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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war die einzige Erklärung, die Sinn ergab, und jetzt erkannte ich auch, dass es doch zumindest einen kleinen Unterschied zu dem mir bekannten Relief gab. An mehreren Stellen prangten kleine, flache Gebilde wie grünlich schimmernde Scheiben aus unregelmäßig geformtem Glas oder Kristall darauf. Ich zählte insgesamt vier dieser Scheiben.
    Hinter mir stieß Merlin ein eindeutig ungeduldig klingendes Fauchen aus und erinnerte mich daran, dass ich immer noch in höchster Gefahr schwebte. Das Wichtigste war im Moment, dass ich ein sicheres Versteck fand, dann konnte ich versuchen, Antworten auf die zahlreichen Fragen zu finden, die mich beschäftigten.
    Immer noch an den Felsblock gestützt, machte ich einige vorsichtige Schritte. Meine gegenüber der vertrauten Länge um mehr als die Hälfte kürzeren Beine erforderten beim Gehen eine andere Verlagerung des Schwerpunktes, als ich es gewohnt war, aber ich gewöhnte mich rascher als befürchtet daran, da die grundsätzlichen Bewegungen ja gleich blieben. Als ich das Ende des Felsklotzes erreichte, traute ich mir bereits zu, auch ohne diese Stütze weitergehen zu können, und auch wenn meine ersten völlig eigenständigen Schritte noch reichlich unsicher ausfielen, drohte ich zumindest nicht mehr, jeden Moment zu stürzen.
    Langsam folgte ich Merlin, der mich auf die dem Relief gegenüberliegende Wand zuführte. Ein Ausgang war hier so wenig wie sonst irgendwo zu entdecken, aber auch die Tiefen Wesen waren aus dieser Richtung gekommen.
    Unmittelbar vor der Wand verharrte der Kater. Ich streckte die Hände aus und berührte den Fels. Er fühlte sich warm an und schien sanft zu pulsieren. Die scheinbar massive Wand war nichts als eine magische Illusion, kaum stärker als der Bann, der mich gelähmt hatte. Erneut tastete ich nach den Kräften in meinem Inneren und diesmal fiel es mir bereits deutlich leichter als beim ersten Mal, sie zu erwecken. Ich brauchte nur wenige Sekunden, um die magische Sperre zu beseitigen.
    Ein unregelmäßig geformter Durchgang gab den Weg in einen weiteren Raum frei, doch dieser war nicht leer. In einer Ecke kauerte ein älterer, hagerer Mann mit grauem Haar und einer beginnenden Stirnglatze, der mich ebenso verblüfft anstarrte wie ich ihn. Seine gediegene, einst sicherlich recht vornehme Kleidung war an zahlreichen Stellen zerrissen, ein Bügel seiner Brille zerbrochen, sodass sie schief auf seiner Nase saß.
    »Ein Kind«, stieß er hervor. »Jetzt holen sie sogar schon …«
    Plötzlich sprang er mit einer Behändigkeit auf, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Erschrocken wich ich zurück, als er mit weit ausholenden Schritten auf mich zugestürmt kam, doch er beachtete mich gar nicht weiter, sondern hastete an mir vorbei und direkt auf das Relief zu. Ohne zu zögern griff er nach einer der Kristallscherben darauf und brach sie ohne erkennbare Mühe ab.
    »Ich weiß nicht, wer du bist Kleiner, aber dich schickt der Himmel«, keuchte er und wandte sich wieder zu mir um. Ein fanatischer Glanz, der mich beunruhigte, lag in seinen Augen, während er auf die Scherbe in seinen Händen starrte, und in diesem Moment wurde mir jäh bewusst, dass er den Verstand verloren hatte. »Sie haben versucht, mich von hier fern zu halten, aber jetzt habe ich wieder eine von ihnen.«
    Er hob einen spitzen Stein vom Boden auf und begann, damit auf der Scheibe herumzukratzen.
    »Wer … wer sind Sie?«, fragte ich und trat verstört näher. »Wo sind wir hier?«
    »In der Hölle«, krächzte er, ohne aufzublicken. »Und jetzt stör den armen, alten Langley nicht weiter, Kleiner. Sie werden rasch merken, dass ich wieder eine der Scheiben habe.« Er kicherte irr. »Aber bis dahin habe ich meine Nachricht an H.P. längst abgeschickt. Er muss erfahren, dass die Scheiben der Weg sind, dann wird er kommen und uns retten!«
     
    Mary Conelly war verwirrt wie nie zuvor in ihrem Leben. Und sie fürchtete sich.
    Es war eine gänzlich andere Furcht als noch vor wenigen Stunden, während des grauenhaften Unwetters, als sie Todesängste um ihren Mann durchlitten hatte. Wie jeden Tag war David auch diesen Morgen zusammen mit seinem Partner zum Fischen aufs Meer hinausgesegelt, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Fischern hatten sie es nicht geschafft, wieder in den Hafen zurückzukehren, ehe das so urplötzlich aufgezogene Gewitter mit aller Kraft losgebrochen war. Von diesem Moment an war Mary überzeugt gewesen, ihren Mann nicht mehr lebend wiederzusehen.
    Seit

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