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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anderes war. Etwas Fremdes, abgrundtief Böses lauerte in dem Zimmer, dessen Ausstrahlung ich bis hierher spüren konnte. Es musste sich um die Bruchstücke des Reliefs handeln. Schon als ich es in dem unterirdischen Labyrinth zum ersten Mal gesehen hatte, hatte ich die Aura des Bösen gespürt, die es umgab, doch jetzt hatte sie sich noch um ein Vielfaches verstärkt. Vermutlich war sie auch für meine gesteigerte Aggressivität verantwortlich, die mir schon den ganzen Abend über zu schaffen machte. Kaum dass ich Andara-House wieder betreten hatte, merkte ich, dass neben dem Schrecken und der Angst auch wieder Zorn, Hass und eine blindwütige Kampfeslust in immer stärkerem Maße von mir Besitz ergriffen.
    Meine Knie zitterten und mein Unbehagen wurde so schlimm, dass es fast körperlich wehtat. Ich ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Fingernägel schmerzhaft in meine Handflächen bohrten, aber es half nichts.
    Ein gequältes Stöhnen drang über meine Lippen und ich stemmte mich stärker gegen den Griff meiner Bewacher, freilich ohne damit auch nur das Geringste zu erreichen. Sie schienen meinen Widerstand nicht einmal zu bemerken, zerrten mich immer weiter auf die Tür zur Bibliothek zu. Eine Woge aus purem Hass schlug mir entgegen, ein schier grenzenloser Hass auf alles Lebende, der die Grenze des Vorstellbaren überstieg.
    »Nein«, keuchte ich. »Nicht … weiter. Ich …«
    »Aber Robert, nun stell dich doch nicht so an«, spottete Joshua. »Ich weiß, für dich ist es im Gegensatz zu uns etwas unangenehm, aber es wird gleich aufhören.«
    »Nein!«, stieß ich noch einmal hervor, lauter diesmal. »Ihr dürft …« Ich konnte nicht weitersprechen, meine Worte gingen in ein Stöhnen über.
    Wir befanden uns nur noch wenige Schritte von der Tür zur Bibliothek entfernt, als die Ausstrahlung des Bösen vollends unerträglich wurde. Nackte Panik überschwemmte mein Bewusstsein und ich spürte, wie tief in mir etwas zerbrach. Angst, Entsetzen und eine abgrundtiefe Wut, die ich nicht mehr länger beherrschen konnte, übernahmen die Kontrolle über mein Denken und verliehen mir für einen Moment schier übermenschliche Kräfte. Mit einem Schrei riss ich meinen Arm zurück und es gelang mir, ihn frei zu bekommen. Sofort versetzte ich meinem zweiten Bewacher einen wuchtigen Schlag ins Gesicht, der ihn gegen die Wand schleuderte, sodass er mich ebenfalls losließ.
    Gehetzt blickte ich mich um. Hinter mir bildeten Joshua und die übrigen Besessenen eine undurchdringliche Mauer, sodass mir nur die Flucht nach vorne blieb. Ich machte einen Schritt, aber es war, als ob ich durch zähflüssigen Sirup waten würde. Es war kein Widerstand von außen, nicht wirklich, sondern in mir selbst sträubte sich alles dagegen, mich der Bibliothek zu nähern. Auch das Wissen, dass ich sie nicht betreten, sondern nur an ihr vorbei zu der schmalen Treppe laufen wollte, die am Ende des Korridors zu den Wirtschaftsräumen im Erdgeschoss hinunterführte, änderte nichts daran.
    Die Besessenen machten keinerlei Anstalten, mich wieder zu ergreifen, sondern blieben zurück, als wüssten sie ganz genau, dass ich ihnen nicht entkommen konnte. Mit äußerster Willenskraft zwang ich mich, einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Mein Gesicht war schweißüberströmt und ich zitterte am ganzen Körper.
    Dann, von einem Moment auf den anderen, war es vorbei. Der unmenschliche geistige Druck verschwand, ich konnte wieder klar denken und mich normal bewegen. Die Ausstrahlung des Bösen, die mich gerade noch beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte, war verschwunden. Vielleicht hatte sie auch gar nicht aufgehört, sondern war im Gegenteil so stark geworden, dass mein Verstand sich zu meinem eigenen Schutz unbewusst dagegen abschottete. Auf jeden Fall nahm ich sie nicht mehr wahr und sie behinderte mich deshalb auch nicht mehr.
    Ich rannte los, noch bevor die Besessenen die neue Situation erkennen und sich darauf einstellen konnten, aber ich kam nicht weit. Ein unsichtbares, dafür jedoch äußerst massives Hindernis versperrte mir den Weg, kaum dass ich die Tür zur Bibliothek passiert hatte. Aus vollem Lauf prallte ich gegen die gläserne Mauer, so wuchtig, dass ich zurückgeschleudert wurde und zu Boden stürzte. Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen.
    Als sich mein Blick wieder klärte, stand Joshua vor mir und blickte mitleidlos auf mich herab. »Bravo, Robert«, sagte er. »Ich bekam allmählich schon Bedenken, ob du

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