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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Brandung zu einem nicht mehr übermäßig lauten Donnern herabgesunken, mit dem sich die Wellen an den Klippen brachen.
    Auch war es nicht mehr völlig dunkel um ihn herum. Das Unwetter hatte bereits wieder aufgeklart und dämmeriges Tageslicht drang durch den Höhleneingang zu ihm herein.
    Conelly konnte kaum glauben, dass er dem tobenden Weltuntergang entronnen war. Es war ein Wunder, wie es höchstens eine ganze Kompanie von Schutzengeln bewerkstelligen konnte. Auch wenn die Küste hier fast einem riesigen Käse voller Löcher glich, war die Chance minimal, dass er ausgerechnet in eines davon gespült worden war. Oder handelte es sich womöglich nur um einen ganz besonders niederträchtigen Streich des Schicksals? Noch befand er sich nicht in Sicherheit. Wenn er keinen Ausweg fand, war er dazu verurteilt, hier auf sehr viel elendigere Art zu sterben, als es ein schneller Tod an den Klippen gewesen wäre.
    Ein paar Mal rief er laut nach Crampton, doch die Brandung übertönte seine Stimme. Viel Hoffnung hatte er sich ohnehin nicht gemacht. Es war schon ein unvorstellbares Wunder, dass er selbst noch lebte, die Chance, dass Crampton es ebenfalls geschafft hatte, war gleich Null. Conelly vermochte nicht einmal Trauer zu empfinden, jedenfalls nicht im Moment. Sie würde später kommen – falls es ein Später für ihn gab. Crampton war nicht nur seit gut zwanzig Jahren sein Partner und der Mensch, mit dem er mehr Zeit als mit jedem anderen verbrachte, sondern auch sein bester Freund.
    Stöhnend vor Schmerz quälte Conelly sich auf die Beine. Die noch immer vor dem Eingang aufstiebenden Gischtschleier zeigten ihm, dass es keine Möglichkeit gab, auf diesem Weg ins Freie zu gelangen. Er konnte nur hoffen, dass die Grotte einen zweiten Ausgang besaß oder es zumindest Durchbrüche zu anderen Höhlen gab, von denen aus er einen Weg aus diesem Labyrinth herausfand. Und ein Labyrinth war es. Nicht umsonst war das Betreten der Höhlen streng verboten. Schon mehr als ein Kind, das sich über dieses Verbot hinweggesetzt hatte, hatte einen grausamen Preis für seine Neugier bezahlen müssen und war niemals zurückgekehrt. Vor vielen Jahren hatte sogar eine komplette Suchmannschaft den Rückweg nicht mehr gefunden und galt seither als verschollen.
    Beim Gehen musste Conelly sich an der Wand abstützen, trotzdem fiel ihm jeder Schritt schwer. Vor allem seine Hüfte schmerzte und jetzt erinnerte er sich auch wieder, dass er eines der Riffe gestreift hatte. Glücklicherweise schien jedoch nichts gebrochen zu sein.
    Stück für Stück kämpfte er sich tiefer in die Höhle vor. Sie durchmaß nur wenige Schritte in der Breite, schien sich jedoch wie eine Art Stollen tief in den Fels hinein fortzusetzen. Schon nach kurzer Zeit beschrieb sie einen Knick, sodass er den Eingang nicht mehr sehen konnte, dennoch wurde es nicht völlig dunkel um ihn. Durch einige Löcher in der Decke sickerte schwaches Licht herein, anscheinend handelte es sich um Risse im Gestein, die bis zur Erdoberfläche hinaufreichten. Das Licht reichte nur gerade eben aus, dass er unmittelbar vor sich auftauchende Hindernisse erkannte, aber er wertete es als hoffnungsvolles Zeichen. Offenbar befand er sich nicht allzu weit von der Freiheit entfernt und die Chancen standen nicht schlecht, dass einer der Risse groß genug war, dass er selbst hindurchklettern konnte. Auch war er noch an keine Abzweigungen gelangt, sodass er bislang auch nicht Gefahr lief, sich zu verirren.
    Trotzdem begann Conelly ein umso stärkeres Unbehagen zu verspüren, je weiter er vordrang. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Es hatte nichts mit der Angst zu tun, sich doch zu verirren, auch nicht mit der, hier elend verhungern oder verdursten zu müssen. Stattdessen, so verrückt der Gedanke ihm auch selbst vorkam, rührte es von etwas Fremdem her, als ob irgendwo vor ihm in der Finsternis etwas lauerte. Wahrscheinlich handelte es sich nur um die angeborene Angst des Menschen vor der Dunkelheit, die hier, in dieser Umgebung und nach allem, was er durchgemacht hatte, auch in ihm durchbrach.
    Umkehren kam ohnehin nicht in Frage. Conelly versuchte sich einzureden, dass er nur weiterging, weil es die einzige Chance auf Rettung für ihn wäre, da es in der anderen Richtung keinen Ausweg für ihn gab, aber das war es nicht allein. So sehr das, was vor ihm liegen musste, ihm ein immer stärker werdendes Unbehagen einflößte, schien gleichzeitig auch eine Art ebenso unerklärlichen Lockens davon

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