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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehört hatte. Rasch stieß er einige Scherben aus dem Rahmen und schwang sich ins Innere des Kommandostandes.
    In dem Raum war es so dunkel, dass er kaum die Hand vor Augen sehen konnte, aber aufgrund der großen Fenster wagte er es nicht, die mitgebrachte Petroleumlampe zu entzünden. Der Lichtschein musste weithin sichtbar sein und es wäre töricht gewesen, ihr Glück über Gebühr zu strapazieren. Zusammen mit Kelly tastete er blindlings herum, bis er schließlich fand, was er gesucht hatte: eine unverschlossene Tür, die ihnen ein weiteres Vordringen ermöglichte. Sie traten hindurch und erst als Kelly sie hinter sich geschlossen hatten, wagte es Norris, die Petroleumlampe zu entzünden. Seine Finger waren klamm vor Kälte und zitterten so stark, dass er mehrere Streichhölzer brauchte, bis es ihm endlich gelang, den Docht in Brand zu setzen.
    Der Lichtschein der Lampe zeigte ihnen eine Treppe, die nur wenige Schritte von ihnen entfernt begann und tiefer in die stählernen Eingeweide des Schiffes hinabführte.
    »Ich schlage vor, wir sehen uns erst einmal gründlich um«, raunte Kelly. »Dann können wir immer noch entscheiden, was wir mitnehmen.«
    »Nur die wahren Schätze, wie?« Norris lachte leise, nur um sich selbst zu beruhigen. Seine Nervosität hatte sich ein wenig gelegt, nachdem es ihnen so problemlos gelungen war, in die THUNDERCHILD einzudringen, ohne entdeckt zu werden. Zumindest empfand er nicht mehr die gleiche Art von Nervosität, wie zuvor. An ihre Stelle war etwas anderes getreten, ein Unbehagen, für das es keine vernünftige Erklärung gab und das vage und ungreifbar blieb. Es war etwas wie die Vorahnung auf ein Unglück, aber das war verrückt. Schon oft hatte er das unerklärliche Gefühl gehabt, dass er irgendetwas nicht tun sollte, und meist hatte er diese Vorahnungen ignoriert, ohne dass etwas geschah. Auch hier würde es nicht anders sein.
    Sie stiegen die Treppe hinunter. Dumpf hallten ihre Schritte auf den eisernen Trittstufen, bis Norris plötzlich stehen blieb und auch seinen Begleiter zurückhielt.
    »Hast du das gehört?«
    »Nein. Was denn?«
    »Da war ein Geräusch, irgendwas Metallisches. Ich …« Er lauschte einige Sekunden lang, dann zuckte er verlegen die Achseln. »Ich war sicher, dass ich was gehört habe.«
    »War wahrscheinlich nur das Echo unserer Schritte.« Kelly schob sich an ihm vorbei. »Komm schon, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Norris zögerte noch ein paar Sekunden, dann eilte er ihm nach. Am Fuß der Treppe erreichten sie einen langen Gang. Das Licht der Lampe reichte nur knapp ein Dutzend Yards weit. Kleine Pfützen einer ölig glänzenden Flüssigkeit hatten sich auf dem Boden gebildet. Es roch nach Rost und Moder. Kelly verzog das Gesicht.
    »Hier müsste mal sauber gemacht werden. Ich dachte immer, die Navy wäre so auf Ordnung und Sauberkeit bedacht.«
    »Immerhin liegt das Schiff schon seit Monaten hier. Welche Richtung?«
    »Keine Ahnung. Versuchen wir es erstmal da.«
    Kelly deutete nach rechts, und sie folgten dem Gang. Vereinzelt zweigten davon Türen ab, die sie öffneten. Keine von ihnen war verschlossen. Dahinter befanden sich leere Räume, deren ursprüngliche Funktion nicht mehr zu erkennen war.
    »Allmählich habe ich Zweifel, ob es hier wirklich noch was zu holen gibt«, sagte Norris.
    »Vertrau mir. Mein Informant ist zuverlässig. Er hat in den letzten Wochen ein paar Mal hier gearbeitet.«
    »Mir kommt es eher vor, als wäre hier schon seit Jahren kein Mensch mehr gewesen.« Er strich mit einer Hand über die Wand. Eine dicke Schicht aus dunklem Rost blieb an seinen Fingern zurück. »Sieh dir das an. Das ist doch nicht normal, gerade wenn hier seit Monaten gearbeitet wird. Wieso rosten die Wände ausgerechnet hier drin so stark?«
    »Was weiß ich«, brummte Kelly unwirsch. »Interessiert mich auch nicht. Die Luft ist hier eben feucht und dann rostet das Eisen nun mal.«
    »Und dieser Gestank?« Demonstrativ rümpfte Norris die Nase. Der Geruch nach Moder und Fäulnis hatte sich noch verstärkt, es roch sogar ein bisschen süßlich, wie nach Verwesung, obwohl absolut nichts zu entdecken war, das ihn verursachen könnte. Hier gab es nichts als Eisen.
    »Was weiß ich?«, brummte Kelly noch einmal. Diesmal klang seine Stimme eindeutig verärgert. »Vielleicht liegt irgendwo ’ne tote Ratte herum oder sonstwas. Willst du jetzt vielleicht umkehren, nur weil es hier nicht nach Veilchen duftet?«
    »Darum geht es doch gar nicht!

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