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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Flavia selbst vor Augen hätte, der aus irgendeinem Grunde viel früher und viel weiter südlich als vorhergesagt auf die Erde traf – aber im selben Augenblick machte er sich klar, daß es sich nur um einen der zahlreichen Meteorbrocken handeln konnte, die Bionds Mannschaft vom Hauptmeteor abgesprengt hatte, ein Splitterstück, das vermutlich nicht mehr als hundert Tonnen wog.
    Als der Meteor etwa zwei Drittel des Himmelskreises umspannt hatte, explodierte er. Er zersprang zu einem gigantischen Feuerball, dessen Lichtzungen sich von Horizont zu Horizont ausbreiteten. Fongavaro, der jetzt fast so nahe war, daß Jothen seine Gesichtszüge erkennen konnte, zog sein Fahrzeug nach oben, machte einen halben Looping und raste seitwärts in ein landendes Fährschiff.
    Die eingebeulte Fähre stabilisierte augenblicklich und setzte ihr Landemanöver fort. Der kleine automatische Flieger löste sich in seine Bestandteile auf, die zusammen mit der dunklen Gestalt Fongavaros vom Himmel herabregneten auf ein Chaos – begleitet vom Explosionsknall des Himmelskörpers, gegen den die Detonation im Verteilerraum vergleichsweise harmlos gewesen war.
    Das Schreien der Menschenmassen wurde lauter und hysterischer. Irgendwo aus dem Durcheinander war die Stimme einer Frau zu hören: »Das Ende der Welt ist gekommen!« schrie sie. »Die Urahnen steigen zu uns herab! Das Ende der Welt ist da!«
    Zitternd versuchte sich Jothen erneut mit Piscetti und McGee in Verbindung zu setzen, doch er konnte nicht feststellen, ob sie auf seine dringenden Anfragen antworteten; ihre Stimmen ertranken in einem gewaltigen Wasserfall, der plötzlich in seinen Kopfhörern rauschte. Als er wieder sehen konnte, stellte er fest, daß der Meteor eine breite Spur aus leuchtend weißem Dunst hinterlassen hatte, die sich wie ein unheildrohender Regenbogen über das Firmament erstreckte. Die Atmosphäre im Kielwasser des Meteoriten hatte sich derart aufgeladen, daß ein Empfang auf sämtlichen Frequenzen im Augenblick unmöglich war.
    Unter Jothen gerieten die Fackeln in Bewegung. Der Lärm der Menge verstärkte sich zu lautem Brüllen. Die angeschlagene Fähre, auf ihren Düsenstrahlen zitternd, schwebte zu Boden. Ein zweites Schiff setzte zur Landung an.
    Zu spät, dachte Jothen betäubt. Sie brechen in Panik aus.
    Und er konnte nichts dagegen unternehmen, selbst wenn er gewußt hätte, was in einem solchen Fall zu tun war. Die Gestalten der Kontrollmannschaft – in der Dämmerung um ihn kaum sichtbar – waren bereits eifrig am Werk. In dem Augenblick, da die Radioverbindung wieder aufgenommen werden konnte, mußten sie zur Stelle sein, um den Schiffen bei der Landung zu helfen.
    Ein zweiter Meteor erblühte am nächtlichen Himmel, wuchs an, donnerte vorüber. Er erreichte die Größe der ersten Erscheinung nicht, aber derartige Unterschiede waren für die Joneses nicht mehr wichtig.
    Da war plötzlich McGees Stimme zu hören, die das allgemeine Durcheinander übertönte. Der Bürgermeister hatte sein Sprachrohr auf volle Lautstärke gestellt, und seine Stimme röhrte über den Platz. Seltsamerweise schien er zu singen. War er etwa auch verrückt geworden?
    Die Totems hoch, Gott mit uns allen,
    Ein Cordon Bleu ist kein Standgericht.
    Dies Jericho wird nicht zerfallen!
    du güt'ge Mutter, wir lieben dich!
    Jedenfalls glaubte Jothen diese Worte zu verstehen, wenn er auch kaum seinen Ohren traute. Das war doch unmöglich der Text für diese Melodie! Doch die Jones schienen die Zeilen zu kennen, die vielleicht aus irgendeiner Familienhymne stammten. Vereinzelte Stimmen nahmen das Lied auf – der Chor wurde größer.
    »So ist's richtig! Alle zusammen!«
    Der zweite Meteor explodierte, doch sein Leuchten und Donnern und das Röhren der einfliegenden Raketen vermochten gegen den Gesang nicht mehr aufzukommen.
    Ist Smith im Unglück, Brown in Not,
    Der UNOC-Wächter ist stets da.
    Ein Jones, der hat noch immer Brot,
    Der hilft sich selbst, hipp-hipp-hurra!
    Jothen merkte plötzlich, daß er nervös vor sich hinkicherte, und nahm sich ärgerlich zusammen. Verdammt, so ging der Text nun bestimmt nicht! Er versuchte sich auf Wichtigeres zu konzentrieren und stellte fest, daß inzwischen sechs oder sieben Fähren gelandet waren. Die Jones-Massen brachen aus den Wäldern hervor, drängten sich um die Schiffe – angeführt von einer kleinen Gestalt, die wie verrückt die Arme schwenkte und sich zum Vortänzer für eine Art Schlangentanz gemacht zu haben

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