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HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

Titel: HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: tina
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Raumstadt wich zurück. Zwar wurde sie subjektiv
    kleiner, aber gerade dadurch offenbarte sie ihre ganze Größe.
    Irgend etwas hatte sie verwüstet. Auf der einen Seite war ein großer Teil vollkommen zerstört
    worden, stellte Janeway fest und spürte, wie Unruhe in ihr zu prickeln begann. Welche Art von Waffe
    konnte so etwas anrichten? Hunderte von Quadratmetern schienen regelrecht verdampft zu sein, und
    der Rest wirkte halb geschmolzen.
    Es fiel Janeway schwer, eine genaue Vorstellung von der Stadt zu gewinnen. Im All ließen sich
    Entfernungen und Ausmaße ohne genaue Bezugspunkte kaum abschätzen, doch sie hatte nun das
    Gefühle, daß jenes Gebilde sogar noch größer war als bisher angenommen.
    »Die Konstruktion ist mehr als zehn Kilometer lang«, sagte Tuvok. Offenbar erriet er die Gedanken
    des Captains. »Es gibt keine Anzeichen für irgendeine Aktivität.«
    »Die Sensoren registrieren energetische Impulse«, berichtete Marta. »Was auch immer das Etwas da
    draußen darstellt - es ist nicht völlig tot.«
    »Ich empfange wieder den Notruf, Captain«, warf Kim ein. »Die Signalquelle muß sich bisher hinter
    dem weißen Zwerg befunden haben.«
    »Auf den Schirm«, sagte Janeway. Vielleicht bekamen sie jetzt Antworten.
    Im zentralen Projektionsfeld erschien wieder das Innere des fremden Schiffes, und diesmal kam es
    nicht zu störenden Interferenzen. Der Sperianer gestikulierte, und die Pseudopodien auf seinem Kopf
    bewegten sich wie Anemonen. Das Geschöpf wirkte nun ruhiger, fast resigniert. Janeway glaubte, in
    den piependen und zischenden Lauten Furcht zu hören.
    »Öffnen Sie einen Kom-Kanal«, sagte sie.
    »Keine Antwort«, erwiderte Kim.
    Eine halbe Sekunde lang sorgten Streifenmuster für eine Verzerrung des Bilds. Dann erschien der
    Fremde erneut, vollführte die gleichen Gesten und gab dabei die gleichen Geräusche von sich.
    Offenbar war die Mitteilung aufgezeichnet.
    »Eine Übersetzung ist nach wie vor unmöglich«, sagte Harry Kim.
    »Ich empfehle Alarmstufe Gelb, Captain«, ließ sich Tuvok vernehmen. »Angesichts des Zustands der
    Raumstadt ist nicht auszuschließen, daß wir uns einer Kampfzone nähern.«
    »Einverstanden«, entgegnete Janeway. Sofort pulsierte gelbes Licht. »Wo genau befindet sich die
    Signalquelle, Mr. Kim?« Sie glaubte nicht an eine Falle, wollte jedoch kein Risiko eingehen. i »Irgendwo
    hinter der Raumstation«, sagte Harry. »Ich kann sie nicht exakt lokalisieren. Die elektromagnetischen
    Emissionen des weißen Zwergs verursachen zu starke Interferenzen.«
    »Versuchen Sie es auch weiterhin.«
    15
    »Geschwindigkeit
    sinkt
    auf
    halbe
    Impulskraft«,
    meldete
    Paris.
    »Entfernung
    zweihundertachtzigtausend Kilometer. Distanz schrumpft.«
    Janeway stand auf, trat vor und beobachtete die verheerte Stadt. Was war hier geschehen? In den
    unversehrten Bereichen des Habitats glühten hier und dort einige Lichter, aber der größte Teil blieb
    dunkel. Nirgends rührte sich etwas. Der sechste Sinn warnte Janeway vor Gefahr, und sie spürte, wie es
    ihr kalt über den Rücken lief.
    »Geschwindigkeit auf fünfundzwanzig Prozent Impulskraft reduziert«, sagte Paris. »Entfernung
    beträgt jetzt zweihunderttausend Kilometer und verringert sich weiter.«
    »Existiert noch Leben in der Stadt?« fragte Janeway. »Oder ist sie vollkommen automatisiert?«
    »Die Sensoren registrieren keine Lebensformen«, sagte Marta langsam. »Aber es gibt Leichen.« Sie sah
    auf, und Entsetzen zeigte sich in ihrem Gesicht. »Fast dreizehntausend Tote, Captain!«
    Es gelang Janeway nur mit Mühe, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Ein guter Captain
    blieb immer ruhig, ganz gleich, wie schrecklich irgend etwas sein mochte.
    »Überprüfen Sie das noch einmal«, sagte sie, obgleich sie tief in ihrem Innern wußte: Bestimmt hatte
    es noch mehr Opfer gegeben. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Selbst in manchen Kriegen werden
    nicht so viele Leben ausgelöscht.
    »Bestätigung, Captain. Dreizehntausendundzwölf
    Leichen.«
    »Todesursache?«
    »Hauptsächlich explosive Dekompression.«
    »Die Luft ist aus der ganzen Station entwichen«, sagte Tuvok. »Allem Anschein nach haben sämtliche
    hermetische Schotten ihr Funktionspotential eingebüßt.«
    »Kam es zu Fehlfunktionen? Oder liegt Sabotage
    vor?«
    »Ich weiß es nicht, Captain.«
    »Für die Stadt können wir nichts mehr tun«, sagte Janeway ernst. Es hätte Wochen gedauert, auch nur
    die Leichen einzusammeln.

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