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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getäuscht. Howard wusste es und Rowlf wusste, dass er es wusste. Rowlf täuschte sich nie. Der dreihundert Pfund wiegende Zwei-Meter-Koloss machte sich, solange Howard ihn kannte, und das war praktisch sein Leben lang, einen Spaß daraus, den Narren zu spielen; den unbeholfenen Tölpel, der schwerfällig durch das Leben stolperte, aber er war nichts von alledem wirklich. Wenn er glaubte, er hätte etwas gesehen, dann hatte er etwas gesehen.
    Die Vorstellung, dass in dieser schwarzen Trümmeröde noch irgendetwas lebte, ließ Howard schaudern. Er versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es ein Tier gewesen war. Aber dieser Versuch scheiterte kläglich. Die Welt, auf der sie gestrandet waren, war eine Welt ohne Leben. Ein Planet, der alt geworden war und auf dem nichts mehr existierte; außer vielleicht einigen Pflanzen und niederen Wesen, die sich in das Meer zurückgezogen hatten, aus dem das Leben vor ungezählten Jahrmillionen gekommen war.
    »Vielleicht wär es besser, wenn wir zurückgehn tun«, sagte Rowlf. Erneut fuhr er sich nervös durch das Gesicht. »Ich mein’, Schorch wartet bestimmt schon auf uns. Er wird sich Sorgen machen.«
    Howard überlegte. Sie waren seit mehr als drei Stunden unterwegs; und auch wenn eine weitere Stunde Fußmarsch vor ihnen lag, wäre es geradezu lächerlich, jetzt kehrtzumachen; ganz davon abgesehen, dass er selbst keine Mühe gescheut hatte, George klar zu machen, wie unvorstellbar wichtig das war, was sie in den Ruinen dieser Stadt finden mochten. Und er wusste einfach, dass die Antworten auf alle Fragen, die Lösungen aller Rätsel, in jener schwarzen Pyramide am Ende der Straße verborgen lagen, dass dort vorne vielleicht der Schlüssel lag, die Gefahr ein für allemal zu bannen.
    Aber das war nur die eine Seite, die, die der Logik und dem klaren Überlegen entsprach.
    Es gab eine andere. Diese andere hieß Furcht, und hatte er sie bisher noch mühsam im Zaum halten können, so fiel es ihm jetzt immer schwerer. Ganz gleich, was sie dort vorne finden mochten, ganz gleich, welche Gefahren sie heraufbeschworen, wenn sie ihren Weg nicht fortsetzten – er wusste, dass er es nicht konnte. Die schwarze Pyramide war nicht einfach nur ein gewaltiges Gebäude; nicht einfach nur ein riesiges Mausoleum, in dem der Leib des toten Gottes aufgebahrt war. Sie war das Zentrum der Furcht, der Quell allen Übels, alles Schlechten, das es jemals im Universum gegeben hatte. Ganz plötzlich und nur für einen Moment, für diesen jedoch mit unerbittlicher Klarheit, begriff Howard einen winzigen Teil der wahren Natur der GROSSEN ALTEN. Sie waren mehr als nur Ungeheuer. Mehr als nur bizarre, dämonische Wesen einer anderen Welt, die eine Laune des Schicksals vor Jahrmillionen auf die Erde verschlagen hatte. Sie waren das Böse an sich. So, wie es schöpferische Gewalten gab, die Kräfte des Guten und des Lichts, so gab es auch die Zerstörung, das Chaos und die Finsternis. Cthulhu, Azathoth und all die anderen schrecklichen Wesenheiten, die aus den Bereichen jenseits der roten Sonne Beteigeuze zur Erde gekommen waren, waren Kreaturen dieser Welt, Geschöpfe, die nicht zerstörten um zu leben, sondern lebten um zu zerstören. Sie konnten nicht weitergehen. Plötzlich wusste er mit unerschütterlicher Gewissheit, dass der Tod auf sie wartete, der Tod oder Schlimmeres. Cthulhu und seine schrecklichen Diener mochten vergangen sein, aber ihre bloße Anwesenheit über so lange Zeit hatte die Pyramide zu einem Ort gemacht, an dem Menschen nicht existieren konnten.
    Fast erschien es Howard wie eine grausame Ironie des Schicksals, sie so weit kommen zu lassen, nur um ihnen den letzten Schritt zu verwehren, und fast wäre er bereit gewesen, ihn trotz allem zu tun, seinen eigenen Tod und den Rowlfs in Kauf zu nehmen, um das finstere Geheimnis zu lüften. Doch dann begriff er, wie sinnlos dieses Opfer gewesen wäre. Er hätte keine Sekunde gezögert, es zu bringen, hätte es irgendetwas genutzt. Aber sie waren allein. Sie konnten nicht einfach zurücklaufen und hoffen, irgendjemandem ihr Wissen mitteilen zu können, ehe sie starben oder Schlimmeres geschah.
    »Also gut«, sagte er schweren Herzens. »Gehen wir zu -«
    Diesmal war er es, der die Bewegung sah und mitten im Wort abbrach. Es war nur eine Sekunde, ein dunkles Huschen vor dem noch schwärzeren Hintergrund der Trümmer, aber zu deutlich, um nur Einbildung zu sein. Auch Rowlf war herumgefahren. Er starrte konzentriert in die gleiche

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