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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verblüfft, dass sie erst reagierte, als er sich schon fast an ihr vorbeigedrängt hatte.
    »Was hast du vor?«, fragte sie erschrocken und griff nach seinem Arm. »Wo willst du hin?«
    Wortlos streifte David ihren Arm ab, trat aus der Bankreihe heraus und ging auf den Altar zu. Die Orgelmusik verklang und seine Schritte hallten laut durch das Kirchenschiff. Immer mehr Köpfe wandten sich ihm verwundert zu. Als Mary sich umblickte, stellte sie besorgt fest, dass auch Jack Crampton sich von seinem Platz ziemlich im Hintergrund erhoben hatte und nun direkt vor dem Portal stand.
    Irgendetwas stimmte nicht, daran gab es für Mary nun keinen Zweifel mehr. Die Veränderungen an David, die ihr schon den ganzen Nachmittag über aufgefallen waren, sein seltsames Verhalten jetzt … Etwas war während des Unwetters und der an ein Wunder grenzenden Rettung geschehen, das jetzt seinem Höhepunkt zusteuerte. Sie wusste es einfach. Etwas würde passieren, etwas Schreckliches. Es war kein Zufall, dass Crampton sich genau vor dem Portal postiert hatte, und mit einem Mal wusste sie auch, was Davids Ziel war.
    Die Angst in ihr steigerte sich zu lodernder Panik. Mary Conelly wollte aufspringen und wegrennen, aber sie war unfähig, sich zu bewegen. Sie konnte nicht einmal die anderen warnen. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie David den Altar erreichte. Pater McKinley trat ihm entgegen und sagte irgendetwas zu ihm, das sie nicht verstand. David versetzte ihm einen Stoß, der den alten Mann mehrere Meter weit zurückschleuderte, bis er direkt unter dem großen Kruzifix gegen die rückwärtige Wand prallte und daran zu Boden sank, wo er regungslos liegen blieb.
    Ein Tumult brach los. Erschrockene und empörte Rufe erklangen und die meisten Kirchenbesucher sprangen von ihren Plätzen auf. Einige hasteten auf das geschlossene Portal zu, doch scheinbar ohne die geringste Mühe drängte Crampton sie zurück.
    Auch David hatte sein Ziel inzwischen erreicht, die kleine Tür zur Sakristei, den einzigen anderen Ausgang. Die Falle hatte sich geschlossen.
    Und dann begann er mit einer Stimme, die nicht seine eigene war und wie Donnerhall durch das Kirchenschiff dröhnte, zu sprechen …
     
    »Sagt dir der Name Langley etwas?« Ich bemühte mich, meine Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen, während ich mein Hemd zuknöpfte.
    Es war bereits später Vormittag, wie Howard mir zu meinem Schrecken bei meinem Erwachen mitgeteilt hatte. Immerhin hatten der Schlaf und Dr. Grays Medizin wahre Wunder bewirkt, ich fühlte mich um ein Vielfaches besser als noch vor wenigen Stunden. Gut genug jedenfalls, dass ich entgegen Howards Rat darauf bestanden hatte, aus dem Bett aufzustehen. Gray selbst war längst nach Hause zurückgekehrt und ich konnte angesichts der drohenden Gefahr nicht mehr länger tatenlos herumliegen, auch wenn ich bei weitem noch nicht wieder völlig auf dem Damm war. Meine Muskeln schmerzten und bei jeder schnellen Bewegung überfiel mich leichter Schwindel, aber das waren nur Kleinigkeiten.
    Viel mehr machte mir mein seltsamer Traum zu schaffen, in den ich erneut zurückgekehrt war. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es gab einige verrückte Elemente darin, wie sie zu einem Traum passten, beispielsweise das Gefühl, wieder ein kleines Kind zu sein. Ansonsten jedoch war der Traum von einer unglaublichen Klarheit und Eindringlichkeit gewesen. Auch verblassten die Erinnerungen daran nach dem Aufwachen nicht im hellen Licht der Sonne, sondern blieben so deutlich, als ob ich alles wirklich erlebt hätte.
    »Langley?« Howard runzelte die Stirn. »Einer von Grays Assistenten, die ihm während der Jahre, die er gegen die Vollstreckung meines Todesurteils gekämpft hat, zur Seite standen, hieß so. Ein hoffnungsvoller junger Anwalt. Das ist der einzige Langley, der mir im Moment einfällt. Wie kommst du darauf?«
    »Ach, nichts«, erwiderte ich. Ich kannte nur einen einzigen Menschen, der bei vielen Menschen hauptsächlich unter seinen Initialen H.P. bekannt war, weshalb Langleys Worte mich regelrecht elektrisiert hatten.
    Ich bezweifelte, dass Howard mehr als nur einen Traum darin gesehen hätte, und vermutlich hätte ich mich nur lächerlich gemacht, dennoch hätte ich ihm wahrscheinlich davon erzählt, wenn er bestätigt hätte, einen Langley zu kennen, auf den die Beschreibung passte. Aber er hatte von einem jungen Anwalt gesprochen, der keinesfalls mit dem verrückten Alten identisch sein konnte.

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