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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nichts als ein ungeheuerliches, schwarzes Trümmerfeld, das von einem Ende der Welt zum anderen zu reichen schien und zu keinem anderen Zweck als dem erschaffen worden war, dem Wort Vernichtung Gestalt zu verleihen. Und zugleich spürte er, dass etwas hier war; etwas Gestaltloses, Finsteres und ungeheuer Böses. Es war keine körperliche Bedrohung, nichts Materielles. Es war nicht einmal die Magie der GROSSEN ALTEN, die er fühlte. Es war einfach der Umstand, dass dies ihre Stadt war, dass sie äonenlang an diesem Ort geweilt hatten. Dieser Teil der Schöpfung war entweiht, zu einem Ort geworden, an dem nie wieder Leben herrschen konnte.
    Howard vertrieb den Gedanken – wenigstens versuchte er es, doch es gelang ihm nicht völlig. Er beherrschte jetzt nicht mehr ganz sein Bewusstsein, blieb aber wie ein schmerzender Stachel in seinem Fleisch zurück – und versuchte sich stattdessen wieder mehr auf seine Umgebung zu konzentrieren. So gigantisch die Stadt war und so bizarr jedes Gebäude, jeder Stein, jeder Fußbreit Boden, über den sie schritten, so monoton war sie auch, denn alles, was er erblickte, war Zerstörung, ohne dass er hätte sagen können, was hier zerstört worden war. Und es war ihm unmöglich zu sagen, ob er die Spuren gewaltsamer Verheerung erblickte oder nur das, was die Zeit diesem Ort angetan hatte. Immerhin befanden sie sich unendlich weit in der Zukunft; mindestens zehn Millionen Jahre; mindestens. Angesichts der zu einem gewaltigen roten Glutball aufgedunsenen Sonne am Himmel und der leblosen Öde, die die Umgebung R’lyehs umgab, schien es sich jedoch eher um ein Vielfaches dieser Zeit zu handeln.
    Ewigkeiten schienen zu vergehen, bis sie sich der schwarzen Pyramide im Herzen der Stadt endlich näherten. Howard sah jetzt, dass sie längst nicht das größte Gebäude R’lyehs gewesen war. Aus einem Grund, den er gar nicht wissen wollte, hatte sie als Einziges der allgegenwärtigen Zerstörung getrotzt; ein schwarzer Monolith, der mehr als hundert Meter weit in die Höhe ragte und dessen nadelscharfe Spitze die Bäuche der tief hängenden Wolken aufzuschlitzen schien. Ihre Flanken waren vollkommen glatt, es gab keine sichtbaren Öffnungen, Fenster oder Eingänge und obwohl sie die schlimmste aller Ausgeburten der GROSSEN ALTEN beherbergte, ließ sie die Schlichtheit ihrer Linien doch beinahe vertraut erscheinen. Howard ließ sich von diesem Eindruck keine Sekunde täuschen. Er war bereits einmal hier, jedoch noch nie dort drinnen gewesen – aber er wusste, was sie enthielt, und allein der bloße Gedanke, dieses Gebäude zu betreten, machte es ihm schon fast unmöglich, weiterzugehen. Dies war Cthulhus Haus. Der Palast, in dem der achtarmige Herrscher der Dämonenrasse seit Jahrmillionen lag, ertrunken, aber nicht tot, gestorben, aber nicht vergangen, der Ort, an dem Cthulhu seine finsteren Träume träumte und an dem er auf das Erwachen wartete.
    Aus dem gleichen Grund, aus dem es Howard nicht möglich war, auch nur eines der bizarren Gebäude in ihrer Umgebung wirklich zu beschreiben, konnte er auch nicht sagen, wie weit sie sich noch von der schwarzen Pyramide entfernt befanden – irgendwo zwischen einer halben und drei Meilen; möglicherweise aber auch noch viel weiter, denn es gab keinen Weg, die wirkliche Größe der schwarzen Pyramide zu schätzen. Da sie sich jedoch beide – ohne eine entsprechende Verständigung, die aber auch gar nicht nötig war – immer langsamer bewegten, je näher sie dem Gebäude kamen, hätten sie sicherlich noch eine Stunde gebraucht, um es zu erreichen, wenn nicht mehr. Plötzlich jedoch blieb Rowlf stehen und wandte erschrocken den Kopf nach rechts. Auch Howard verharrte mitten im Schritt und sah in die gleiche Richtung, erblickte jedoch nichts anderes als schwarzes Chaos und allgegenwärtige Verheerung.
    »Was ist?«, fragte er erschrocken.
    Rowlf antwortete nicht gleich. Seine Augen wurden schmal und er stand in angespannter, leicht vorgebeugter Haltung da, wie ein sprungbereites Raubtier; oder ein fluchtbereites.
    »Nix«, murmelte er schließlich. Nervös fuhr er sich mit der Hand über das Kinn. »Ich hab gedacht, ich hätt’ was … gesehen.« Seine Augen wurden schmaler. Howard konnte sehen, wie der Blick immer unsteter über die unguten Konturen der Trümmerwälle vor ihnen huschte. Aber dann schüttelte er noch einmal den Kopf. »Nix«, sagte er noch einmal und zuckte mit den Schultern. »Muss mich getäuscht haben.«
    Aber er hatte sich nicht

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