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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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...
    Er blieb stehen.
    Die Tür wich vor ihm zurück.
    Dieses Haus gehorchte den verbliebenen Spuren einstiger Macht.
    Ich bin dieses Haus, dachte der wahnsinnige Prinz.
    In einer von ihm selbst isolierten und versiegelten Ganglie seine Hirns schmachtete das Wissen, warum der vampirfressende Moloch ihn damals verschont hatte - wegen der Sprünge und Klüfte, die sich im Moment der Konfrontation in seinem Verstand aufgetan hatten. Gräben, die nichts je wieder hatte zuschütten können .
    Er wankte kurz wie ein Halm im Wind. Dann setzte er seine Schritte entschlossen über die Schwelle. Dorthin, wo er die Schätze seiner Erinnerung aufbewahrte - die Erinnerungen, die ihm noch immer willkommen waren. Sie erzählten von der Blüte seines Lebens.
    Er ging zu der Truhe mit dem äschernen Inhalt und hob ihren Deckel. Sie war groß genug, daß er sich hineinsetzen konnte, und das tat er manchmal auch. Tat es und schloß den Deckel über sich, um sich den flüsternden, staubigen Überresten seiner immer noch treuen Diener zu ergeben.
    Er hatte ihnen Unsterblichkeit versprochen und geschenkt - letzt-lich auf andere Weise, als sie sich erhofften. Aber an seinem Schicksal hatten sie erkannt, daß, was ewig war, auch ewig litt.
    Deshalb hatten sie ihm verziehen. Und auch weil sie der einzige Schatz waren, den er sich nie hatte entreißen lassen. Sie waren seine ersten Diener gewesen - und die einzig wahren -, und wann immer sie zu Asche geworden waren, hatte er diese Asche mit Respekt behandelt. In kleinen, tönernen Gefäßen erst. Später - viel später - in dieser Truhe .
    Seine Hand tauchte in die graue, amorphe Masse ein, die ihn sofort begrüßte. Nur er hörte ihre Stimme. Niemand sonst.
    Es tat gut, und nie wäre er auf den Gedanken gekommen, Asche hinzuzufügen. Die Kreaturen, die er heute zu seiner Kurzweil erschuf, waren minderwertigste Qualität. Unwürdig, die geadelte Asche des Damals zu berühren .
    Der Hand wollte er den ganzen Körper folgen lassen.
    Die Illusion seines Gewandes war bereits gefallen, und in seinem Geist erstanden Prunk und Aura einer im Realen unwiederbringlich verlorengegangenen Zeit.
    Aber dann wurde ihm die Freude verdorben.
    ER SPÜRTE ES!
    Spürte, wie etwas die Grenzen seines kleinen kalten Reiches überschritt . Etwas beinahe so Abnormes wie er selbst .
    Und er reagierte.
    *
    Darren Tewes wußte nicht, ob die Nacht auch anderswo in der Weise einfiel, wie sie es in Osceola tat. Weil er nie anderswo gewesen war - nicht bei Tag, und schon gar nicht bei Nacht. Kaum jemand, der das Pech hatte, in Osceola geboren zu werden, und somit dazu verdammt war, hier zu leben, war je anderswo gewesen.
    Weil etwas sie alle Beweggründe vergessen ließ, im gleichen Mo-ment, da sie die Grenzen ihrer kleinen Stadt hinter sich lassen wollten .
    Darren Tewes wunderte sich einen Augenblick lang darüber, daß es ihm gelang, diesen verbotenen Gedanken festzuhalten. Dann wurde er ihm auch schon entzogen, entglitt ihm wie etwas Schmieriges, das einem durch die Hände schlüpfte, kaum daß man den Griff darum verstärkte, und versank in Vergessen - oder in jenem Abgrund, in dem alle Gedanken verschwanden, die zu denken Osceola nicht der rechte Ort war .
    Darren Tewes stand im Dunkeln am Fenster und sah hinaus. Wie er es so oft getan hatte in den sechsunddreißig Jahren seines Lebens.
    So oft? Ein freudloses Lächeln, nicht mehr als ein flüchtiges Verziehen der Lippen, huschte über sein kantiges Gesicht. In jeder verdammten Nacht, dachte er, in der Hoffnung, daß sie verstreichen möge, ohne daß etwas geschah .
    Wie immer hatte Darren Tewes beobachtet, wie der Tag im Kampf mit der Nacht unterlegen war. Und wenngleich ihm die Vergleiche fehlten, so ahnte er doch auf eine Art, die an Gewißheit grenzte, daß es anderswo nicht so war. Daß anderswo das Licht der Dunkelheit freiwillig das Terrain überließ, sich der Tag friedlich zurückzog, um der Nacht Platz zu machen.
    In Osceola indes schien in der Zeit der Dämmerung ein fürchterlicher Krieg zu toben; kurz, aber mit brutaler Allgewalt geführt. Die Finsternis schlich nicht unmerklich heran, sondern stürzte sich auf die kleine Stadt, aus der das Licht nicht weichen wollte. Doch die Nacht vernichtete den Tag, riß Bastionen nieder, die er gegen den Ansturm der dunklen Schwester errichtet hatte.
    Und wenn dies geschehen war, senkte Dunkelheit sich nicht einfach über Osceola, sondern ergriff Besitz von allem, fraß, was der Tag eben noch besessen hatte,

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