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HHhH

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Titel: HHhH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Binet Laurent
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Slowake. Sie können es nicht leiden, wenn man Ihnen vorschreibt, was Sie zu tun haben, und ebenso wenig können Sie es leiden, wenn Menschen Leid zugefügt wird. Daher beschließen Sie, Ihr Land zu verlassen, um sich im Ausland Ihren Landesgenossen anzuschließen, die sich dem Besatzer widersetzen. Sie reisen über Norden oder Süden, durch Polen oder den Balkan und gelangen nach unzähligen Schwierigkeiten auf dem Seeweg nach Frankreich.
    Bei Ihrer Ankunft haben Sie mit noch mehr Schwierigkeiten zu kämpfen. Frankreich verpflichtet Sie zum Militärdienst und schickt Sie nach Algerien oder Tunis. In einer Stadt voller spanischer Flüchtlinge schließen Sie sich zu guter Letzt einer gerade entstehenden tschechoslowakischen Division an. Als die Franzosen vom Wüterich Hitler angegriffen werden, kämpfen Sie Seite an Seite mit ihnen. Sie kämpfen couragiert, sind bei jedem Zurückweichen und jeder Niederlage dabei, Sie decken den Rückzug, der immer weiter fortschreitet, während am Himmel die Flugzeuge dröhnen, Sie erleben den lang andauernden Todeskampf, die vollständige Niederlage, Ihre erste und letzte. Im Süden des besiegten Frankreichs herrscht heilloses Durcheinander, doch es gelingt Ihnen erneut, sich an Bord eines Schiffes zu begeben, und diesmal gehen Sie in England an Land. Zum Zeichen der Anerkennung Ihres Mutes und des heldenhaften Widerstandes gegen den gemeinsamen Feind, mit dem Sie den historischen Ereignissen seit März 1939 etwas entgegengesetzt haben, zeichnet Präsident Beneš Sie persönlich aus. Sie treten zwar in einer zerknautschten Uniform an, stehen aber an der Seite Ihres Freundes, als Beneš Ihnen einen Orden an den Mantel heftet. Dann nimmt Churchill himself , auf seinen Stock gestützt, die Parade ab. Sie haben gegen den Eindringling gekämpft und wie nebenbei die Ehre Ihres Landes verteidigt. Doch damit wollen Sie sich nicht zufriedengeben.
    Sie schließen sich den Spezialeinheiten an und trainieren in Schlössern namens House, Manor oder Villa in ganz Schottland und England. Sie springen, zielen, kämpfen, entsichern. Sie sind gut. Sie sind ausgesprochen charmant. Sie sind gute Kameraden und kommen bei den Mädchen gut an. Sie flirten mit den jungen Engländerinnen. Sie trinken Tee bei ihren Eltern, die Sie charmant finden. Sie bereiten sich weiterhin im Training auf die größte Mission vor, die ein Land jemals zwei Männern anvertraut hat. Sie glauben an Gerechtigkeit, und Sie glauben an Vergeltung. Sie sind wagemutig, willensstark und begabt. Sie sind bereit, für Ihr Vaterland zu sterben. Sie verwandeln sich in etwas, das in Ihnen wächst und Sie allmählich zu überwältigen droht, doch Sie bleiben sich immer treu. Sie sind ein einfacher Mann. Sie sind ein Mann.
    Sie sind Jozef Gabčik oder Jan Kubiš, und Sie werden in die Geschichte eingehen.

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    Jede Exilregierung, die von London aus agiert, verfügt innerhalb ihrer wiederaufgestellten Armee über ein eigenes Fußballteam, und es werden regelmäßig Freundschaftsspiele veranstaltet. Heute stehen sich Frankreich und die Tschechoslowakei auf dem Spielfeld gegenüber. Das Publikum ist wie immer zahlreich und besteht aus Soldaten aller Nationalitäten und Rangordnungen. Die Stimmung ist heiter, aus den Reihen ertönen Anfeuerungsrufe, verschmelzen miteinander wie die verschiedenfarbigen Uniformen. Inmitten der tobenden Menge sieht man Gabčik und Kubiš in den Rängen angeregt miteinander diskutieren. Auf dem Kopf tragen sie ihr braunes Schiffchen. Blitzschnell bewegen sich ihre Lippen und Hände. Man kann ein Gespräch über komplizierte technische Aspekte erahnen. Obwohl sie dem Fußballspiel kaum folgen, halten sie inne, wenn eine brenzlige Situation das Gebrüll anschwellen lässt. Sie richten den Blick auf das Spielfeld, bis die Situation vorbei ist, und nehmen ihre Diskussion unter dem Geschrei und den gesungenen Parolen mit dem gleichen Eifer wieder auf.
    Frankreich geht in Führung. Lautstark tut der französische Fanblock seine Begeisterung kund.
    Vielleicht fällt jemandem ihr Verhalten auf, weil es in starkem Gegensatz zu dem des restlichen Publikums steht, das dem Spiel gebannt folgt. Jedenfalls gibt es unter den Soldaten der freien tschechoslowakischen Streitkräfte bereits viel Gerede über die Spezialmission, für die Gabčik und Kubiš ausgewählt wurden. Die Operation, die sie unter größter Geheimhaltung planen, umgibt die beiden Männer mit einer erhabenen Aura, die umso geheimnisvoller ist, als sie keine

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