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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hätte. Hidden Moon war Wyandos zweites Gesicht .
    War es so? Hatte sie sich mit einem Januskopf eingelassen?
    Erschüttert nahm Lilith seine Betroffenheit zur Kenntnis. Wie er zitternd über sie gebeugt neben ihr hockte, ganz offenbar unfähig zu begreifen, welche Motive ihn gerade noch bewegt hatten.
    Liliths Züge nahmen eine friedvollere Struktur an als auf dem Höhepunkt der ebenso kurzen wie heftigen Konfrontation. Sie wollte etwas sagen. Aber ihr fiel kein einziger passender Satz ein.
    Und dann war da noch . die Unfähigkeit, sich selbst begreiflich zu machen, warum sie erneut auf ihn hereinfiel. Schon wieder so tat, als könnte sie ihm alles verzeihen .!
    Sie brauchte doch sein Blut! Und wenn sie es richtig anstellte, wenn sie ihn tötete, würde es auch seine Wirkung entfalten ...
    »Worauf wartest du?« fragte er, ihr stummes Ringen als das deutend, was es auch war. »Mach ein Ende, bevor es das nächste Mal über mich kommt und sich nicht mehr ins Gewissen reden läßt ...«
    Liliths Finger gruben sich in die lockere Erde des Waldes.
    Die Kühle dort half ihr, das, was sie erlebte, als Realität anzunehmen. Am liebsten hätte sie in diesem Boden Wurzeln geschlagen, hätte sich darin versteckt. Und wenn sie den Blick auf Hidden Moon richtete, wurde ihr klar, daß ihn ganz ähnliche Wünsche bewegten. Vielleicht ahnte er, was mit ihm geschah, und war nur noch nicht bereit, es sich in voller Tragweite einzugestehen. Aber ebensogut war es möglich, daß er an seiner eigenen Unwissenheit - und Ohnmacht - zerbrach .
    Minuten zuvor wäre es noch undenkbar erschienen, aber nun streckte Lilith die Hand aus und berührte sein Gesicht. Die Wange, auf der etwas Unerklärliches seine Spur hinterlassen hatte.
    »Diese Tränen«, sagte sie. »Zuerst hielt ich sie für eine Halluzination. Aber ich kann sie fühlen. Mir kommt es vor, als wären sie ...«
    »Aussatz«, sagte Hidden Moon. »Was das angeht, bin ich mir fast sicher. Ich habe diese Tränen schon einmal geweint - nur unterschätzt. Als ich mit Nona fortging, war mein Adler in den Weiten des Landes unterwegs, und der Dringlichkeit wegen wartete ich seine Rückkehr nicht ab. Ich war überzeugt, nicht lange weg zu sein.
    Aber dann wurden es doch viele Tage, und bei meiner Rückkehr tötete ich eine Frau, der ich nie etwas zuleide tun wollte. Sie hätte mir ihr Blut auch ohne Gewalt überlassen.
    Ich weiß nicht, warum ich nicht schon da durchschaute, was mit mir vorging. Vielleicht war das, was in mir allmählich die Oberhand gewann, schuld daran. Ich war schon dort zu lange von meinem Seelenvogel getrennt. Und trennte mich wieder, um nach New Orleans zu reisen und dich zu befreien - statt ihn zu suchen. Als ich dann mit dir ins Dorf zurückkehrte, war mein Seelenvogel bereits dort - und vielleicht hatte er auf mich genauso sehnsüchtig gewartet, wie ich auf ihn. Aber die Ereignisse überschlugen sich, und schließlich starb er, ehe der Austausch, ehe die Katharsis hatte stattfinden können. Und seither .«
    ». beherrscht dich das, was Landru einst erweckte«, murmelte Li-lith.
    Hidden Moon schlug die Augen nieder. Lilith hatte das Gefühl, als versuchte er, ihre Hand mit seinen Gedanken festzuhalten wie mit einem Magneten.
    Trotzdem zog sie sie zurück. In ihrer Brust war ein Knoten, der sich mit jeder verstreichenden Stunde enger zusammenzog. Ein einziges Mal hatte sie sich ähnlich verloren gefühlt. Damals hatte sie ihren Durst noch mit Blut löschen können, wie es an jeder Straßenecke zu finden war, und ihre Beweggründe, sich diesem Verlangen zu widersetzen, waren völlig anderer Natur gewesen.
    Aber die Qual war dieselbe.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du in deinen lichten Momenten nicht einen neuen Seelenvogel herangezogen hast. Ist dein Rückfall schon so weit gediehen, daß das Böse dich jedesmal zwingt, die Vögel zu töten, statt auf ihre heilende Aura zu vertrauen?«
    Hidden Moons Lider hoben sich. Die darunter zum Vorschein kommenden Augen schwammen in Traurigkeit und Scham.
    »Mir fehlt jede Erklärung dafür - und das ist die Wahrheit! Ich habe es mehrmals versucht, mein Innerstes zu reinigen und mich auf die Seelen der Adler einzulassen. Jedesmal war ich voller Hoffnung, das Band geknüpft zu haben - bis es zerriß. Und wenn es entzwei ging, ließ ich es die Vögel büßen. Inzwischen weiß ich, daß es keine Rückkehr zu den Idealen Makootemanes mehr gibt - jedenfalls nicht für mich. Ich bin verloren. Ich schwimme in einem Sog, dem

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