HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405
Brückenoffiziere. Niemandem von ihnen schien es so schlecht zu gehen wie
dem Ersten Offizier.
»Wie steht’s mit Ihnen?« fragte Janeway.
»Hab mir den Arm gebrochen«, brachte Chakotay hervor.
»Es ist Ihnen gelungen, die Voyager vor der Vernichtung zu bewahren.«
»Der Angriff hat mich überrascht.« Er griff nach dem Geländer und versuchte, sich hochzuziehen.
Janeway half ihm dabei. »Aus der Korona des weißen Zwergs zu kommen… Das ist ein Maquis-Trick.«
»Melden Sie sich in der Krankenstation.« Die Kommandantin drehte sich um. »Mr. Paris, Sie haben
jetzt Gelegenheit, Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse zu demonstrieren. Begleiten Sie Chakotay zur
Krankenstation und helfen Sie dort Kes und dem Arzt.« Über Mangel von Arbeit kann sich
Zimmerman bestimmt nicht beklagen.
»In Ordnung, Captain.« Paris erhob sich ein wenig unsicher. »Aber…«
Janeway nahm an seiner Konsole Platz. »Seien Sie unbesorgt, Mr. Paris. Ich bin durchaus imstande,
Ihren Platz warmzuhalten, bis ein anderer Pilot eintrifft. Es überfordert mich keineswegs, die
Navigationskontrollen zu bedienen.«
»Wie Sie meinen, Captain.« Paris führte den Ersten Offizier zum Turbolift, der sich sofort öffnete.
Wenigstens etwas funktioniert noch, dachte Janeway.
Sie wandte sich an Harry Kim. »Holen Sie jemanden, der Mr. Paris vertreten kann. Ich möchte eine
Liste aller noch einsatzfähigen Offiziere und Besatzungsmitglieder. Sie haben fünf Minuten.«
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»Ja, Captain.«
Janeway sah wieder zum Hauptschirm. Der Zylinder feuerte nicht mehr, was bedeutete: Jetzt ließ sich
vielleicht feststellen, was mit den drei Schiffen geschehen war. Hoffentlich sind sie nicht in die
Entladung geraten.
Sie zögerte kurz, bevor sie einige Schaltflächen berührte. Mit etwas mehr als zehn Prozent
Impulskraft glitt die Voyager durchs All.
»Können Sie die Schiffe lokalisieren, Mr. Kim?« fragte sie. »Was ist mit ihnen?«
»Sie werden gerade von den Sensoren erfaßt«, erwiderte der junge Fähnrich. »Der erste Raumer treibt
antriebslos im All. Offenbar gilt das auch für die beiden anderen… Bei einem Schiff funktionieren die
Lebenserhaltungssysteme; die anderen scheinen völlig ohne Energie zu sein.« Kim hob den Kopf. »Wer
auch immer die Fremden sind - sie halten nicht viel von Reserve- und Notsystemen. Sie haben kein
offensives Potential mehr.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh«, entgegnete Janeway. »Wir haben selbst Probleme genug. Ich brauche
einen Schadensbericht vom Maschinenraum.«
»Trifft gerade ein«, sagte Kim. »Das Warptriebwerk ist für die nächsten zweiundzwanzig Stunden
nicht betriebsbereit. Es kam zu erheblichen Schäden auf den Decks acht, zwölf, vierzehn und
neunzehn. In der Außenhülle entstanden zwei Risse, die gerade abgedichtet werden. Beim Transporter
ist eine voraussichtlich sechs Stunden dauernde Reparatur nötig, und die Impulskraft muß deaktiviert
werden, um ein Strahlungsleck auf Deck drei zu neutralisieren.«
»Können Sie eine Verbindung zu Lieutenant Torres herstellen?« fragte Janeway. »Es wäre mir lieb,
wenn sie zurückkehrt, um die Instandsetzungsarbeiten zu leiten.«
»Ich versuche es.« Kim blickte auf die Anzeigen seiner Konsole. »Keine Antwort«, sagte er nach
einigen Sekunden. »Schon vor dem Angriff gab es Schwierigkeiten beim Kom-Kontakt. Der Zylinder
verursacht erhebliche Interferenzen.«
»Bemühen Sie sich auch weiterhin.«
Jetzt, dachte B’Elanna Torres. Sie beendete ihren stummen Countdown, hielt unwillkürlich den Atem
an und erwartete die Entladung.
Nichts geschah. Sie lauschte einige Sekunden lang, doch alles blieb still. Vielleicht haben wir uns
verrechnet, dachte die Klingonin. Oder der Zylinder feuerte nicht in regelmäßigen Abständen.
Sie wandte sich an Dawson. »Ich…«
Ihre Stimme verlor sich in ohrenbetäubendem Donnern. Das graue Licht verblaßte immer mehr, und
der Boden begann zu zittern. B’Elanna senkte den Blick. Zuerst spürte sie nur eine leichte Vibration,
die jedoch rasch stärker wurde - bis sie jede einzelne Faser in ihrem Leib erfaßte und die Zähne
klappern ließ.
»Helme auf!« rief sie.
Dawson und Wong starrten sie groß an. Wongs Lippen bewegten sich, aber Torres hörte nur das von
der Entladung verursachte akustische Chaos.
Rasch stülpte sie sich den Helm über den Kopf und forderte die beiden Fähnriche mit einer knappen
Geste auf, ihrem Beispiel zu folgen. Als sie die Siegel schloß, wurde das markerschütternde
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