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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anders gehandelt, das wusste ich. Dennoch brachte ich es nicht fertig, sie kaltblütig zum Tode zu verurteilen, zumal ich mir nicht einmal sicher sein konnte, ob unser Tod die Rückkehr der Thul Saduun wirklich verhindern würde, oder ob es ein gänzlich sinnloses Opfer wäre. Nach all den Anstrengungen, die Joshua unternommen hatte, um meine Hilfe zu erzwingen, war es wahrscheinlicher, dass er sie brauchte, aber es gab keine Gewissheit. Und selbst wenn er zurzeit über keine andere Möglichkeit verfügte, das Relief zu öffnen, würde er doch nicht eher ruhen, bis er einen anderen Weg fand. Irgendwie würde er es schaffen, selbst wenn es erst in ein paar Jahren der Fall wäre, davon war ich überzeugt, und wenn wir jetzt starben, gab es niemanden mehr, der ihn noch aufhalten konnte.
    All diese Gedanken schossen mir binnen weniger Sekunden durch den Kopf.
    »Entscheide dich endlich!«, verlangte Joshua. Die Messerklinge wurde noch etwas fester gegen Rowlfs Kehle gepresst, bis sie seine Haut ritzte. Ein Blutstropfen quoll aus der Wunde. »Oder soll ich erst einen der beiden töten, damit du erkennst, dass ich es ernst meine. Wen soll ich zuerst nehmen?«
    »Warte!«, rief ich hastig, drehte mich wieder zu Joshua um und starrte ihn hasserfüllt an. Erneut wurde der Drang, mich blindlings auf ihn zu stürzen und auf ihn einzuschlagen, fast übermächtig, doch auch diesmal widerstand ich ihm. »Du … du hast gewonnen. Ich werde tun, was du verlangst.«
    Joshua lächelte zufrieden. »Ich wusste, du würdest vernünftig sein. Es ist ganz einfach. Gib mir nur deine Hand, alles weitere erledige ich.«
    Zögernd streckte ich die Hand aus. Joshua ergriff sie und hielt sie fest. Seine Haut fühlte sich eisig an und in dem Moment, in dem er mich berührte, glaubte ich einen leichten elektrischen Schlag zu spüren. Worte einer längst vergessenen Sprache quollen wie ein unheimlicher Singsang über seine Lippen. Die Besessenen standen regungslos im Raum, sie hatten ihre Pflicht erfüllt. Was jetzt geschah, betraf nur noch Joshua und mich. Mit der freien Hand vollführte er wie schon in der Kutsche rasche Gesten.
    Gleich darauf fühlte ich, wie etwas wie mit unsichtbaren Schattenfingern nach meinem Geist tastete und darin herumzustochern begann. Es war ein unbeschreiblich ekelhaftes Gefühl, als würde mein Innerstes nach außen gekehrt. Tiefer, immer tiefer drangen Joshuas geistige Fühler, rissen wie beiläufig Mauern in meinem Bewusstsein ein, die ich mühsam errichtet hatte. Zögernd begann sich etwas Finsteres tief in mir zu regen und Joshua verstärkte seine Anstrengungen noch. Er weckte Kräfte in mir, die ich selbst beinahe vergessen hatte, hatte vergessen wollen. Ich fühlte ein kurzes, panikartiges Entsetzen, als ich spürte, wie die tief in mir verschütteten Kräfte aus mir herausbrachen, sich mit denen Joshuas verbanden und dann …
    Schmerz zuckte durch mein Gehirn, als ein greller Blitz in meinem Unterbewusstsein explodierte und mein Denken mit der Wucht eines Orkans überschwemmte. Mein Kopf schien zu platzen, glühende Lava durch meine Adern zu rinnen und meinen Körper mit einem Geflecht feuriger Schmerzen zu durchziehen. Ich wollte schreien, konnte aber nicht einmal den Mund öffnen. Mit einem Ruck versuchte ich meine Hand aus der Joshuas zu reißen, aber auch das gelang mir nicht. Der Schmerz lähmte mich. Ich hatte jegliche Kontrolle über meine Glieder verloren, war nicht mehr als ein zur Passivität verurteilter Beobachter in meinem eigenen Körper.
    Langsam ebbte der Schmerz ab, ging auf ein halbwegs erträgliches Maß zurück. Noch einmal wollte ich mich loszureißen versuchen, kam aber gar nicht erst dazu.
    »Keine Dummheiten, Robert«, krächzte Joshua. »Du würdest es nicht überleben, wenn du den Kontakt jetzt unterbrichst.« Auch auf seinem Gesicht spiegelte sich Schmerz. Ich begriff, dass er mir nicht absichtlich wehtat, sondern dass es eine Nebenwirkung des gewaltsamen Eingriffes in meinen Geist war, mit dem er meine Hexerkräfte erweckt hatte, und er schien den Schmerz ebenso wie ich zu spüren. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Es musste ihm ungeheuer schwer fallen, unser beider Kräfte gleichzeitig zu kontrollieren. Die unvorstellbaren magischen Energien, die er entfesselte und auf das Relief richtete, waren unsichtbar, doch ich konnte sie deutlich fühlen.
    Irgendetwas in dem Wandbild veränderte sich. Ein schwacher Glanz ging von dem Relief aus, sodass sich die dunklen eingeritzten

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