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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Howard.
    »Es sieht nicht gut aus«, sagte Gray ernst. »Sogar ziemlich schlecht, um genau zu sein.«
    »So viel habe ich Cohens Worten schon entnommen. Die Zeugenaussagen –«
    »Die zerfetze ich in der Luft«, unterbrach ihn Gray selbstsicher. »Wenn ich mit ihnen fertig bin, glaubt ihnen niemand mehr auch nur ihre Namen. Aber dafür muss ich erst einmal wissen, was wirklich geschehen ist.«
    »Morgen«, antwortete Howard. Es fiel ihm mit jeder Sekunde schwerer sich zu konzentrieren. Zu viel war innerhalb der letzten Minuten auf ihn eingestürmt. Zwei Tage? Hatte Lecter tatsächlich gesagt, dass er zwei Tage geschlafen hatte? »Ich erkläre dir alles morgen.«
    Gray sah nicht gerade begeistert aus. »Howard, jeder Tag kann –«
    »Ich kann jetzt nicht mehr«, fiel ihm Howard ins Wort. »Ich kann kaum noch die Augen aufhalten. Was … ist mit Robert?«
    Gray zögerte einen Moment. »Du weißt es nicht?«
    »Ich … muss nur sicher sein.«
    »Er ist tot«, erklärte Gray bedächtig. »Und du wirst es auch bald sein, wenn du mir nicht hilfst, deine Unschuld zu beweisen.«
    Ein kurzes Zucken glitt über Howards Gesicht. »Und Rowlf?«
    »Ihm geht es inzwischen wieder ganz gut. Er war nur einen Tag im Krankenhaus. Du weißt ja, wie er ist. Den bringt so schnell nichts um.«
    »Rowlf ist noch auf freiem Fuß?«, vergewisserte sich Howard. »Cohen hat ihn nicht verhaftet?«
    »Es gab keinen Grund«, erwiderte Gray. »Jedenfalls nicht im ersten Moment. Die Zeugen haben übereinstimmend ausgesagt, dass du es warst, der den Kutscher und die Frau und das Kind …« Er stockte, blickte einen Moment zu Boden und setzte dann noch einmal von neuem an. »Nun, dass Rowlf die ganze Zeit über bewusstlos auf dem Boden gelegen hat, jedenfalls. Auf die Idee ihn wegen des Umstandes hochzunehmen, dass er schließlich mit dir zusammen im Haus war, ist Cohen eine Winzigkeit zu spät gekommen. Rowlf ist untergetaucht.«
    »Aber du weißt, wo er ist?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Gray. »Aber jetzt erzähl mir endlich, was wirklich passiert ist.«
    »Du musst mit ihm sprechen«, verlangte Howard, als hätte er Grays Frage gar nicht gehört. »Erinnere ihn an Viktor. Er wird wissen, was ich meine.«
    »Viktor? Wer zum Teufel ist Viktor? Verdammt, Howard, was soll das alles? Begreifst du eigentlich, um was es hier überhaupt geht? Ich muss wissen, was los ist! Was soll dieser Unsinn, dass du den Kutscher ermordet haben sollst – und erst recht Robert! Mein Gott, selbst Cohen sollte wissen, dass du dich für den Jungen hättest in Stücke reißen lassen.«
    »Es war nicht der Kutscher«, antwortete Howard. »So wenig, wie die Frau in der Kutsche Priscylla war.«
    »Sondern?« Gray wirkte leicht verärgert. »Bitte, lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Howard seufzte. Vermutlich hatten sie sogar noch viel weniger Zeit, als Gray jetzt noch glaubte. »Es waren Shoggoten«, sagte er.
    Grays Augen weiteten sich. Ganz instinktiv sah er erschrocken zur Tür, ehe er – leise und mit vor Entsetzen bebender Stimme wiederholt: »Shoggoten? Bist du sicher?«
    »Ganz sicher«, bestätigte Howard.
    Gray seufzte tief. Seine Augen wurden dunkel vor Sorge. »Erzähle«, sagte er.

 
4. September 1892
     
    Mein drittes Erwachen war nicht weniger qualvoll als die beiden ersten Male, doch war es ein Schmerz vollkommen anderer Art. Genau genommen war es das vierte. Ich glaubte mich an einen Traum zu erinnern, von dem mir erst später klar werden sollte, dass er Wirklichkeit gewesen war. In diesem Traum war ich in einem riesigen, fensterlosen Raum erwacht, nackt und ausgestreckt auf einem Tisch aus schimmerndem Stahl, an den ich mit metallenen Ringen an Hand- und Fußgelenken festgebunden war. Ein fünfter, breiterer Ring lag um meine Stirn und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass sich eine Anzahl bunter Kabel von diesem Ring zu einem Punkt außerhalb meines Gesichtskreises erstreckte. Ich hörte Stimmen und als ich den Kopf so weit drehte, wie es meine Fesseln zuließen, da sah ich den Doktor und Boris an einer gewaltigen, erschreckend aussehenden Apparatur stehen, die eine gesamte Wand des großen Raumes einnahm. Sie bestand aus einer Vielzahl von Skalen, Uhren, Lämpchen, großen Rädern und Hebeln und gewaltigen Keramikspulen, deren Zweck mir verborgen blieb. Und eine noch erschreckendere Apparatur hing direkt über mir, die Albtraumversion eines Damoklesschwertes aus Glas, Stahl und weißem

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