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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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meinen, Weihnachten steht vor der Tür. Ich würde mich nicht wundern, wenn es morgen zu schneien begänne.«
    Er trat vom Kamin zurück, schien einen kleinen Moment unschlüssig und nahm dann Platz. Nach einem nochmaligen Zögern griff er nach einem der Sandwiches und biss hinein. Er kaute sehr langsam, aber alles andere als genüsslich.
    »Schmeckt es nicht?«, fragte sein Gast, der sich ebenfalls gesetzt hatte. »Ich habe nicht viel Erfahrung in solchen Dingen, muss ich gestehen. Normalerweise erledigt das das Personal.«
    »Ich weiß.« Cohen seufzte. »Ich glaube, das ist das Einzige, worum ich Leute wie Sie wirklich beneide, Robert«, sagte er. »Sie glauben ja gar nicht, wie lästig es manchmal ist, ganz allein zu leben und niemanden zu haben, der sich um einen sorgt. Eine Köchin oder ein Hausmädchen wären wunderbar.«
    »Warum stellen Sie keine ein?«, fragte Robert Craven. »So schlecht ist der Verdienst eines Oberinspektors bei Scotland Yard doch wohl sicher nicht, dass Sie es sich nicht leisten könnten, oder?«
    »Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie knauserig die Queen ihren Beamten gegenüber ist«, antwortete Cohen mit einem gequälten Lächeln. »Außerdem – was sollte sie den ganzen Tag über tun?« Er sah sich demonstrativ um. Der Salon war klein, trotzdem aber das größte Zimmer der nur aus drei Räumen bestehenden Wohnung. »Ich bin sowieso selten hier. Meist komme ich nur zum Schlafen nach Hause und manchmal nicht einmal das.«
    »Immerhin würde Sie abends eine warme Mahlzeit erwarten und keine trockenen Sandwiches, die ein lästiger Logierbesuch zusammengestümpert hat.«
    »Sie sind nicht lästig«, sagte Cohen. Er tat Craven nicht den Gefallen, ihm auch in Hinsicht auf die Qualität der Mahlzeit zu widersprechen, und er biss auch kein zweites Mal ab, sondern legte das Brot im Gegenteil nach einigen Sekunden aus der Hand und schenkte sich stattdessen eine Tasse Tee ein. Seine Finger zitterten leicht.
    »Ich glaube, es liegt weniger an Ihren Kochkünsten als an mir. Nach einem Tag wie heute würde mir wahrscheinlich nicht einmal eine Mahlzeit schmecken, die der Chefkoch der Queen zubereitet hätte.«
    »Hatten Sie Ärger?«, fragte Craven.
    Cohen nippte an seinem Tee, verzog das Gesicht und stellte die Tasse hastig wieder zurück. »Was wollen Sie zuerst hören?«, fragte er. »Die schlechten Nachrichten, oder die ganz schlechten Nachrichten?«
    Craven setzte zu einem Lächeln an, doch dann schien er zu begreifen, dass Cohens Worte nichts als Scherz gemeint gewesen waren. »Was haben Sie über Brandersgate herausgefunden?«
    »Nicht viel«, antwortete Cohen und trank tapfer einen weiteren Schluck Tee. »Das sind die schlechten Nachrichten, von denen ich sprach: Es gibt keinen Ort namens Brandersgate.«
    »Wie?«
    »Nicht mehr«, bestätigte Cohen mit einem Kopfnicken. »Die letzten Einwohner haben ihn vor gut fünf Jahren verlassen. Seither lebt niemand mehr dort. Fragen Sie mich nicht, wie das möglich ist – aber wir scheinen mit den Bewohnern einer Geisterstadt gesprochen zu haben.«
    »Dafür, dass es Gespenster waren, kamen sie mir reichlich lebendig vor«, sagte Craven.
    »Im Großen und Ganzen entsprach Hennesseys Geschichte sogar der Wahrheit«, fuhr Cohen nach einer Weile fort. »Bis auf einen Unterschied: Nach der Schließung der Fabrik ging Brandersgate sang- und klanglos vor die Hunde. Die meisten Bewohner gingen weg. Nur ein paar sind geblieben – vielleicht zweihundert – und vor ungefähr fünf Jahren sind sie schließlich auch weggegangen. Nachdem … etwas geschehen ist. Es gab eine Katastrophe.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Craven. »Es gab einen schrecklichen Unfall. Während eines Unwetters ertranken einige Kinder.«
    »Achtzehn«, bestätigte Cohen. Er sah Craven durchdringend an. »Die Nachricht ging damals durch alle Zeitungen. Ich wundere mich im Nachhinein selbst, dass ich mich nicht daran erinnert haben. Aber das scheint Sie nicht sonderlich zu überraschen.«
    »Das tut es auch nicht«, gestand Craven. »Das Ganze war ein bisschen zu realistisch, um nur Einbildung gewesen zu sein.«
    »Sie verstehen nicht«, sagte Cohen. »Das ist vor fünf Jahren passiert.«
    »Und Sie und ich wissen, wie es passiert ist, Inspektor«, sagte Craven. »Wir waren dabei.«
    Er beugte sich vor, angelte eines der Sandwiches vom Teller und begann mit großem Appetit zu essen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir es mit Mächten zu tun haben, die über ganz

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