Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
in jeder Sekunde mehr in Lebensgefahr, in der er sich im brennenden Andara-House aufhielt. Das Gebäude hatte sich in einen gewaltigen Scheiterhaufen verwandelt. Keine Macht des Universums vermochte es jetzt noch zu retten. Und keine Macht des Universums würde ihn noch retten, wenn er nicht schnellstens hier verschwand!
Er wankte keuchend und hustend aus der Bibliothek auf den Korridor hinaus. Auch hier war alles voller Flammen und Rauch, der das Atmen zur Qual machte und seine Augen tränen ließ. Von Rowlf war nichts zu entdecken. Er konnte nur hoffen, dass er irgendwie rausgekommen war. Schützend hob Howard die Arme vor das Gesicht und taumelte vorwärts, blind vor Hitze, Schmerz und Atemnot.
Der hintere Teil des Korridors, der zur Treppe hin führte, über die er gekommen war, brannte so heftig, dass an ein Durchkommen gar nicht zu denken war. Er musste durch die Halle.
Flammen schlugen ihm aus dem Fußboden entgegen und einmal entging er nur mit knapper Not einem brennenden Scheit, das von der Decke herunterstürzte. Howard wusste selbst nicht, wie er die Halle erreichte.
Hier wurde es etwas besser. Die große, hohe Halle mit ihrem gefliesten Steinfußboden bot dem Feuer wenig Nahrung. Lediglich zwei holzgetäfelte Wände standen in Flammen und vom Dach waren brennende Balken herabgestürzt, aber die Halle wäre noch passierbar gewesen – hätte das Feuer nicht auch auf das untere Ende der Treppe übergegriffen, von wo aus es sich rasend schnell in die Höhe fraß!
Howard wankte die Stufen hinunter, bis er die Flammenwand fast erreichte, und kletterte über das Geländer. Seine Bewegungen waren langsam und schwerfällig. Alles drehte sich vor seinen Augen und nur die nackte Todesangst trieb ihn voran. Er hatte kaum noch die Kraft sich am Geländer festzuhalten. Der Boden lag nur knapp drei Yards unter ihm, doch es kam ihm vor, als wären es drei Meilen.
Er sprang. Noch während er sich abstieß, griff eine lodernde Flammenhand nach ihm, strich heiß über seinen Rücken und ließ ihn vor Schmerz aufschreien. Der Boden schien auf ihn zuzurasen und war im nächsten Moment heran, zehn Mal schneller und hundert Mal härter, als er hätte sein dürfen.
Der Aufprall riss Howard von den Beinen und ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Knöchel. Er stürzte, versuchte seinen Fall mit den Armen abzufangen und schrie auf, als er mit einer Hand in die noch schwelenden Überreste irgendeines Möbelstückes griff. Der ganze Boden war so heiß, als hätte er sich ins Innere eines Backofens verirrt.
Howard bemerkte, dass der dicke Wintermantel, der ihm bislang wenigstens einen notdürftigen Schutz gegen die Hitze gewährt hatte, Feuer fing. Mühsam wälzte er sich herum um die Flammen zu ersticken, doch es gelang ihm nicht.
Dann war plötzlich jemand neben ihm, packte den Mantel und riss ihn ihm mit roher Gewalt vom Körper. Howard fühlte sich von einer unglaublich starken Hand gepackt und wie ein Kind in die Höhe gerissen. Durch den Schleier aus Tränen und Rauch vor seinen Augen erkannte er Rowlf, der ihn zum Portal zerrte.
Irgendwann blieb die Flammenhölle hinter ihnen zurück. Gierig sog Howard die frische Luft ein. Es war wie ein Schock. Im Freien herrschten in dieser Nacht Temperaturen von unter Null Grad. Hier, in unmittelbarer Nähe des gigantischen Scheiterhaufens war es zwar wesentlich wärmer, dennoch traf ihn die Kälte nach der Hitze im Inneren des Hauses wie ein Schlag ins Gesicht. Bereits mit dem ersten Atemzug hatte er das Gefühl flüssiges Eis zu atmen, das brennend seine Kehle herunterrann und seine Lungen gefrieren ließ.
Der Schmerz war schlimmer als alles, was er zuvor erlebt hatte. Howard hörte sich selbst schreien, doch Rowlf zerrte ihn unbarmherzig weiter und mit jedem Schritt schienen sie tiefer in eine Eiswüste vorzudringen.
Irgendwann ließ Rowlf ihn los. Kraftlos sank Howard zu Boden und nahm kaum noch wahr, dass der Hüne mit bloßen Händen die Funken erstickte, die in seiner Kleidung schwelten. Er blieb einige Sekunden liegen, wartete darauf, dass er wieder Luft bekam und die unerträglichen Schmerzen in seiner Brust nachließen, dann wälzte er sich keuchend auf die Seite. Er entdeckte den leblosen Körper Roberts wenige Schritte neben sich.
»Du musst …«, begann er mühsam, dann versagte ihm die Stimme den Dienst. Noch immer fühlte sich seine Kehle wie vereist an. Es war so mühsam zu sprechen. So unvorstellbar mühsam.
»Nich redn tun«, brummte Rowlf. Sein
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