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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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fand: »Wer erinnert sich noch an eine lang zurückliegende Comedyshow im Deutschen Fernsehen, die den Titel Klimbim trug, aus einer Aneinanderreihung von Herumblödeleien bestand und von daher einen gewissen Erfolg verbuchen konnte? Zieht man davon alles ab, was vielleicht noch einen letzten Rest von Witz hatte … dann haben Sie in etwa die Machart von Schieß mich zum Mars, Liebling .«

    Auch »Dreimal Proxima Centauri und zurück« hat einiges an komödiantischen Elementen zu bieten, wobei Çakan sich jedoch weniger an Klimbim oder ähnlichem TV-Unsinn orientiert, sondern
eher an der guten alten Screwball-Comedy. In diesen vor allem auf der Kinoleinwand der Dreißiger- und Vierzigerjahre des letzten Jahrhunderts beheimateten Gesellschafts- und Beziehungskomödien wurden musikalisch untermalte, dialogreiche Albernheiten geboten, in denen es meist um das Verhältnis bzw. den Kampf der Geschlechter ging. Obwohl sich die Filmemacher dem in Hollywood üblichen strengen Produktionskodex unterwerfen mussten, der eine offene Darstellung »anrüchiger« Themen verbot, waren viele Screwball-Comedys recht frivol und frech. Doch die Zeiten ändern sich, und vieles, was damals für rote Ohren gesorgt haben mag, dürfte heutzutage nicht einmal ansatzweise als anzüglich gelten.
     
    Bevor die Frage geklärt werden soll, ob dieses für heutige Verhältnisse antiquiert wirkende Filmgenre mit moderner Science Fiction kompatibel ist, sei ein kurzer Blick auf die Handlung von »Dreimal Proxima Centauri und zurück« geworfen. Diese lässt sich im Prinzip in einem einzigen Satz zusammenfassen: Während die Passagiere und Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Stern von Beteigeuze die traditionelle Schiffsrevue »Schieß mich zum Mars, Liebling« einüben, wird mithilfe eines Requisiten-Dolches ein Mord verübt, den es aufzuklären gilt. Natürlich dient dies nur als Hintergrund, um Myra Çakans Figuren allerlei mehr oder weniger skurrile Dinge tun zu lassen. Und so lohnt es sich weitaus mehr, die einzelnen Charaktere vorzustellen, als näher auf die im Grunde unwichtige Handlung einzugehen. Claudette Colbert und Cary Grant weilen zwar nicht an Bord der Stern von Beteigeuze , dafür
aber: Mimsy Mimkovsky, die junge, hübsche und schüchterne Gesellschafterin der resoluten Diva Banamarama Halcion; Rufus Plonk, ein seriöser und steinreicher Geschäftsmann und Verehrer von Madame Halcion; der nichtsnutzige, jedoch charmante Schalck von Schnabel, der wiederum in Mimsy verliebt ist; Lurs von Luna, der zwielichtige Impresario der Diva, dessen Hauptbeschäftigung (neben finsteren Geschäften) darin besteht, Mimsy zu piesacken; Hurriberto Wicknack, Kabinensteward der ersten Klasse; Silber von Sirius, ein vorlauter Backfisch und blinder Passagier; nicht zu vergessen Napoleone van der Barsch, ein widerwärtiges Balg, das gerne gegen Schienbeine tritt.
    Wie man schon anhand der Namen erahnen kann, hatte die Autorin keine Sekunde lang im Sinn, etwas anderes als einen absolut albernen Roman zu schreiben, in dem Blödelei und Skurrilität anstelle von Sinnhaftigkeit und Logik stehen. Auch die Gesetzmäßigkeiten der Science Fiction kümmern sie wenig. Beispielsweise verzichtet sie völlig auf Erklärungen, wie denn die Technik in ihrem Roman funktioniert; man erfährt lediglich von dem absurden Umstand, dass die Stern von Beteigeuze im Gegensatz zu älteren Raumschiffen, die noch mit Dampf betrieben wurden, über den neuartigen Tesla-Antrieb verfügt. Auch andere genretypische Details spielen nur eine untergeordnete Rolle und werden meist veräppelt. Dass die SF-Elemente im Vergleich zum merkwürdigen Treiben der bizarren Reisegesellschaft eher unwichtig sind, ist auf der einen Seite eine Stärke des Buchs – immerhin macht sich Çakan damit über die Begeisterung an im Grunde unsinniger Technologie lustig, wie sie immer noch oft genug zelebriert wird. Andererseits führt das aber auch zu einer gewissen Beliebigkeit – im Grunde könnte »Dreimal Proxima Centauri und zurück« auch auf einem Kreuzfahrtschiff unserer Zeit spielen.
    Damit kommen wir zu der weiter oben gestellten Frage zurück, ob sich SF und Screwball-Comedy vertragen. Im Grunde genommen spricht nichts dagegen, solange das Buch stimmig ist und den Leser unterhält. Warum sollten nicht auch mal Gesangseinlagen und andere Revuenummern in einem SF-Roman auftauchen? Wieso sollten sich die Personen auf einem Raumschiff nicht wegen irgendwelchem Quatsch in die Haare geraten? Und darf

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