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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde ich nichts dagegen unternehmen können. Meine Erschöpfung war so groß, dass es mir inzwischen sogar schwer fiel, die Augen offen zu halten.
    Ich wusste noch immer nicht genau, was geschehen war, als ich versucht hatte, das Tor zu durchqueren, aber es hatte mich ungeheuer viel Kraft gekostet. Fast als ob etwas aus mir herausgerissen worden wäre …
     
    »Das gefällt mir nicht«, stieß Jack Crampton hervor und schüttelte den Kopf. »Gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Mit in die Hüften gestemmten Fäusten stand er im Bug des Fischerbootes. Die Sorge in seinem Gesicht war unverkennbar. Er leckte an seinem Zeigefinger und hob ihn hoch. Nach einigen Sekunden schirmte er seine Augen mit der Hand gegen das grelle Sonnenlicht ab, während er weiter nach Süden auf das Meer hinausstarrte.
    »Was meinst du?«, erkundigte sich David Conelly.
    »Ich meine das Wetter. Da braut sich etwas zusammen und das nicht zu knapp.«
    »Was? Du spinnst«, behauptete Conelly. Dennoch hörte er auf, die Leinen des ausgebrachten Netzes zu kontrollieren, richtete sich auf und starrte ebenfalls einige Sekunden lang über das Meer. Die Sonne brannte mit einer für diese Jahreszeit seltenen Kraft von einem blauen Himmel herab, an dem sich nicht die kleinste Wolke zeigte. Es wehte eine nur leichte, beständige Brise. »Das ist der wohl schönste Tag, den wir in diesem Jahr bislang hatten, und wenn du mich fragst, dann wird es auch so bleiben.«
    »Wir sollten umkehren«, sagte Crampton knapp.
    »Soll das ein Scherz sein?« Unsicher musterte Conelly seinen Partner. Er hatte sein gesamtes nun fast vierzigjähriges Leben in dem kleinen Fischerort Gorlwingham an der Südküste Cornwalls verbracht. Mit sechs Jahren hatte er seinen Vater erstmals beim Fischfang begleitet und seit gut zwanzig Jahren besaß er zusammen mit Crampton ein eigenes Boot. Er bildete sich ein, die Küste und die Gewässer in dieser Gegend wie seine Hosentaschen zu kennen und jeden sich ankündigenden Wetterumschwung schon an den kleinsten Vorzeichen ablesen zu können. Und jetzt gab es kein solches Vorzeichen, nicht das geringste.
    Dennoch nahm er die Worte seines älteren Partners nicht auf die leichte Schulter. Wenn es einen Menschen gab, der noch mehr als er selbst von der Fischerei, den Tücken des Meeres und dem Wetter verstand, dann war es Crampton.
    »Damit scherze ich nicht«, erwiderte der Hüne mit dem grauen Haar und dem ebenso grauen Vollbart. »Auch wenn es nicht danach aussieht, ich spüre deutlich in meinen Knochen, dass da etwas im Anmarsch ist. Wir sollten wirklich in den Hafen zurückkehren.«
    »Aber wir haben das Netz gerade erst vor einer halben Stunde ausgeworfen und es ist noch längst nicht voll. Wenn wir jetzt …« Conelly brach ab. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Wolken, die scheinbar aus dem Nichts plötzlich am Horizont erschienen. Finstere Unwetterwolken, die mehr und mehr wurden. Binnen weniger Sekunden türmten sie sich zu einer Wand aus brodelnder Schwärze auf, die die Welt zu verschlingen schien. Und sie kam rasend schnell näher.
    »Heilige Maria«, keuchte er. »Du hattest Recht. Los, holen wir das Netz ein.«
    Crampton warf noch einmal einen Blick auf die Unwetterfront, dann schüttelte er den Kopf. »Scheiß auf das Netz!«, blaffte er. »Kümmere dich um das Segel. Wir können von Glück sagen, wenn wir den Hafen noch heil erreichen.«
    Er bückte sich und holte ein Beil aus einer Kiste unter der Sitzbank hervor. Ein, zwei Sekunden lang beobachtete Conelly fassungslos, wie sein Partner mit aller Gewalt auf die Schleppseile einhieb, an denen das Netz hing, das sie vor einem halben Jahr erst neu gekauft hatten und das zusammen mit dem Boot die Grundlage ihres Lebensunterhaltes bildete. Dann fuhr er herum und begann in fliegender Hast damit, das kleine Segel aufzuziehen. Crampton half ihm, nachdem es ihm gelungen war, das Netz zu kappen.
    Sie hatten ihre Arbeit gerade beendet, als eine erste heftige Bö das Boot wie ein Vorbote kommenden Unheils traf und sich so weit auf die Seite legen ließ, dass sie fast von den Füßen gerissen worden wären. Knatternd blähte sich das Segel.
    Mit der Geschicklichkeit jahrzehntelanger Erfahrung manövrierten sie das Boot durch die vom immer stärker werdenden Wind aufgewühlte See. Das Segel war zum Zerreißen gespannt, so schnell wie selten zuvor jagten sie auf die Küste zu.
    Trotzdem waren sie nicht schnell genug. Die heranrasende Unwetterfront holte sie ein, als sie noch

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