Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
sexy Nase hast du auch«, fügt er schelmenhaft hinzu.
Ich lache laut auf.
»Sexy Nase?«, rufe ich.
Was für ein ungewöhnliches Kompliment.
»Ja. Absolut.« Niklas strahlt. Er atmet tief durch. »Und was sagst du zu meinem Vorschlag?«
Er hält immer noch meine Hand. Ich lehne mich im Stuhl zurück und bin verwirrt.
Soll ich tatsächlich einfach ja sagen?
Oder lieber warten?
Aber worauf denn eigentlich?
Niklas sieht aus, als sei er sich vollkommen sicher.
Ich entwinde ihm die Hand und greife nach meiner Tasse. Die Melange ist nur noch lauwarm. Was riskiere ich eigentlich? Ich muss keine Beziehung für ihn aufgeben. Oder meine Arbeit.
Oder ein Zuhause.
Und wenn es gut geht, finde ich sogar ein Zuhause.
»Brauchst du Bedenkzeit?«, fragt Niklas verständnisvoll.
Bedenkzeit. Was für eine gute Idee! Was für ein einfühlsamer Mann Niklas ist. Wie herrliches es sein muss, mit so einem Mann zusammenzuleben.
Auf keinen Fall will ich ihn verlieren, indem ich zu lange zögere.
Ach, am liebsten möchte ich sagen, ich bräuchte überhaupt keine Bedenkzeit.
Aber es geht nicht.
Egal, wie gerne ich ein Familienleben will. Egal, wie sehr Niklas glaubt, dass ich ihn kenne. Egal, wie einsam ich mich fühle.
Ich bringe es nicht über meine Lippen.
»Ich, ich bin ganz durcheinander, Niklas«, stammle ich und lächle gequält. »Es tut mir so leid, ich brauche tatsächlich ein wenig Zeit.«
Niklas ist enttäuscht. Das ist nicht zu übersehen. Er seufzt schwer.
Was hat er denn? Eben schien er noch Verständnis zu haben …
»Ich verstehe das vollkommen, Iris. Kein Problem«, sagt er in einem Ton, den ich nicht deuten kann.
O Gott, ich hätte das behutsamer sagen müssen!
»Versteh mich bitte nicht falsch!«, sage ich. »Ich glaube, ich will schon. Aber ich, ich bin es einfach nicht gewohnt, was Verrücktes zu machen. Auch wenn es wahrscheinlich total vernünftig ist.«
Niklas lässt mich nicht aus den Augen und schweigt.
Diesen Blick halte ich überhaupt nicht gut aus. Er gibt mir das Gefühl, herzlos zu sein. Und unfair.
»Weißt du«, sage ich, »du darfst nicht denken, dass ich deinen Vorschlag ablehne. Wenn ich mich erst mal ein wenig an die Idee gewöhnt habe, dann, dann sage ich sicher, also dann sage ich sicher ja.«
Niklas strahlt wieder.
»Ich wusste es!«, ruft er und führt meine Hand zu seinem Mund, um ihr kurz einen Kuss aufzudrücken. »Iris, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich du mich machst!«
Ihm ist doch hoffentlich klar, dass ich noch nicht wirklich ja gesagt habe? Er freut sich, als wäre schon alles besiegelt – aber das ist ja gerade das Besondere an ihm, wie stark er empfindet, denke ich gerührt.
Und eigentlich gefällt mir seine Reaktion auf meine Fast-Zusage.
Ich weiß noch, was Jörg gesagt hat, als ich zugestimmt habe, zu ihm zu ziehen. ›Prima. Dann sparst du dir die Miete. Und ich mir die Putzfrau.‹
»Ich bin auch glücklich«, sage ich zu Niklas.
Wie romantisch. Es ist ein bisschen, als planten Niklas und ich, zusammen durchzubrennen. Am liebsten würde ich ihn umarmen. Vielleicht sogar küssen. Aber all das kommt mir irgendwie unpassend vor – nach seinem züchtigen Handkuss.
»Wir sollten uns rasch ans Planen machen, nicht wahr?« Niklas nickt eifrig.
»Ans Planen?«
Er lächelt milde.
»Na, sicher«, sagt er fröhlich. »Du hast selber gesagt, du brauchst schnell eine neue Bleibe. Und da es jetzt ein ganzes Haus sein soll, müssen wir uns ein wenig beeilen. Oder?«
Es stimmt natürlich, was er sagt. Jedenfalls hinsichtlich meiner aufkommenden Wohnungslosigkeit. Dass ich aber jetzt noch nicht nach einem gemeinsamen Haus mit ihm schauen will, muss ich ihm offenbar noch deutlicher sagen.
Er schaut mich liebevoll an und streichelt zärtlich meine Hand.
Verdammt, was mache ich nur?
Ich will ihm doch seine Freude nicht gleich wieder verderben. Und was schadet es schon, wenn ich mir seine Pläne anhöre. Das heißt schließlich nicht, gleich mit der Umsetzung zu starten. Außerdem könnte es nützlich sein, zu wissen, wie Niklas sich unser Wohnprojekt vorstellt.
»Du hast recht«, räume ich ein. »Wie sieht denn dein Plan aus?«
Niklas’ Augenbrauen fahren erfreut in die Höhe, ihre Grausprenklung empfinde ich inzwischen als angenehm seriös.
Langsam zieht er mehrere ordentlich gefaltete Blätter aus der Reverstasche seines Anzuges und breitet sie neben meinem Kuchenteller auf der weißen Tischdecke aus.
»Bitte! Ein Haus«, sagt
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