Hidden Moon
ihre Zungen temperamentvoll miteinander zu ringen begannen.
»Ja«, hauchte sie ihren warmen Atem in seine Mundhöhle. »O ja ...«
Für einen Indianer küßte er verdammt gut.
Lilith wußte nicht, warum ihr dies überhaupt auffiel - sie hatte vor Hidden Moon noch nie einen Indianer geküßt. Und selten einen Vampir.
Hidden Moon war beides - und vielleicht war es deshalb der Rede wert.
Ihm so nahe, fühlte sich Lilith urplötzlich an Landru erinnert. Landru, mit dem sie einst in die Tempel des Himalaya eingedrungen war, um das Geheimnis der EWIGEN CHRONIK zu entschlüsseln - und der für sie immer mehr gewesen war als nur der Inbegriff von Feindschaft. Nicht umsonst war einst auch Creanna seiner Anziehungskraft erlegen - und auch Nona.
Hidden Moon besaß das rare Gut, das auch Landru auszeichnete: Charisma. Sie ragten beide aus der Masse heraus, und wenn man berücksichtigte, daß Landru einen mehr als tausendjährigen Erfahrungsvorsprung besaß, schnitt Hidden Moon um so besser ab.
Der Arapaho war schon jetzt eine Persönlichkeit ersten Ranges, und er zog seine Faszination nicht zuletzt aus der ewigen Schlacht, die sein Ego mit sich selbst focht .
Stöhnend honorierte Lilith die Liebkosungen seiner Hände, die sie nicht nur rücksichtsvoll, sondern mitunter auch in genau bemessener, etwas härter Gangart anregten.
Der Symbiont spielte dieses Spiel mit. Wo immer Hidden Moons Lippen oder Hände Terrain eroberten, wich er bereitwillig zurück -wie perlendes Quecksilber.
»Diese Stunde dürfte nie enden«, seufzte Hidden Moon an Liliths Ohr. Dann tauchte er hinab und umfaßte ihre Taille. Sein Mund teilte sich wie ihr kaum behaarter Schoß. Und seine Zunge fand die Quelle ihres herben Geschmacks .
Doch schon nach kurzer Weile bremste sie sein Ungestüm und zog seinen Kopf wieder zu sich empor. »Nein. Ich will dich richtig. Wer weiß, wann wir je wieder dazu kommen .«
Sie sah, wie ihn ihre Worte erschreckten.
Ein wenig jedoch nur. Dann drängte er seine kühlen Lenden zwischen ihre Beine, und schlafwandlerisch sicher fand auch das seinen Weg, was Lilith am meisten ersehnte.
Hidden Moon drang in sie ein und füllte sie aus, wie sie es noch nie bei einem Mann erlebt hatte. Dabei war sie sicher, daß nicht seine Größe dies bewirkte, sondern die Bereitschaft von ihnen beiden, sich dem anderen während dieser Zusammenkunft ohne Einschränkung, ohne ein Tabu zu schenken.
Lilith hatte mit vielen Männern - auch Frauen - geschlafen. Bei Hidden Moon hatte sie trotzdem das Gefühl, etwas völlig Neues zu erleben. Sie hoffte, daß es ihm ähnlich erging.
Auch sie wollte, daß diese Augenblicke lustvoller Harmonie ewig dauerten. Aber sie wußte, daß alles irgendwann endete. Solches Wissen machte einsam.
Selbst in Momenten wie diesen .
*
Von der Schwermut, die sich wie ein heimtückisches Gift in Liliths Sinnesrausch mischte, ahnte Hidden Moon nicht das mindeste.
Er hatte seine Ratio ausgeblendet. Glücksgefühle fluteten sein Gehirn und verdrängten jeden Schatten.
Beinahe jedenfalls.
Er hatte wieder Hoffnung geschöpft, dem Bösen auch ohne einen geflügelten Partner die Stirn bieten zu können. Er tat es ja bereits seit Tagen; Lilith hatte völlig recht. Nur verstand er nicht, wieso es ihm plötzlich gelang, dem Täufling in sich zu widerstehen.
Half ihm Liliths Nähe?
Seit er ständig bei ihr war, schien sich jedenfalls alles, was in ihm ins Ungleichgewicht geraten war, zögerlich wieder einzupendeln.
Seit Tagen hatte sich keine magische Träne mehr aus seinem Auge gestohlen, und auch der eiserne Ring um seine Brust schien sich allmählich zu lockern .
Hidden Moon ergab sich den Mechanismen, die nicht nach Erklärungen verlangten. Noch nie hatte er bei einer Frau das Empfinden gehabt, so zu deren Körper zu passen, sich mit ihm zu ergänzen, wie er es hier und jetzt erlebte. Er wußte nicht, ob es Liebe war. Liebe war den Menschen bestimmt. Aber etwas Vergleichbares fand auf jeden Fall zwischen Lilith und ihm statt. Eine Art . Austausch. Geben und Nehmen .
Das sonderbare Kleidungsstück, das ihre Haut umfloß, mehrte den Reiz der Begegnung noch. Und es war ein unübersehbares Indiz dafür, daß er erst am Fuß eines hohen Berges spannender Geheimnisse stand, die sich in dieser einzigartigen Frau manifestierten.
Sie war die Inkarnation seiner Träume. Seiner hellen Träume. Und sie .
Etwas stimmte nicht!
Vielleicht trennte ihn nur noch ein einziger Atemzug von einem grandiosen Orgasmus. Aber in
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