HHhH
stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Er steht hinter einer hölzernen Kanzel, auf der seine Hände ruhen, an der linken Hand prangt sein Ehering, über dem Herzen das Eiserne Kreuz erster Klasse. Vor den wichtigsten Vertretern der Okkupationsbehörden ergreift er das Wort. Sein Gesicht drückt eine Mischung aus Kompetenz und Autorität aus. Die Rede soll eine pädagogische Wirkung auf seine Landsleute haben, aus denen seine Zuhörerschaft besteht:
«Alles Handeln hier von deutschen Menschen in diesem Raum kann nur ganz eindeutig ein gleichgerichtetes sein, nämlich, dass wir im Augenblick aus kriegswichtigen und taktischen Gründen den Tschechen in gewissen Dingen nicht zur Weißglut und zum Verbrennen bringen dürfen, dass wir im Moment aus bestimmten taktischen Gründen hart sein müssen, aber doch so zu handeln haben, dass er nicht – weil er keinen Ausweg mehr weiß – nun zum endgültigen Aufstand etwa glaubt gehen zu müssen.»
Dies ist der erste Bestandteil seiner Politik, die nur zwei Methoden kennt: Zuckerbrot und Peitsche. Es folgt der Peitschenhieb in Form einer unausgegorenen dialektischen Ausschweifung.
«Das Reich lässt nicht mit sich spaßen und ist eben Herr im Hause, d.h. dass auch nicht ein einziger Deutscher dem Tschechen etwas vergibt, etwa in derselben Art wie im Reich beim Judentum, dass es keinen Deutschen gibt, der sagt, der Tscheche ist aber anständig. […] Wenn hier also einer sagt: der ist aber anständig, den müssen wir ausnehmen, – wenn wir nicht alle in der Gesamthaltung, sichtbar und nach außen, gegen das Tschechentum eine Front bilden, wird der Tscheche immer Hintertüren finden, durch die er sich herausmogelt.»
Danach versucht sich der im Reden ungeübte Heydrich, der weit von einem Cicero entfernt ist, an einem bildhaften Beispiel:
«Der Deutsche kann es sich nicht erlauben, sich im Lokal die Nase zu begießen, sondern da müssen wir ganz offen sein: dass einer sich die Nase begießt, dass er aus sich herauskann, da wird keiner etwas dagegen sagen, aber er soll das in seinen vier Wänden tun oder im Kasino. Der Tscheche muss sehen, dass im Dienst oder privat sich der Deutsche bewegen kann, dass er ein Herr ist vom Scheitel bis zur Sohle.»
Welch kuriose Veranschaulichung …
An anderer Stelle schlägt er einen konkreteren, bedrohlicheren Ton an:
«Ich brauche also Ruhe im Raum, damit der Arbeiter, der tschechische Arbeiter, für die deutsche Kriegsleistung hier vollgültig seine Arbeitskraft einsetzt und damit wir bei dem riesigen Vorhandensein von Rüstungsindustrien hier den Nachschub und die rüstungsmäßige Weiterentwicklung nicht aufhalten. Dazu gehört, dass man den tschechischen Arbeitern natürlich das an Fressen geben muss – wenn ich es so deutlich sagen darf, dass er seine Arbeit erfüllen kann.»
Damit wäre der Punkt Soziales und Wirtschaft geklärt, und der neue Reichsprotektor wendet sich der Rassenfrage zu. Auf diesem Gebiet kann er sich schon jetzt mit gutem Recht zu einem der führenden Spezialisten des Reiches zählen.
«Es ist klar, dass wir [den germanischen] Menschen gegenüber eine ganz andere Art der Behandlung finden und finden müssen als gegenüber den andersrassigen, slawischen und ähnlichen Völkern. Der Germane muss hart angepackt werden, gerecht, aber er muss menschlich in ähnlicher Form wie unser Volk geführt werden, wenn man ihn auf die Dauer im Reich halten und ihm verschmelzen will. Das Zweite sind die Osträume, die zum Teil slawisch besiedelt sind, in denen man wissen muss, dass Güte nur als Schwäche ausgelegt wird, und in denen der Slawe selber gar nicht will, dass er gleichberechtigt behandelt wird, wo er gewöhnt ist, dass der Herr sich mit ihm nicht gemeinmacht.»
Und konkreter zum tschechischen Raum führt er an:
«Um zu übersehen, was von diesen Menschen in diesem Raum eindeutschbar ist, muss ich eine Bestandsaufnahme machen in rassisch-völkischer Beziehung. […] Da gibt es folgende Menschen: Die einen sind gutrassig und gutgesinnt, das ist ganz einfach, die können wir eindeutschen. Dann haben wir die anderen, das sind die Gegenpole: schlechtrassig und schlechtgesinnt. Diese Menschen muss ich hinausbringen. Im Osten ist viel Platz.
Dann bleibt in der Mitte nun eine Mittelschicht, die ich genau durchprüfen muss. Da sind in dieser Schicht schlechtrassig Gutgesinnte und gutrassig Schlechtgesinnte. Bei den schlechtrassig Gutgesinnten wird man es wahrscheinlich so machen müssen, dass
Weitere Kostenlose Bücher