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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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seine Außendarstellung und um die Frage, ob das alles dazu geeignet ist, der oberste Trainer in einem Land wie Deutschland zu sein.« Hoeneß weiter: »Ich kann doch neue Erkenntnisse haben. Und wenn ich glaube, dass es eine falsche Entscheidung ist, dann muss ich das sagen. Es wird ja wohl möglich sein, über einen noch nicht unterschriebenen Vertrag nachzudenken.« Es folgt der Kernsatz, der alles ins Rollen bringen sollte: »Wenn das alles Fakt ist, worüber geschrieben wurde, auch unwidersprochen über den verschnupften Daum, dann kann er nicht Bundestrainer werden. Ich habe noch keinen Beweis. Aber wenn ihn einer erbringt, mache ich das nicht mit. Wenn sie es trotzdem machen, ist es okay. Aber mir kann dann keiner den Vorwurf machen, dass ich wider besseres Wissen mein Maul nicht aufgerissen habe.«
    Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Daum wies die Drogenvorwürfe empört zurück, stellte gegen Uli Hoeneß Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede. Daum und Leverkusen lehnten einen Friedensgipfel ab. Bayerns Vizepräsident Fritz Scherer verlangte von Daum einen Drogentest in Form einer Haaranalyse, dem dieser vier Tage später zustimmte. Obwohl Hoeneß keine direkten Anschuldigungen gemacht hatte, sondern lediglich auf Nachfrage bereits kursierende Gerüchte kommentiert hatte, folgten ein mediales Erdbeben und direkte Anschuldigungen ihm gegenüber als Nestbeschmutzer und Denunziant von allen Seiten.
    Die Nebenkriegsschauplätze sind es, die im Rückblick auffallen und es wert sind, noch einmal dokumentiert zu werden. Obwohl das Ergebnis von Daums Haartest noch ausstand, wurde Hoeneß bereits vorverurteilt. Es begann eine Hetzjagd. All seine Feinde meldeten sich, natürlich Willi Lemke an vorderster Front: »Wenn die Anschuldigungen nicht stimmen, sollte sich Hoeneß schnellstens aus dem Fußball verabschieden.« Leverkusens Manager Reiner Calmund stellte empört fest: »Es ist kein Platz für Friedensgespräche bei Kuchen und Sahne. Die Freundschaft mit Uli Hoeneß ist beendet.« Dortmunds Manager Michael Meier tönte: »Ich lege für Daum meine Hand ins Feuer. Dass er einen stechenden Blick hat und mit seinen Augen andere Personen geradezu manipulieren kann, das kann doch kein Indiz dafür sein, dass er kokst.« Cottbus-Präsident Dieter Krein hetzte ausgerechnet vor dem Heimspiel am Ende der Woche gegen den FC Bayern: »Hoeneß ist nun ein Gemeinschaftsfeind.«
    So kam es im »Stadion der Freundschaft« zu gellenden Pfiffen sowie drohenden Fäusten und Stinkefingern, die Hoeneß entgegengereckt wurden. Zwei Security-Männer mussten ihn auf dem Weg von der Kabine zur Bank begleiten – ein unwürdiger Spießrutenlauf.
    Dieter Hoeneß wurde beim Gastspiel von Hertha BSC in Rostock von Fans bepöbelt und angegriffen – nur weil er Ulis Bruder ist. »Ich bin mit Dosen beworfen worden, nur weil ich Hoeneß heiße. Ich verurteile das, was mit Daum passiert ist. Aber ich verurteile auch das, was derzeit mit meinem Bruder passiert.«
    Am selben Spieltag wurde Daum beim Auswärtsspiel in Bremen gefeiert, drehte nach Spielende sogar eine Ehrenrunde. Er sagte frech, ein Gespräch mit Hoeneß komme nur dann zustande, wenn »er sich bei meinen Kindern und mir in aller Form entschuldigt«.
    Am Samstag, den 21. Oktober, gibt Bayer Leverkusen um 14 Uhr eine Pressekonferenz. Reiner Calmund beginnt mit zittriger Stimme: »Christoph Daum ist ab sofort nicht mehr Trainer von Bayer 04 Leverkusen.« Die Haaranalyse war positiv, so das Ergebnis des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Köln. »Diese Erklärung vorzulesen war der schwierigste Augenblick meiner Laufbahn«, sagt Calmund im Rückblick, »nun ging es um den Menschen Daum, aber ich musste auch sofort daran denken, wie viel Unrecht Uli Hoeneß getan worden war.«
    Daum zieht sich nach Florida zurück. Der DFB erklärt, dass die Vereinbarung, der zufolge er am 1. Juni 2001 Bundestrainer werden sollte, mit sofortiger Wirkung aufgelöst werde. Und Hoeneß? Schweigt erst einmal. Er und seine Frau Susi brauchen Erholung.
    Es sei die schwerste Zeit seines Lebens gewesen, so Hoeneß. Er nennt nur ein paar Beispiele: »Da kommst du am Flughafen an, und für dein Auto gibt es eine Bombendrohung, und alles wird gesperrt. Hunderte von Menschen, die abends nach Hause wollen, müssen stundenlang warten, weil mein Auto durchsucht wird. Ich habe damals zum ersten Mal erlebt, was es heißt, wenn du ein ganzes Volk gegen dich hast. Einer hat mir

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