Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
Vom Netzwerk:
werden«.
    Selbst Abwehrspieler Jupp Kapellmann, sonst eher einer der ruhigeren Spieler, sprach damals völlig beseelt und berauscht vom eigenen Spiel in die TV-Kameras: »Ich kann es noch gar nicht glauben, so sehr habe ich mich gefreut. Was sich heute bei uns abgespielt hat, war eine spontane Reaktion der Mannschaft, da gab es keine materielle Motivation. Wenn ich das vergleiche mit unseren Europacup-Siegen, dann war die innere Freude heute ganz bestimmt größer, als ich das damals erlebt habe. Jetzt machen wir mal richtig einen drauf.«
    Eine Mannschaft verhindert einen Trainer und entlässt damit indirekt ihren Präsidenten nach 17 Jahren Amtszeit. Eine Idee aber hat Neudecker noch, eine mit weitreichenden Folgen für den FC Bayern. Er schlägt vor, Hoeneß aus Nürnberg zurückzuholen. Nicht als Spieler, sondern als Manager. An seinem letzten Arbeitstag zeigt sich Neudecker in einer Ansprache an die Spieler beleidigt: »Mit einem solchen Kapitän und dieser Mannschaft kann ich nicht weiter zusammenarbeiten, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien alles Gute. Auf Wiedersehen.«
    Für den Verein war das wie eine Erlösung, denn Neudecker hatte der weiteren Entwicklung nur noch im Wege gestanden. Die letzte Meisterschaft lag immerhin beinahe schon fünf Jahre zurück, 1978 fand man sich zeitweise sogar im Abstiegskampf wieder. Der Ruhm der Europacup-Triumphe von 1974 bis 1976 war verblasst, in der Saison 1978/79 war man nicht einmal in einem internationalen Wettbewerb vertreten. Neudeckers Nachfolger wurde der bisherige Schatzmeister Willi O. Hoffmann, der sich hauptsächlich dadurch auszeichnete, ein netter Kerl zu sein – für Breitner wunschgemäß pflegeleicht.
    Beckenbauer und Schwan waren längst in den USA, Trainer Lorant fortgeschickt, Nachfolger Merkel verhindert, Wunschkandidat Csernai im Amt und Präsident Neudecker abgelöst. Es lief gut für Breitner in München und für Hoeneß in seinem Nürnberger Exil. »Den Trainer und den Präsidenten hatten wir, sagen wir mal, wegbekommen«, so Breitner über die turbulenten Tage. Kurz zuvor war noch ein weiterer, stets loyaler Mitstreiter von Beckenbauer verschwunden. Im Februar 1979 flüchtete Gerd Müller, der legendäre Torjäger, ebenfalls in die US-amerikanische Operettenliga – er wollte einfach nur noch weg. Als ob er, der Rekordschütze, der noch den Aufstieg des FC Bayern 1965 von der Regionalliga Süd in die Bundesliga mitgemacht und seitdem in jeder Saison mindestens 15 und auch mal bis zu 40 Tore erzielt hatte, plötzlich nicht mehr gut genug wäre. Nachdem Müller schon erschreckende fünf Ligaspiele nicht mehr getroffen hatte, wechselte ihn Trainer Csernai bei einem Auswärtsspiel in Frankfurt aus – für den Bomber der Nation eine Majestätsbeleidigung. Gekränkt unterschrieb Müller bei den Fort Lauderdale Strikers, einer unbedeutenden Mannschaft in Florida.
    Endlich war der Weg frei für Breitner und Hoeneß. Der zunächst ungewollte und im nervenden Abstiegskampf schließlich auch erfolglose Wechsel als Ausleihe für 150 000 Mark zum 1. FC Nürnberg stellte sich plötzlich als Segen für Hoeneß heraus. Denn so hatte er die nötige Distanz zu den Turbulenzen und Streitereien in München, war nicht involviert und konnte aus einer bequemen Beobachterrolle heraus im Hintergrund agieren. Womöglich hätte eine direkte Mittäterschaft eine spätere Managerkarriere sogar verhindert. Denn Neudecker wollte jemanden ins Amt befördern, der unbefleckt war von diesen Dingen, und ihn neben Geschäftsführer Walter Fembeck einstellen.
    Damals entgegnete Hoeneß Reportern, die ihn für diese verantwortungsvolle Aufgabe als zu jung und zu grün einschätzten: »Das ist keine Frage des Alters, sondern eine Sache der Leistung, des Engagements, der Ideen. Ich kann doch ein solches Angebot nicht ablehnen, nur weil ich 27 bin. Mit 35 könnte es vielleicht zu spät sein.« 30Jahre später sollte Hoeneß sagen: »Für mich war es eine Erlösung, als der Anruf aus München kam, weil klar war, dass ich mit meinem lädierten Knie die Karriere nicht mehr hätte fortsetzen können. Das hat mein Leben total verändert.« Auch das des FC Bayern. Hoeneß fragte Breitner um Rat, der pflichtete ihm natürlich bei. Einen besseren Einstieg ins zweite Berufsleben hätte sein Kumpel ja nicht haben können.
    Ende April bittet Neudeckers Nachfolger Hoffmann, ein Mann, der sein Geld durch Immobiliengeschäfte gemacht hat, Breitner und Hoeneß in sein Büro im zweiten Stock der

Weitere Kostenlose Bücher