Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
ich knallrot werde, und bin heilfroh, dass Felix und ich nebeneinandergehen und ich ihn nicht anschauen muss.
»Er findet also, du bist ein ganz besonderer Mensch«, sagt Felix, als überrasche ihn das überhaupt nicht.
Ich werfe ihm einen schnellen Blick zu. Selbst im Profil kann ich erkennen, dass er in ernsthafte Gedanken vertieft ist. Mit einmal bleibt er einfach stehen, so dass der arme Silvester höchst unsanft ausgebremst wird. Ich stoppe ebenfalls.
»Und wie findest du diesen Niklas?«, fragt Felix.
Ich bin erstaunt, wie besorgt er klingt. Und wie aufgebracht.
Ein bisschen übertrieben finde ich das schon. Fast wie Emma kommt er mir mit einmal vor.
»Ich … ich finde ihn ebenfalls ganz besonders.«
»Ganz besonders attraktiv , solltest du wohl eher sagen.«
Ich schnappe nach Luft.
Natürlich finde ich Niklas ganz besonders attraktiv.
Schließlich ist Niklas ganz besonders attraktiv.
Aber das ist doch nicht das Besondere an Niklas, das ich meine.
»Ich finde Niklas attraktiv«, sage ich ärgerlich. »Aber nicht in erster Linie.«
Felix schüttelt ungläubig den Kopf.
Meint er etwa, ich sei so oberflächlich, dass ich mich von Niklas’ Aussehen beeindrucken lasse?
Am liebsten würde ich Felix etliche stichfeste Belege für Niklas’ hervorragenden Charakter präsentieren. Aber genau das ist ja mein Problem! Ich kenne Niklas viel zu wenig.
»Iris, du bist dir doch selber nicht sicher, ob dieser Niklas wirklich anders ist als seine Familie. Oder ob er nur so tut. Stimmt’s?« Felix schaut mich forschend an. »Sonst hättest du den Armen nicht da unten bei diesen schrecklichen Menschen gelassen. Sondern ihn mit uns auf einen Spaziergang eingeladen, nicht wahr?«
Völlig verblüfft sehe ich Felix an, wie er dort trotz des zerrenden Riesenhundes ruhig im Sonnenschein steht und mich vorsichtig anlächelt.
Ein wirklich schönes Lächeln hat er, fällt mir auf.
Und dass er mich offenbar ziemlich gut kennt.
»Das mag ja sein, dass ich mir nicht ganz sicher bin«, räume ich widerwillig ein.
Felix sieht mich erfreut an.
Ich atme einmal tief durch.
»Aber ich werde so fair sein, Niklas eine Chance zu geben. Die hat er verdient.«
Nun lächelt Felix nicht mehr.
Er mustert mich ein paar Augenblicke nachdenklich.
»Entschuldige, dass ich mich eingemischt habe, Iris«, sagt er dann sachlich. »Sicher weißt du selber am besten, was gut für dich ist.«
»Ja. Ganz genau«, bestätige ich zufrieden. Im Gegensatz zu Emma vermag Felix so etwas einzusehen. »Was hat eigentlich deine Magenspiegelung ergeben?«
Über meinen eigenen Problemen hätte ich fast vergessen, dass Felix ja ernsthaft krank sein könnte.
»Ach«, sagt er kopfschüttelnd. »Die konnten nichts finden. Der Arzt sagt, meine Schmerzen seien wahrscheinlich rein psychosomatisch. Ich soll erst mal jeden Stress vermeiden. Und nächsten Donnerstag wiederkommen.«
Ich schüttle auch den Kopf.
»Wie stellt der sich das denn vor?«, frage ich empört über so einen blöden Ratschlag. »Jeden Stress vermeiden?«
Felix zuckt mit den Schultern, als hätte er keine Lust, mit mir darüber zu reden. Dann blickt er auf seine Armbanduhr.
»Du, ich muss mich etwas ranhalten«, sagt er. »Silvesters Herrchen erwartet ihn zurück. Der Zwischenstopp bei deinem Niklas war ja nicht eingeplant.«
Schon setzt er sich zügig in Bewegung.
»Aha …«, murmle ich und versuche Schritt zu halten.
Eben hatte er doch noch Zeit für ein Essen bei den Nienabers?
Was ist denn plötzlich los?
Man könnte fast meinen, ich hätte Felix irgendwie beleidigt. Er geht so schnell, dass ich ihm kaum folgen kann. Allmählich gerate ich aus der Puste.
»Felix«, stoße ich hervor, um ihn zu einer langsameren Gangart zu bewegen.
Er wird eher noch schneller, was immerhin Silvester begeistert, der nun schwanzwedelnd neben ihm her hüpft. Gerade will ich aufgeben, als Felix vor einer pompösen Gartenpforte stehen bleibt. Er dreht sich zu mir um.
»Silvester wohnt hier«, sagt er ruhig – falls er tatsächlich verärgert war, hat er sich inzwischen gefasst. »Ich bringe ihn rein und zeige seinem Besitzer noch ein paar Eindrücke von der Fotosession auf der Kamera.« Er lächelt höflich. »Wir sehen uns, Iris. Spätestens, wenn du Papa mal wieder aufgrund seiner kläglichen hauswirtschaftlichen Kenntnisse unter die Arme greifen musst.«
Oje – ich weiß gar nicht, ob ich das in Zukunft noch will.
»Hm …«, mache ich unsicher.
Eigentlich ist mir Bruno im
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