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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihrer Stimme sehr gut verstehen. Nach allem, was sie mir erzählt hatte, schien sich dieser unheimliche Mr. Hennessey mehr oder weniger zum Herrn über ganz Brandersgate aufgeschwungen zu haben. Und Alyssa war nicht der Mensch, der es ertrug, von Almosen zu leben. Aber trotzdem antwortete ich: »Das klingt eher, als sollten Sie diesem Mr. Hennessey dankbar sein.«
    »Er stiehlt uns unsere Kinder, Robert«, antwortete Alyssa. »Sie … sie gehen jeden Tag zu seinem verdammten Turm hinaus und jedes Mal, wenn sie zurückkommen, ist es ein bisschen schlimmer.«
    »Was ist schlimmer?«, fragte ich betont. Ich glaubte sogar zu wissen, was sie meinte. Schließlich hatte ich Joshua gesehen. Aber ich wollte es aus ihrem eigenen Mund hören, und mit ihren Worten.
    »Er nimmt ihnen ihre Jugend«, antwortete Alyssa. »Mein Sohn ist fünf Jahre alt, aber er redet und benimmt sich wie ein Erwachsener. Er … er ist kein Kind mehr.« Ihre Stimme begann zu zittern und ich sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ganz automatisch wollte ich meinen beruhigenden Einfluss verstärken, aber dann begriff ich im letzten Moment, dass sie ein Recht auf diesen Schmerz hatte, und tat es doch nicht.
    »Und so wie Barney sind sie alle«, fuhr Alyssa fort. »Ich weiß nicht, was Hennessey mit ihnen tut, aber er stielt ihre Jugend. Niemand hat den Mut sich gegen ihn zu stellen, aber ich … ich ertrage es nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein eigener Sohn zu meinem Feind geworden ist.« Ihre Stimme versagte, als sie endgültig von den Tränen übermannt wurde.
    Der Anblick ließ auch in mir etwas erschauern. Wie verzweifelt musste diese Frau sein, wenn sie sich an den erstbesten, wildfremden Menschen um Hilfe wandte, der in die Stadt kam?
    Ich gab ihr hinlänglich Zeit ihre Fassung zurückzuerlangen, dann fragte ich: »Können Sie mir den Weg zu diesem Leuchtturm zeigen, in dem Hennessey wohnt?«
    »Ja«, antwortete sie. »Aber Sie können jetzt nicht dorthin. Die Flut beginnt in einer Stunde und Sie wären bis morgen Mittag auf der Insel gefangen.«
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Ich möchte ihn auch nur sehen, das ist alles.«
    »Dazu müssen wir nicht bis zum Strand«, antwortete Alyssa. »Der Leuchtturm ist schon lange nicht mehr in Betrieb, aber manchmal sieht man ein … Licht.«
    Das unmerkliche Stocken in ihren Worten entging mir keineswegs. »Ein Licht? Was für ein Licht?«
    »Ein … seltsames Leuchten«, antwortete Alyssa. »Ich weiß nicht, warum, aber es ist … irgendwie unheimlich. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg. Aber seien Sie vorsichtig. Und sehr leise. Niemand darf wissen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.«
    Wir verließen die Kirche durch ein mannsgroßes, unregelmäßig geformtes Loch in der Wand auf der Rückseite und folgten der Straße in nördlicher Richtung; allerdings nur noch wenige Dutzend Schritte weit, denn sie endete jäh vor einer Barriere aus Unterholz und Gestrüpp, die in der Dunkelheit wie eine massive Wand wirkte. Trotzdem meinte ich zu erkennen, dass die Straße früher einmal weiter geführt haben musste; vielleicht bis zu der Sägemühle, von der Alyssa erzählt hatte.
    Der Weg zur Küste war tatsächlich nicht weit. Alyssa wich im rechten Winkel von der Straße ab. Eine Zeit lang marschierten wir durch fast hüfthohes Gras und Gestrüpp, schließlich eine flache Böschung hinauf – und dann lag die Steilküste so jäh vor uns, dass Alyssa mich mit einer erschrockenen Bewegung am Arm ergriff und zurückriss, denn von selbst hätte ich den gut zwanzig Meter tiefen Abgrund, der plötzlich vor uns klaffte, vielleicht gar nicht bemerkt.
    Ich bedankte mich mit einem Kopfnicken und beugte mich mit klopfendem Herzen vor. Der Anblick ließ mich schaudern. Alyssa hatte mich nicht nur vor einem üblen Sturz bewahrt, sondern mir mit ziemlicher Sicherheit das Leben gerettet. Unter uns erstreckte sich ein schmaler, mit nadelspitzen Felsen nur so gespickter Strand, der im bleichen Licht des Mondes fast weiß schimmerte.
    »Wo ist der Turm?«, fragte ich.
    Alyssa deutete stumm nach Norden. Im allerersten Moment erkannte ich nichts als Dunkelheit, aber nach einigen Sekunden identifizierte ich einen Umriss in noch tieferem Schwarz vor dem Hintergrund der Nacht und nach einigen weiteren Sekunden erkannte ich die typische, sich sanft nach oben verjüngende Form eines Leuchtturmes, der offensichtlich ein ganzes Stück vor der Küste auf einer kleinen Felseninsel stand. Von irgendeinem Licht war

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