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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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aufgelegtes Sprecherensemble sowie einen echten Experten als Mitspieler zu bieten, den Vorsitzenden der Gesellschaft für Interlinguistik Detlef Blanke, der seine in die Zukunft projizierte Rolle ohne professionelle Glättung und damit umso überzeugender gibt.
    Was man gegen den Text selbst einwenden kann, ist schnell gesagt: Man darf natürlich nicht so genau darüber nachdenken, ob die Menschheit der Zukunft nicht auch andere Probleme außer der Sprachwirtschaft haben wird. Oder die Frage stellen: Wem nützt eigentlich diese Wortschatzmonopolisierung, welche politischen oder wirtschaftlichen Interessen welcher Gruppen sollen denn damit befriedigt werden? Als Dystopie steht die Geschichte auf einer schmalen Basis, hat nur einen einzigen Gedanken weiterentwickelt. Dieser wird freilich in allen Nuancen genüsslich durchgespielt, und die Vorstellung, dass wieder ein menschheitliches Allgemeingut, lebensnotwendig wie Atemluft und Wasser, zum Kaufobjekt gemacht werden könnte, hat durchaus etwas Gruseliges.
    Wenn man von einem Hörspiel sagen muss, es habe weder besonders interessante Protagonisten noch eine spannende Handlung
mit einem überzeugenden logischen Schluss, dann ist üblicherweise wenig Vergnügen zu erwarten. Das ist bei Sprachlabor Babylon , trotz solcher Einschränkungen, jedoch ganz und gar nicht der Fall.
    Ich jedenfalls habe es als intellektuelles Scherzgeschenk für Sprachliebhaber und Sprachkritiker sehr goutiert. Und bin froh, dass ich ein ausgefallenes Wort wie »goutiert« noch verwenden darf, ohne gleich meine Sprachcredits um 10 Punkte aufstocken zu müssen.
    Marina Dietz
    Zu den alten Träumen der Menschheit gehört der Versuch, die Sprachverwirrung von Babylon durch eine Universalsprache zu überwinden.
    Detlev Blanke
    Dass dieser Traum der Menschheit nicht unbedingt wirtschaftlichen Interessen entspricht, das zeigt auf originelle und eindrückliche Weise das Hörspiel Sprachlabor Babylon von Till Müller-Klug – ein äußerst komplexes Hörspiel, das die Sprachwissenschaft mit ihrer Teildisziplin Interlinguistik ebenso berührt wie technische und philosophische Fragen der Künstlichen Intelligenz und die politische und gesellschaftliche Macht des Kapitals.
    Wer ist Detlev Blanke? Der Vorsitzende der Gesellschaft für Interlinguistik , in der Realität wie im Hörspiel – ein kurioser Einfall –, und so hören wir ihn denn live, Prof. Detlev Blanke, den Mann im Hintergrund (akustisch in die Ferne versetzt), der im Hörspiel die Fäden zieht – die Informationsfäden für uns HörspielhörerInnen und die Fäden für das Hörspielfinale, dem dann unerwartet ein zweites Finale folgt …
    Worum geht es konkret? Die Firma »Sprachlabor Babylon« kreiert ständig neue Sprachen und Sprachmodule: »Hochleistungsdeutsch … mit selbstgenerierender Grammatik« und »automatischer Wortschatz-Aktualisierung«, »poetische Protestsprache«, »Überzeugungszunge«, »Parolenmodul« usw. Diese sind käuflich zu erwerben und können per »Blauwelle« übers Handy direkt ins Sprachzentrum des Gehirns überspielt werden (was eigentlich
einen implantierten Chip voraussetzen müsste). Deshalb erlernen die meisten Menschen keine Sprache mehr, wie uns Prof. Blanke erläutert. (Und was uns grübeln lässt, ob das wohl überhaupt so möglich sein könnte? – widerspricht es doch jeglicher Entwicklungspsychologie.)
    Kostenlos verfügbar für alle ist nur die »Sparsprache«, sozusagen die gesellschaftliche Grundversorgung. Aber die Sparsprache – wie der Name schon sagt – ist nicht nur eine abgespeckte Sprache, in der zahlreiche Wörter eingespart wurden, nein, hier lässt sich sogar immer weiter einsparen! Und dabei können wir zuhören, wenn Lucinda Duval, angetrieben von ihrer Auftraggeberin Conny Ziegler von der »Initiative Neue Sprachwirtschaft« (»INS«), gemeinsam mit dem Computer Syntacticus neue Wörter und neue Sprachmodule erfindet. Das wird mit viel Sprachwitz vorgeführt, unterstützt durch einfallsreiche elektronische Musiken. Und zwischendurch hören wir immer wieder, melodiös vorgetragen, poetische Texte im Stil der Slam-Poetry. Nicht nur hier spürt man die außerordentliche Fabulierlust des Autors Müller-Klug, die weite Strecken des Hörspiels dominiert. Und es überrascht wenig, wenn man erfährt, dass der Autor selbst eine Zeit lang in der Poetry-Slam-Szene aktiv war.
    Die poetischen Textpassagen bringen – neben den Erläuterungen von Prof. Blanke – etwas Ruhe in das

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