Äußeren der Siedlung war es mehr als beeindruckend, was Nemo und seine Leute hier in aller Heimlichkeit geschaffen hatten. Es gab riesige Forschungslabors, eine autarke Energieerzeugungsanlage, deren Funktionsprinzip ich lieber gar nicht erst zu ergründen versuchte und über deren Tür ein grellrotes Schild das Betreten verbot (darunter war ein etwas kleineres, auf dem zu lesen stand: Made in

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