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schießen kann, ihm ausgeliefert, und Gabčiks Waffe versagt den Dienst. Er drückt den Abzug der Sten, doch anstatt Kugeln auszuspeien, bleibt sie stumm. Gabčiks Finger umkrampfen den Pistolengriff des unnützen Stück Metalls.
Das Auto hat angehalten, und diesmal bleibt die Zeit wirklich stehen. Die ganze Welt hat aufgehört, sich zu drehen, zu atmen. Die zwei Männer im Wagen sind wie versteinert. Nur die Tram folgt weiter ihrem Kurs, als sei nichts gewesen, abgesehen davon, dass einige Passagiere denselben versteinerten Gesichtsausdruck tragen, weil sie gesehen haben, was passiert ist, sprich: nichts. Das kreischende Geräusch der Straßenbahn auf den Eisenschienen zerreißt den Stillstand der Zeit. Nichts passiert, außer in Gabčiks Gehirn. Ihm schwirrt der Kopf, in schwindelerregender Geschwindigkeit. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, in genau jenem Moment in seinem Kopf zu sein, wäre mir, davon bin ich felsenfest überzeugt, der Erzählstoff für Hunderte Seiten nur so zugeflogen. Doch ich war nicht in seinem Kopf und habe nicht die leiseste Ahnung, was er empfand. In meinem mickrigen Leben kann ich keinen einzigen Umstand ausmachen, der bei mir ein Gefühl hätte auslösen können, das an seine Gefühle in diesem Moment auch nur annähernd herankommt. Erstaunen, Angst, alles umspült von einem Sturzbach Adrenalin, der ungebremst durch seine Venen strömt, als hätten sich alle Schleusen seines Körpers gleichzeitig geöffnet.
«Auch wenn wir Menschen die Ahnung unseres Todes in uns tragen, kann uns ein Augenblick unsterblich machen.» Bei Saint-John Perse wird mir speiübel, aber nicht unbedingt bei seiner Poesie. Mit diesem Vers möchte ich den Kämpfern an dieser Stelle huldigen, obwohl sie über jede Lobeshymne erhaben sind.
Einige haben folgende Hypothese aufgestellt: Die Sten sei in einem Beutel verstaut gewesen, den Gabčik mit Grünzeug gefüllt haben soll, um seine Waffe darin zu verstecken. Welch merkwürdige Idee! Wie sollte er bei einer Kontrolle begründen, dass er mit einem Beutel voller Heu durch die Stadt spaziert? Nun, ganz einfach, er braucht nur zu sagen, es sei für sein Kaninchen. Es gab nämlich in der Tat viele Tschechen, die ihre einfache Kost durch die private Aufzucht von Kaninchen anreicherten und im Park Grünzeug ernteten, um sie zu füttern. Wie dem auch sei, diese Kräuter sollen angeblich in den Mechanismus eingedrungen sein.
Also löst sich aus der Sten kein Schuss. Und alle Beteiligten erstarren mehrere endlos erscheinende Zehntelsekunden lang vor Erstaunen. Gabčik, Heydrich, Klein und Kubiš. Das ist dermaßen kitschig! Dermaßen westernmäßig! Wie die vier Männer zu steinernen Statuen erstarren, den Blick auf die Sten geheftet. Allen schwirrt der Kopf in Wahnsinnsgeschwindigkeit, einer für einen normalen Menschen unfassbaren Geschwindigkeit. Am Ende dieser Geschichte befinden sich also diese vier Männer in der Kurve. Noch dazu kommt eine zweite Straßenbahn hinter dem Mercedes herangefahren.
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Man hat gewissermaßen nicht den ganzen Tag lang Zeit. Nun tritt Kubiš in Aktion; seit Gabčiks Auftritt sind die beiden Deutschen wie versteinert und haben Kubiš hinter sich nicht bemerkt, den ruhigen und freundlichen Kubiš, der nun eine Bombe aus seiner Tasche hervorholt.
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Ich bin ebenfalls wie versteinert – nachdem ich William T. Vollmanns Europe Central gelesen habe, das gerade auf Französisch erschienen ist. Fieberhaft lese ich endlich das Buch, das ich selbst gern geschrieben hätte, und frage mich während der Lektüre des ersten Kapitels, das dauert, dauert, wie lange er diesen unglaublichen Stil, diesen Ton, diese Gedämpftheit beibehalten kann. Tatsächlich ist das Kapitel nur acht Seiten lang, aber es sind acht magische Seiten, auf denen die Sätze wie in einem Traum vorüberziehen, man versteht nichts und versteht zugleich alles. Die Stimme der Geschichte erklingt vielleicht zum ersten Mal mit einer solchen Exaktheit, und diese Enthüllung erstaunt mich: Die Geschichte ist ein Orakel, das in der ersten Person Plural spricht. Das erste Kapitel heißt «Stählerner Aufmarsch», und ich lese: «In Kürze wird sich der Stahl in Bewegung setzen, zunächst langsam, wie die Truppenzüge beim Verlassen der Bahnhöfe, dann schneller und überallhin, Männer mit Stahlhelmen werden in rechteckigen Formationen voranmarschieren, flankiert von glänzenden Flugzeugen; und schließlich setzen sich die Panzer, Flugzeuge und anderen Projektile in Bewegung und
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