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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verzweifelt. »Cohen, seien Sie vernünftig! Sie können nicht -«
    Aber er konnte. Und er tat.
    Ich sah das Aufblitzen in seinen Augen und begriff, dass er zustechen würde. Ich versuchte den Kopf wegzudrehen und zugleich die Arme hochzureißen, um die Waffe zur Seite zu schlagen, aber ich ahnte, dass keine der beiden Bewegungen schnell genug sein würde.
    Und ich hatte Recht.
     
    Sie brauchten gut zwei Stunden, um auch nur die ersten Ausläufer der Stadt zu erreichen. Das Gehen auf dem harten, unebenen Boden erwies sich als wesentlich anstrengender als erwartet. Auch hier hatte sich kristallisiertes Salz mit dem Sand zu einer Kruste verbunden, die bei jedem Schritt unter ihren Schuhen knirschte. Dazu kam, dass R’lyeh wesentlich größer sein musste, als sie alle bisher gedacht hatten.
    Aus der Nähe betrachtet erwiesen sich die Zerstörungen in R’lyeh als noch wesentlich schlimmer, als es von weitem den Anschein gehabt hatte. Von vielen Häusern standen nur noch einzelne Mauerteile, andere waren völlig zu gewaltigen Schutthaufen zusammengebrochen. Abgesehen von der räumlichen Größe wies nichts mehr auf die einstige finstere Pracht der Stadt hin.
    Sie gelangten auf eine lang gezogene, mit Trümmerstücken übersäte Straße. Trotz der Verwüstungen waren immer noch Spuren der unmenschlichen Architektur der Erbauer R’lyehs zu erkennen. Es handelte sich um Details, die Howard vertraut waren, auch wenn sein Verstand sich weigerte sie richtig wahrzunehmen. Mal glaubte er eine auf unmögliche Art gekrümmte Gerade zu sehen, anderenorts einen Winkel, der mehr als dreihundertsechzig Grad beschrieb, Spiralen, die sich geradewegs in die Unendlichkeit zu schrauben schienen, Ecken, Kanten und Rundungen, die es schlichtweg nicht geben konnte. Er hatte all das schon gesehen, wann immer er auf Bauwerke der GROSSEN ALTEN gestoßen war, und vermied es, allzu genau hinzusehen, weil er wusste, dass diese jeglicher menschlichen Vorstellungskraft Hohn sprechende Symmetrie jeden Betrachter über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben würde.
    Howard blieb immer wieder vor einigen der Häuser stehen und betrachtete sie genauer, um zu ergründen, wodurch sie zerstört worden waren. Es schien allein ein Werk des Wassers zu sein, als die Stadt vor langer Zeit irgendwann im Meer versunken war. Weder waren Spuren von Feuer zu entdecken, noch sonst irgendwelche Hinweise auf die Ursachen der Verwüstung. Der Zustand der Gebäude besserte sich etwas, je mehr sie sich dem Zentrum der Stadt und damit der schwarzen Pyramide näherten, aber damit wuchs auch das Gefühl von Bedrohlichkeit, das sie vermittelten, was nicht nur an der nichtmenschlichen Architektur lag. Einst war R’lyeh von finsterem, blasphemischem Leben schier übergequollen. Shoggoten und unzählige andere Dienerrassen der GROSSEN ALTEN hatten die Straßen und Gebäude bevölkert, manche so fremdartig, dass ihr bloßer Anblick einem Menschen den Verstand geraubt hätte. Die Kreaturen waren verschwunden, vermutlich seit einer halben Ewigkeit tot, sofern man bei etwas, das nie wirklich gelebt hatte, überhaupt vom Tod sprechen konnte.
    Dennoch schien etwas von ihrer unheiligen Präsenz in jedem Stein, in jedem Fußbreit Boden zurückgeblieben zu sein; eine finstere Hinterlassenschaft, die selbst jetzt noch spürbar war.
    Howard wusste, dass sie zu der schwarzen Pyramide mussten, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Wenn es irgendwo Antworten auf die Fragen gab, die ihn beschäftigten, dann dort, im Zentrum des Bösen. Dem Haus, in dem Cthulhu einst ertrank und seit Jahrmillionen auf seine Auferstehung wartete.
    Neugier und Furcht, was sie dort finden würden, beherrschten Howard gleichermaßen. Vor allem beschäftigte ihn die Frage, was mit dem obersten der GROSSEN ALTEN geschehen war. Ruhte er noch immer in seinem Grab, vergessen von der Zeit, von vergangener Macht träumend und davon, eines Tages doch noch einen Rückweg in die Welt der Lebenden zu finden, um seine einstige Schreckensherrschaft über die Erde neu zu beginnen?
    Howard schrak aus seinen Gedanken auf, als er glaubte, in den Trümmern eines Hauses, das sie gerade passierten, eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Als er jedoch genauer hinsah, entdeckte er nur einen der entsetzlich sinnverdrehenden Winkel und wandte den Blick rasch wieder ab.
    »Unheimlich«, murmelte Rowlf. »Dassis … richtich unheimlich.«
    Howard schauderte beim Klang seiner Stimme. Sie kam ihm fremd und düster vor, etwas, das

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