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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Weder in London noch jetzt. Wissen Sie was? Ich glaube sogar, dass er uns absichtlich hat entkommen lassen.« Er machte eine Kopfbewegung auf das Messer in meinen Händen. »Es war seine eigene Waffe, mit der ich ihn bedroht habe.«
    »Vielleicht hat er sie nicht erkannt«, murmelte ich.
    Cohen zuckte die Achseln und antwortete nicht darauf. Immerhin war es möglich, dass Crowley einfach zu erschrocken gewesen war, um zu sehen, mit welcher Waffe Cohen ihn bedrohte. Aber im Grunde glaubten wir beide nicht daran.
    »Aber warum um alles in der Welt sollte er das tun?«, fragte ich.
    »Vielleicht erzählen Sie mir zuerst einmal, was er überhaupt von Ihnen will und wer er ist«, sagte Cohen anstelle einer Antwort.
    »Das weiß -«, begann ich, wurde aber sofort wieder von Cohen unterbrochen.
    »Sie wissen es nicht, ich weiß«, sagte er in einem Ton, der deutlich machte, wie wenig er mir glaubte. »Sie sind nichts als das arme unschuldige Opfer einer schrecklichen Verwechslung, nehme ich an.«
    Ich funkelte ihn böse an. »Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus«, sagte ich. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wer dieser Crowley ist. Ich glaube, ich weiß, was er ist, aber das ist auch schon alles.«
    »Das wäre schon einmal ein Anfang«, sagte Cohen.
    »Glauben Sie, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden?«
    Cohen zuckte mit den Achseln. »Wenn nicht jetzt, wann sonst? Er ist kein Mensch, nicht wahr?«
    Ich war nicht einmal sicher. Das hieß – im Grunde kannte ich die Antwort auf seine Frage ganz genau. Aber ich wollte es nicht zugeben. Nach allem, was ich allein und gemeinsam mit Cohen erlebt und gesehen hatte, lag die Vermutung, dass auch Crowley ein TIEFES WESEN war, das – vielleicht schon vor Jahrhunderten – die Gestalt eines Menschen angenommen hatte, auf der Hand. Aber ich wollte es einfach nicht zugeben, denn wenn diese Vermutung zutraf, dann bedeutete das, dass meine Feinde noch viel mächtiger waren, als ich bisher geahnt hatte. Und – viel schlimmer – dass es vielleicht niemanden mehr gab, dem ich wirklich vertrauen konnte, waren sie doch in der Lage, in jedes beliebige Aussehen zu schlüpfen, jede beliebige Identität anzunehmen. »Vielleicht«, sagte ich so. »Wer weiß – vielleicht hat er so oft seinen Körper gewechselt, dass er selbst schon nicht mehr weiß, wer er wirklich ist.«
    Cohen seufzte. »Sie sollten Bücher schreiben, Craven«, sagte er. »Sie verstehen es wirklich, viele Worte zu machen, ohne etwas zu sagen.«
    Ich lächelte schwach über seinen Scherz, antwortete aber nicht darauf. Stattdessen sah ich mich demonstrativ in der Runde um, ohne mehr als Schatten und kahle, im unheimlichen Licht dieser stürmischen Vollmondnacht wie aus Zement gegossen aussehende Baumstämme zu erblicken. »Wir können nicht hier bleiben«, sagte ich.
    »Falls Sie vorhaben, nach Brandersgate zurückzugehen, vergessen Sie es«, sagte Cohen. »Es sind noch …« Er zog seine Taschenuhr hervor, klappte den Deckel auf und versuchte fast dreißig Sekunden lang mit zusammengekniffenen Augen, die Uhrzeit abzulesen. »… fast sechs Stunden.«
    »Sechs Stunden bis wann?«
    »Bis der Zug nach Glasgow durch Brandersgate kommt«, antwortete Cohen und steckte die Uhr wieder ein. »Wir müssen versuchen ihn irgendwie anzuhalten.«
    »Und Sie denken, sie werden tatenlos dabei zusehen?«
    »Nein«, antwortete Cohen und zog eine Grimasse. »Ich denke, sie werden uns in aller Ruhe aus der Stadt herausspazieren lassen.«
    Wieder verzichtete ich darauf zu antworten. Cohen war ebenso nervös wie ich und wahrscheinlich hatte er noch mehr Angst als ich, denn vieles von dem, was geschehen war, musste ihm noch viel unheimlicher und unverständlicher vorkommen als mir. Wieder verspürte ich für einen Moment fast so etwas wie Bewunderung für die Nervenkraft dieses Mannes. Die meisten anderen Menschen wären unter der Belastung schon längst zusammengebrochen. Trotzdem nahm ich mir vor, vorsichtig zu sein. Es mochte sein, dass dieser Moment noch kam.
    »Sie werden am Bahnhof auf uns warten«, gab ich zu bedenken.
    Cohen schnaubte. »Nach allem, was bisher geschehen ist, würde ich mich nicht wundern, wenn sie uns einen roten Teppich ausrollen«, sagte er. Ich wollte widersprechen, aber Cohen fuhr etwas lauter und heftiger fort: »Begreifen Sie immer noch nicht, dass Crowley will, dass wir entkommen? Oder zumindest Sie?«
    Das hatte ich längst begriffen. Ich verstand nur immer noch nicht, warum. Außerdem hatte ich

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