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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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gewesen.«
    »Vielleicht habe ich ihr wirklich vertraut.«
    »Vielleicht hatten Sie gar nicht das Recht, ihr zu vertrauen!« rief Mattern. »Es wäre nicht richtig von ihr gewesen, wenn sie es mir nicht gesagt hätte.«
    »Vielleicht habe ich's getan, weil ich … ich sie liebe«, sagte Alard und blickte zu Boden. »Wenn man sich in jemanden verliebt, erzählt man ihm manches.«
    Mattern konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. »Das Bedürfnis habe ich nie verspürt«, sagte er.
    »Vielleicht sind Sie niemals in Ihrem Leben verliebt gewesen. Vielleicht haben Sie überhaupt keine menschlichen Gefühle.«
    Mattern verspürte Unbehagen. Hatte er sich in den sechzehn Jahren seines Handels mit den Außerirdischen in etwas Nichtmenschliches verwandelt? Gab es wirklich einen Grund für das Vorurteil gegen die Außerirdischen? Er nahm einen schmalen, scharfen Dolch vom Tisch und fuhr mit dem Daumen geistesabwesend über die Klinge. Alard erstarrte.
    Mattern lächelte und legte das Messer auf den Tisch zurück, das bisher nur als Brieföffner benutzt worden war. Wenn er jemals so etwas im Sinne gehabt hätte, wäre er inzwischen in der Lage gewesen, es nicht mehr selbst tun zu müssen.
    Er blickte den jungen Mann an.
    »Man könnte beinahe glauben, Sie hätten es meiner Frau gesagt, damit sie es mir weitersagt«, bemerkte er.
    »Das ist einfach lächerlich!« erregte sich Alard. »Vielleicht bin ich ein Narr, aber doch nicht solch ein Narr!«
    »Warum haben Sie sich dann mit gefälschten Papieren auf meinem Schiff eingeschlichen?« fragte Mattern.
    »Ich wollte – ich wollte Sie der Gerechtigkeit ausliefern.«
    »Indem Sie ein Verbrechen begingen? Das ist ganz gewiß die richtige Methode. Und warum haben Sie es auf sich genommen, die Menschheit von mir zu befreien?«
    »Warum sollte ich das nicht?« fragte Alard. »Ich bin ein Mensch, ist das nicht genug? Doch das war nicht der Grund, weswegen ich auf Ihr Schiff gekommen bin. Ich habe nur später herausgefunden, was hier eigentlich vorgeht.«
    Mattern wartete geduldig.
    »Sie haben meinen Vater umgebracht!« brach es aus dem Jungen hervor. Und dann schien ihn die Spannung zu verlassen, als ob das Schlimmste nun vorüber wäre. »Jetzt wissen Sie also, wer ich bin.«
    Mattern überlegte, was er sagte: »Wenn Sie einen Beweis haben, daß ich Ihren Vater umgebracht habe, warum gehen Sie dann nicht vor Gericht? Es gibt auf keinem Planeten irgendwelche Beschränkungen in dieser Hinsicht. Oder haben Sie etwa keinen Beweis?«
    Alards Stimme klang unsicher. »Jeder in Fairhurst weiß, daß Sie ihn umgebracht haben, doch man scheint deswegen nichts unternehmen zu wollen. Man sagt, daß er sein Schicksal verdient habe.«
    Mattern seufzte. Er wußte jetzt, wer dieser junge Mann war. Sein Bruder. Noch jemand, für den er verantwortlich war, eine weitere sinnlose Bindung. »Wieso weißt du, daß er sein Schicksal nicht verdient hat?«
    Alard schien plötzlich der Mut zu verlassen. Er senkte die Augen. »Weil ich mein Schicksal nicht verdient habe.«
    Und damit hat er mich, dachte Mattern. Was immer der Junge jetzt auch sein mochte, er hatte sein Schicksal sicherlich nicht verdient. Aber ich war erst sechzehn, argumentierte Mattern mit sich selbst, wie hätte man mich dafür verantwortlich machen können? Und dann dachte er: Du bist seit vierundzwanzig Jahren nicht mehr sechzehn.
    »Ich dachte, daß dich eine der Frauen im Dorf adoptieren würde«, sagte er.
    »Natürlich. Sie nahmen mich ihr weg, als sie mich so sehr schlug, daß ich beinahe daran gestorben wäre. Wenn ich nur irgend etwas falsch machte, hielt sie es sofort für das schlechte Blut meiner Familie, das in mir zum Durchbruch kam. Und dann schlug sie mich so, daß wirklich Blut floß. Ich wurde von einer Familie zur anderen gereicht, doch nirgends war ich richtig willkommen.« Seine Stimme brach. »Du weißt nicht, wie es ist, wenn man aufwächst und niemand hat, der sich um einen kümmert.«
    »Zufällig weiß ich das sehr genau«, sagte Mattern, »aber ich kann natürlich nicht erwarten, daß du mir das glaubst.«
    Alard war an Matterns Lebensgeschichte nicht sehr interessiert; er wollte vielmehr seinen eigenen Bericht geben und hoffte dafür auf eine aufmerksame Zuhörerschaft. »Die einzige Hoffnung, die ich je hatte, war, daß du eines Tages zu mir zurückkommen würdest. Man sagte mir, daß du wahrscheinlich tot wärest, doch ich hab's einfach nicht geglaubt, verstehst du? Es war alles, an das ich mich klammern

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